Nachdem er mit Glass (2019) seine mit Unbreakable (2000) begonnene und mit Split (2016) fortgesetzte Trilogie beendet hatte wandte sich der indisch-amerikanische Filmemacher M. Night Shyamalan einem neuen Projekt zu. In Old gelangt eine Gruppe Urlauber an einen exklusiven Strand, der seine gravierenden Tücken hat…
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Old
Mysterythriller USA 2021. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 109 Minuten. Kinostart: 29. Juli 2021.
Mit: Gael Garcia Bernal, Vicky Krieps, Alex Wolff, Thomasin McKenzie, Rufus Sewell, Abbey Lee, Nikki Amuka-Bird, Ken Leung, Aaron Pierre, Eliza Scanlen, Alexa Swinton, Nolan River, Kailen Jude u.a. Nach der Graphic Novel Sandburg von Pierre Oscar Lévy und Frederik Peeters. Drehbuch und Regie: M. Night Shyamalan.
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Das Böse unter der Sonne?
Museumskuratorin Prisca (Vicky Krieps) und Versicherungsmathematiker Guy (Gael Garcia Bernal) sind verheiratet und haben zwei Kinder: die elfjährige Tochter Maddox (Alexa Swinton) und den sechsjährigen Sohn Trent (Nolan River). Das Ehepaar will sich trennen, doch zuvor soll noch ein schöner Familienurlaub am Meer verbracht werden. Im Ferienresort erhält die Familie vom Resortmanager (Gustaf Hammarsten) den Zugang zu einem exklusiven, noch fast unberührtem Strand. Doch auch weitere Gäste dürfen sich dort aufhalten: Arzt Charles (Rufus Sewell), seine Model-Ehefrau Chrystal (Abbey Lee), die gemeinsame Tochter Kara (Kyle Bailey) und Charles Mutter Agnes (Kathleen Chalfant) sowie die an Epilepsie leidene Psychologin Patricia (Nikki Amuka-Bird) und ihr Gatte, der Krankenpfleger Jarin (Ken Leung). Der berühmte Rapper Brendan alias Midsize Sedan (Aaron Pierre) ist bereits dort. Kurze Zeit später wird die Leiche einer Frau entdeckt. Doch eine Tote ist bald nicht mehr das einzige Problem der Urlauber. Denn plötzlich sind die Kinder Maddox (nun Thomasin McKenzie), Trent (Luca Faustino Rodriguez/Alex Wollf) und Kara (Mikaya Fisher/Elia Scanlen) innerhalb kürzester Zeit älter geworden. Schon bald müssen auch die Erwachsenen feststellen, dass der Alterungsprozess am idyllischen Strand in erhöhter Geschwindigkeit voranschreitet. Versuche, dem “Paradies” zu entkommen oder per Handy Hilfe zu holen, schlagen fehl…
Mit The Sixth Sense (1999) gelang Manoj Nelliyatu “M. Night” Shyamalan der Durchbruch. In der Folge erarbeitete sich der indisch-amerikanische Filmemacher vor allem große Bekanntheit durch weitere Mystery-Streifen mit einschneidenden Twists. Ich kenne ehrlich gesagt außer dem bereits genannten Film mit Haley Joel Osment und Bruce Willis bisher nur Signs (2002, mit Mel Gibson und Joaquin Phoenix) und Split (mit James McAvoy und Anya Taylor-Joy). Nach ein paar Flops hat Shyamalan seit Mitte der 2010er Jahre wieder mehr Erfolg. Neben den überraschenden Wendungen haben seine Filme aber auch ein weiteres Kennzeichen: die Geschichten haben nicht selten gravierende Logiklücken. Ein Problem, welches auch Old mit sich herumschleppt.
Das Szenario versammelt eine einigermaßen illustre Gruppe von Figuren am verhängnisvollen Strand und als kurze Zeit später die Leiche gefunden wird, dann wähnt man sich als Zuschauer für wenige Minuten in einem klassischen Murder-Mystery. Als erstes wird der schwarze Rapper verdächtigt, doch wie sich mit der Zeit herausstellt ist die diffuse Faktenlage eine ganz andere. Shyamalan, der auch das Drehbuch schrieb, treibt die Story passend zur Situation der Urlauber schnell voran, schließlich läuft den Besuchern ja wortwörtlich die Zeit davon. Dazu liefert Kameramann Michael Gioulakis starke Bilder, vor allem wenn das Geschehen immer wieder aus ungewöhnlichen Perspektiven gefilmt wird. Gedreht wurde vom 26. September bis 15. November 2020 in der Dominikanischen Republik. Für Shyamalan war es das erste Mal seit seinem Erstling, dass er außerhalb seines Heimat-Bundesstaates Pennsylvania drehte.
Für die unterschiedlichen Rollen hat Shyamalan eine internationale Besetzung versammelt. Die Luxembourgerin Vicky Krieps (Colonia Dignidad, Phantom Thread) und der Mexikaner Gael Garcia Bernal (Die Reisen des jungen Che, Babel) spielen das Ehepaar Prisca und Guy. Als angespannten Arzt Charles sehen wir Rufus Sewell (Hercules [2014], The Man in the High Castle). Die Rolle des Models wurde Abbey Lee (Elizabeth Harvest) auf den dünnen Leib geschrieben. Ken Leung, der Krankenpfleger Jarin verkörpert, hatte zuvor bereits Erfahrung als Gestrandeter in der Mysteryserie Lost. Jarins an Epilepsie erkrankte Gattin spielt die britische Schauspielerin Nikki Amuka-Bird (David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück, Avenue 5). Leider lässt das Drehbuch diese fähigen Akteure mit teils redundanten oder hölzernen Dialogen allein, so dass am Ende die Darsteller der Kinder, die sich plötzlich in den Körpern junger Erwachsener finden, in Person der Neuseeländerin Thomasin McKenzie (Jojo Rabbit und demnächst Last Night in Soho), der Australierin Eliza Scanlen (Milla meets Moses) und Alex Wolff (Hereditary), am besten agieren, weil sie die Irritation über das rasend schnelle Wachstum ihrer Körper glaubhaft darstellen.
Bei der Sichtung des Films an sich mögen vielen Zuschauern die Logiklücken nicht so sehr auffallen. So zumindest ging es mir im Kinosaal. Aber wenn man hinterher die ganze Geschichte etwas hinterfragt kommen springen einen die Plotholes mehr oder minder fast ins Gesicht. Aus Spoilergründen wird hier jetzt nicht auf alle eingegangen, aber ein paar auffällige, logische “Unebenheiten” seien an dieser Stelle erwähnt: Rapper Brendan ist schon einige Stunden vor Ort als die anderen Urlauber am exklusiven Strand eintreffen. Also dürfte er zu diesem Zeitpunkt schon kein junger Mann mehr sein. Wie bereits erwähnt wachsen die drei anwesenden Kinder Maddox, Trent und Kara innerhalb kürzester Zeit. Praktischerweise wächst ihre Kleidung gleich mit. Zudem widersprechen sich einige biologische Vorgänge selbst. Natürlich wartet Old, wie man von seinem Macher gewohnt ist, mit einem Twist zum Schluss auf, welcher sich (wie auch der restliche Film) wohl im Mittelfeld von Shyamalans Werk einordnet.
Fazit: Interessantes, optisch gut umgesetztes Szenario, das aber insgesamt zu viele Logiklöcher aufweist. 6 von 10 Punkten.
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Guy und Prisca mit ihren veränderten Kindern
Patricia und Jarin
Ein grausiger Fund
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Marius Joa, 6. August 2021. Bilder: Universal.
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