Mit Verspätung kam Operation Fortune, das neue Werk des Gangsterfilm-Experten Guy Ritchie, nun doch in die Kinos. Im starbesetzten Agentenfilm muss eine Gruppe talentierter Spione verhindern, dass eine neuartige Waffe in falsche Hände gerät.
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Operation Fortune (Operation Fortune: Ruse de Guerre)
Agentenfilm USA 2023. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 114 Minuten. Kinostart: 5. Januar 2023.
Mit: Jason Statham, Aubrey Plaza, Cary Elwes, Josh Hartnett, Bugzy Malone, Hugh Grant, Eddie Marsan, Peter Ferdinando, Lourdes Faberes u.v.a. Drehbuch: Ian Atkinson, Marn Davies und Guy Ritchie. Regie: Guy Ritchie.
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Schnörkel- und schmucklos
Knighton (Eddie Marsan), ein hochrangiges Mitglied des britischen Geheimdienstes, alarmiert seinen Kollegen Nathan Jasmine (Cary Elwes). Denn eine neuartige Technologie namens „The Handle“ wurde aus einem ukrainischen Forschungslabor gestohlen und könnte großen Schaden anrichten, wenn sie in die falschen Hände geraten würde. Für zehn Milliarden Dollar soll „The Handle“ auf dem Schwarzmarkt angeboten werden. Nathan stellt ein Team hochkarätiger Agenten zusammen, die herausfinden sollen, wer die Technologie kaufen will. Ausgerechnet der sehr fähige, aber schwierige Orson Fortune (Jason Statham) soll dabei eine zentrale Rolle spielen. Wegen seiner Klaustrophobie reist Orson nur in einem geräumigen Privatjet und zur Linderung seiner anderen „medizinischen“ Bedürfnisse dürfen es nur die besten Weine der Welt sein. Zum Team gehören außerdem die Amerikanerin Sarah Fidel (Aubrey Plaza) und der noch nicht so erfahrene J.J. Davies (Bugzy Malone). Erste Recherchen ergeben, dass der Waffenhändler und selbsternannte Philanthrop Greg Simmonds (Hugh Grant) den Deal um „The Handle“ abwickeln wird. Um an Simmonds heranzukommen engagieren die Agenten den erfolgreichen Hollywood-Star Danny Francesco (Josh Hartnett), den Lieblingsschauspieler des Waffenhändlers…
Die wenigen Filme, welche ich von Guy Ritchie bisher gesehen habe, konnten mich allesamt nicht so wirklich überzeugen. Sherlock Holmes (2009) und Sherlock Holmes: Spiel im Schatten (2011), mit Robert Downey Jr. als Holmes und Jude Law als Watson, boten knallige Blockbuster-Unterhaltung. King Arthur: Legend of the Sword entpuppte sich als stylish inszenierte, aber inhaltlich völlig lieblose Angelegenheit. Die nun mehr 13. Regie-Arbeit des britischen Filmemachers, Operation Fortune, läuft seit letzter Woche in den deutschen Kinos. Trotz prominenter Besetzung und potenzialträchtigem Setting ist am Ende aber wieder nur ein recht mittelmäßiges Werk herausgekommen.
Ursprünglich sollte der ab Januar 2021 in England, der Türkei und Katar gedrehte Streifen bereits im ersten Quartal 2022 in den Lichtspielhäusern starten, wurde aber fast um ein Jahr nach hinten verschoben. Wahrscheinlich wurde der Kinostart zwischenzeitlich auf Eis gelegt, weil es im Zuge des andauernden Angriffkrieges Russlands gegen die Ukraine als problematisch angesehen wurde, dass ukrainische Gangster vorkommen. Im fertigen Film spielen diese allerdings keine sehr große Rolle und deren Nationalität wird auch nicht ausdrücklich erwähnt, wodurch für mich die Vermutung naheliegt, dass dieser Aspekt in der finalen Fassung etwas gekürzt wurde.
Nach dem Trailer erwartet man eine rasante Agenten-Actionkomödie, nur leider kann Ritchie diese Erwartungen nicht einlösen. Die ganze Veranstaltung wird zwar solide aber auch recht zweckmäßig, um nicht zu sagen schmucklos, durchgezogen. Auch den durch den französischen Untertitel im Original, „Ruse de Guerre“ (zu deutsch: „Kriegslist“) angeteaserten wendungsreichen Plot sucht man vergeblich. Stattdessen bleibt die Story überaus geradlinig und bietet allerlei IT-lastige Tasks, quasi Mission: Impossible ohne Twists, selbstzerstörende Nachrichten, Masken, überzogene Action und den unvermeidlichen Ober-Scientologen.
Neben den ansprechenden Locations punktet Operation Fortune vor allem durch die gut aufgelegte Besetzung. Jason Statham, hier zum fünften Mal in einem Film von Ritchie tätig, gibt den coolen Draufgänger-Agenten, der kaum eine Miene verzieht, und dennoch nicht auf den Mund gefallen ist, vor allem bei den verbalen Scharmützeln mit seinem etwas steifen Missionsleiter Nathan, gespielt von Cary Elwes (Die Braut des Prinzen, Robin Hood – Helden in Strumpfhosen). Den fast nur auf Romantik-Komödien festgelegten Hugh Grant (Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Mitten ins Herz – Ein Song für dich) als schmierigen, aber gar nicht mal so extrem unsympathischen Waffendealer zu besetzen erweist sich als Glücksfall.
Die beiden Darsteller, für welche ich mir den Streifen überhaupt angesehen habe, enttäuschen ebenso wenig. Aubrey Plaza (Legion), die ich überhaupt erst das zweite Mal auf der großen Leinwand bestaunen kann, darf als abgebrühte Agentin Sarah die Situationen immer wieder mit einem nicht selten derben Spruch kommentieren. Nur hätte ich mir für diese Rolle eine bessere Synchronstimme gewünscht (Kaya Möller aus Legion wäre die bessere Wahl). Und Josh Hartnett (Penny Dreadful) unterhält köstlich als engagierter Schauspieler Danny Francesco, der schnell in die wichtigste Rolle seines Leben hineinwächst.
Am Ende tut Operation Fortune niemandem weh und vermag andere Zuschauer*innen je nach Erwartungshaltung auch mehr zu begeistern als mich. Nur stellt sich die Frage, ob man so einen Film wirklich im Kino zeigen muss oder ob er direkt bei einem Streamingdienst nicht besser aufgehoben wäre.
Fazit: Kurzweilig-unterhaltsamer aber inhaltlich ziemlich austauschbarer Agenten-Streifen von Guy Ritchie, immerhin mit launiger Besetzung. 6 von 10 Punkten.
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Nathan leitet die Mission
Orson und Sarah instruieren Schauspieler Danny
Hugh Grant als Waffenhändler Greg Simmonds
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Marius Joa, 13. Januar 2023. Bilder: Leonine.
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