Nicht zum ersten Mal sehen wir Jim Carrey in einer „ernsten“ Rolle. Johannes Michel hat sich den Thriller “Number 23” angeschaut, der eigentlich eher in ein Programmkino als auf die große Multiplex-Leinwand passt.
Number 23
(The Number 23)
Thriller, USA 2006. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 98 Minuten.
Mit: Jim Carrey, Virginia Madsen, Danny Huston, Logan Lerman, Lynn Collins, Rhona Mitra, Michelle Arthur, Mark Pellegrino u.a. Regie: Joel Schumacher.
Zahlenakrobatik für Anfänger
US-Blödelbarde Jim Carrey in einem ernsten Film? Kann das funktionieren? Ja, es kann – spätestens seit The Truman Show (1998) sind seine vielfältigen Talente in Hollywood bekannt. Nach Ausflügen ins komische Fach (“Bruce Allmächtig“) kann er hier wieder eine andere schauspielerische Seite zeigen.
Walter Sparrow (Jim Carrey), seines Zeichens städtischer Hundefänger, feiert seinen 32. Geburtstag und möchte diesen Abend mit seiner Frau verbringen. Dank eines flüchtigen Hundes kommt er allerdings zu spät zum Treffpunkt. Seine Frau Agatha (Virginia Madsen) hat sich derweil in einer Buchhandlung umgeschaut und schenkt ihrem Mann den Roman „The Number 23“, in dem sich alles um die Zahl 23 dreht. Sparrow verschlingt dieses Buch nahezu und entdeckt mehr und mehr Parallelen zu seinem Leben. Im Roman selbst kämpft ein Polizist namens Fingerling ums nackte Überleben zwischen Selbstmördern, Sex und Intrigen. Was nur als Lektüre begann, wächst sich zum Problem für Sparrows eigenes Leben aus – denn plötzlich verfolgen auch ihn Mordgedanken. Da seine Frau in für verrückt hält, macht er sich schließlich mit Sohn Robin (Logan Lerman) daran, das Geheimnis zu lüften.
Verwirrt von der „23“: Walter Sparrow.
“The Number 23” spielt in zwei Welten: Das ist zum einen Walter Sparrows reales Leben, in dem er die Rätsel des Romans zu lösen hat. Regisseur Joel Schumacher (“Batman & Robin“, “Batman Forever“) stellt diesen Teil des Films konventionell dar. Im Gegensatz dazu steht die Parallelwelt des Buches. Detective Fingerling (ebenfalls gespielt von Jim Carrey) ringt in einer fast zur Comicwelt stilisierten Szenerie. Hier herrschen deftige Farben, schrille Kostüme sowie rohe Gewalt und natürlich ebenfalls der Kult um die Zahl 23.
Diese ist, zwar nicht zu vergleichen mit 7 und 13, ebenfalls eine mystische Zahl. In “23 – Nichts ist so wie es scheint”, einem Film aus dem Jahr 1998, wird diese Zahl in Bezug auf den Chaos Computer Club erstmals groß auf die Leinwand gebracht. Joel Schumacher versucht sich in “Number 23” ebenfalls an Zahlenakrobatik. Dass sein Experiment gelingt (“Number 23” ist übrigens Schumachers 23. Film), ist vor allem Jim Carrey zu verdanken, der wieder einmal unter Beweis stellt, dass seine Talente nicht nur im komischen Bereich liegen.
Insgesamt ist der Film packend inszeniert, auch die weiteren Schauspieler überzeugen. Hobbypsychologen werden zwar ohne größere Probleme den Schluss schon nach einer halben Stunde voraussehen, dennoch bleibt es für die meisten spannend bis zur letzten Minute. Der Zuschauer kann sich vollkommen den Bildern hingeben, es bleibt ihm wenig Zeit, während des Films nachzudenken, wie sich die Handlungsstränge zusammen fügen könnten.
Die Auflösung ist leider etwas sehr schlicht geraten. Bis ins kleinste Detail schlüsselt Schumacher auf, warum und wieso es so sein muss, wie es ist – sicherlich ein Zugeständnis an die Produzenten, die den Film nicht nur in Programmkinos sehen wollten. Das Mysteriöse, das über weite Strecken “Number 23” trägt, fällt damit von jetzt auf da weg, so dass insgesamt ein grundsolider, spannender Thriller übrig bleibt. Eigentlich schade.
Fazit: Packend gespielter, gut inszenierter, aber etwas zu „einfacher“ Thriller. 7 von 10 Punkten.
Schenkt ihrem Mann ein Buch: Agatha.
Nachforschungen: Sparrow und Sohn.
Johannes Michel, 16. April 2007. Bilder: Warner
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