Eine Komödie mit Ben Stiller lockt noch immer viele Besucher in die Kinos. Das bewies die Vorstellung, die Johannes Michel besuchte. Aber überzeugt dann auch der Film? Für einen netten Kinoabend ist Nach 7 Tagen – Ausgeflittert sicher geeignet. Aber Vorsicht: Besser die Erwartungen etwas Runterschrauben.
Nach 7 Tagen – Ausgeflittert (The Heartbreak Kid)
Komödie, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 116 Minuten.
Mit: Ben Stiller, Michelle Monaghan, Malin Akerman, Carlos Mencia, Jerry Stiller, Rob Corrdry, Scott Wilson, Danny R. McBride u.a. Regie: Peter Farrelly und Bobby Farrelly.
„F*** mich wie ein Schwarzer!“
Nein, der Redakteur hält nichts von Rassenhass. Es handelt sich hier lediglich um ein Zitat aus dem Film – der nicht immer (politisch) korrekt bleibt. Künstlerisch hat sich bisher keiner der Filme der Farrelly-Brüder einen Namen gemacht. Mit dabei sind „Meisterwerke“ wie Verrückt nach Mary oder Unzertrennlich. Nun soll Ben Stiller als zurückhaltender Junggeselle Eddie Cantrow zeigen, was er drauf hat.
Eddie ist mit 40 Jahren noch immer nicht verheiratet. Nach der Hochzeitsfeier seiner großen Liebe (natürlich mit einem anderen) zieht er durch die Straßen von San Francisco und beobachtet ein Pärchen nach dem anderen. Durch einen Zufall lernt er Lila (Malin Akerman) kennen und verliebt sich in sie. Da sie vorgibt, von ihrer Firma nach Europa versetzt zu werden, da sie nicht verheiratet ist, beschließt Eddie, ihr einen Antrag zu machen. Schwupps ist Eddie unter der Haube – nach gerade einmal sechs Wochen Beziehung. Bis dahin läuft alles glatt, allerdings wird die Hochzeitsreise nach Mexiko zur absoluten Katastrophe. Denn Lila ist gar keine Wissenschaftlerin, wie sie vorgegeben hat, sondern eine verarmte Volontärin, die bisher keinen Cent in ihrem Leben verdient hat. Außerdem ist sie sexsüchtig und erzählt Eddie von ihrer Vergangenheit als Kokserin. Als sie sich einen Sonnenbrand einfängt und auch dem Zimmer bleiben muss, streift Eddie durch die Gegend und trifft auf Miranda (Michelle Monaghan), die im sofort sympathisch ist. Was also tun?
Tja: Sonne + keine Sonnencreme = Sonnenbrand.
Peter und Bobby Farrelly thematisieren den absoluten Horrortrip – nicht nur für einen Mann. Was tun, wenn sich auf einmal auf der Hochzeitreise der Partner zum randalierenden Nervenbündel entwickelt, während im Luxushotel schöne Frauen (und Männer) im Überfluss vorhanden sind? Klar, zuerst einmal heißt es da Nerven bewahren, aber jeder Kinobesucher wird mit Eddie mitfühlen, wenn seine Frau ihn im Bett regelrecht quält (was bitte sind die Stellungen „Bulldozer“ und „Presslufthammer“?!?), im Auto Spice-Girls-Songs zum besten gibt oder sich mit ihrem Sonnenbrand fast einen Tag lang im Badezimmer einschließt. Und, nicht zu vergessen, vor der Hochzeit in keinster Weise die Wahrheit über ihr Leben erzählt hat.
Nachzuvollziehen ist Eddies Lage zu jeder Zeit, spielt doch Ben Stiller den eigentlich ruhigen und gemäßigten Junggesellen in erstklassiger Art und Weise. Es zeigt sich einmal mehr, dass eine Komödie allein durch seine Besetzung Punkte hinzugewinnen kann. Aber auch der Rest der Schauspielertruppe agiert auf ordentlichem Niveau. Peinlich sind nur der Hotelangestellte Onkel Tito (Carlos Mencia) und Eddies Vater Doc (Jerry Stiller, King of Queens; übrigens Ben Stillers Vater auch im echten Leben), der schlechte Sprüche am laufenden Band reist und dem Bild eines Vaters (immerhin ist Jerry Stiller bereits 80 Jahre alt) in keinster Weise entspricht.
Nach 7 Tagen – Ausgeflittert basiert auf einer Kurzgeschichte von Bruce Jay Friedman und wurde bereits 1972 unter dem Titel Pferdewechsel verfilmt. Insgesamt dürfte er viele mit seinem Humor ansprechen, die Gagdichte ist äußerst hoch. Allerdings sind fast zwei Stunden etwas zu viel. Insbesondere die minutenlange Flucht Eddies aus Mexiko, nachdem Lila seinen Pass verbrand hat, ist vollkommen überflüssig für den Verlauf der Geschichte. Wer wirklich peinlich berührt werden möchte, sollte während des Abspanns unbedingt sitzen bleiben und miterleben, wie es mit Eddies Ex Lila denn weitergeht.
Positiv ist allerdings festzustellen, dass auch in dieser Komödie wieder einmal so einiges aus dem wirklichen Leben steckt. Nicht umsonst ist es doch ein Klischee, dass sich Partner nach der Hochzeit ganz anders verhalten als vorher. Auch einige Figuren in Nach 7 Tagen – Ausgeflittert runden das Bild ab. So beispielsweise Eddies Freund Mace (Rob Corrdry), der unter der Fuchtel seiner Frau steht, das aber natürlich nicht zugeben möchte und daher gute Miene zum bösen Spiel macht. Viel zu Lachen gibt es somit auf jeden Fall, und daher ist der Film auch eine gelungene Komödie, die zwar nicht vollständig, aber doch in vielen Punkten überzeugen kann und nur einmal langweilt, als Eddie versucht, Mexiko auf illegalem Weg zu verlassen. Und wer bis zum Schluss durchhält, was nicht allzu schwer sein dürfte, bekommt noch einen Gag zum Wegschmeißen, nachdem Miranda endlich zu Eddie zurückkehrt.
Fazit: Überdurchschnittliche Komödie, die für viele Lacher sorgt, allerdings ab und zu Durchhänger aufweist. 6 von 10 Punkten.
Eddie sitzt bei einer Hochzeit am Kinder-, äh, Singletisch.
Lila hat Eddie schon nach sechs Wochen eingewickelt.
Miranda hingegen ist das genaue Gegenteil und Eddie will sie unbedingt haben.
Peinlicher Charakter: Eddie mit seinem Vater, der mehr dreckige Sprüche drauf hat als ein Jugendlicher heutzutage.
Johannes Michel, 04. November 2007. Bilder: Universal.
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