Im munteren Fortsetzungsreigen, der alljährlich über die Kinoleinwände hereinbricht gibt es dieses Jahr mit Im Bann des Zyklopen auch einen zweiten Teil der Percy Jackson-Reihe. Titelheld Percy und seine Freunde machen sich auf die gefährliche Suche nach dem Goldenen Vlies.
Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen (Percy Jackson: Sea Of Monsters)
Fantasyfilm USA 2013. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 107 Minuten. Kinostart: 15. August 2013.
Mit: Logan Lerman, Brandon T. Jackson, Alexandra Daddario, Leven Rambin, Jake Abel, Nathan Fillion, Anthony Stewart Head, Douglas Smith, Stanley Tucci u.v.a. Regie: Thor Freudenthal. Drehbuch: Marc Guggenheim. Nach dem Roman von Rick Riordan.
Wein zu Wasser
Nachdem es Halbgott Percy Jackson (Logan Lerman), Sohn des Meeresgottes Poseidon, mit seinen Freunden Annabeth (Alexandra Daddario) und Grover (Brandon T. Jackson) gelang, den gestohlenen Herrscherblitz von Göttervater Zeus zu finden und damit einen Krieg unter den Göttern zu verhindern, ist nun für ihn im Halbgott-Camp der etwas tristere Alltag eingekehrt. Ständig wird er von der arroganten Clarisse (Leven Rambin), Tochter des Kriegsgottes Ares, übertrumpft und gedemütigt. Und so beginnt sich Percy zu fragen, ob sein erstes Abenteuer nicht eine Eintagsfliege war. Da taucht der abtrünnige Halbgott Luke (Jake Abel), Sohn des Götterboten Hermes, auf und bedroht das Camp der Halbgötter. „Schulleiter“ Dionysos, Gott des Weines, alias Mr. D (Stanley Tucci) und Kentaure Chiron (Anthony Stewart Head) wissen, dass nur das Goldene Vlies den Schutzschild um das Camp bewahren kann. Doch auch Finsterling Luke will das berühmte Widderfell, um damit den von den Göttern gestürzten Urtitanen Kronos zu erwecken…
Sind das Haie?
Durch seinen Sohn, der immer Gutenachtgeschichten aus der griechischen Mythologie hören wollte, kam der amerikanische Lehrer Rick Riordan auf die Idee, die antike Sagenwelt weiter zu spinnen und in die heutige Welt zu versetzen. So entstand die Jugendbuchreihe um den Poseidon-Spross Percy Jackson und dessen Halbgottfreunde, die „antike“ Abenteuer im 21. Jahrhundert erleben. Von 2005 bis 2009 erschienen die fünf Bände der Buchreihe und im Februar 2010 eine aufwändige Verfilmung fürs Kino. In Percy Jackson: Diebe im Olymp konnten Percy und seine Freunde Annabeth und Grover einen Krieg unter den olympischen Göttern verhindern. Der rasante Film überzeugte vor allem durch die kreativen Einfälle mit denen die Elemente der griechische Sagenwelt in die heutige Zeit übertragen wurden: Lotophagen in Las Vegas, der Eingang zur Unterwelt bei den Hollywood-Buchstaben oder Medusas Gartencenter. In der nun, dreieinhalb Jahre später, veröffentlichten Fortsetzung, wird dies ähnlich gehandhabt. Der Ort, an welchem Percy & Co das Goldene Vlies suchen, die See der Ungeheuer, befindet sich freilich im Bermuda-Dreieck. Und der mechanische Stier funktioniert in bester Steampunk-Manier.
Insgesamt funktioniert auch „Percy Jackson 2“ als kurzweilige Abenteuer-Unterhaltung, die sich aus dem Füllhorn der antiken Sagenwelt auf recht originelle Weise bedient und damit auch besser ist als die mythologisch uninspirierten Filme Kampf der Titanen (2010) und Krieg der Götter. Man sieht sich den zweiten Teil an und nach gut hundert Minuten fühlt man sich ganz ordentlich unterhalten. Aber nach kurzem Überlegen kommt man mit sich überein, dass hier auch mehr drin gewesen wäre.
Dabei haben gerade die Effekt-Spezialisten bei den diversen mythischen Figuren und Monstern wirklich gute Arbeit geleistet. Und so kommt es, dass der Höhepunkt des Films eine Prophezeiung des Orakels von Delphi ist (welches sich praktischerweise im Dachboden befindet), deren Animation an zum Leben erweckte Kirchenfenstermalerei erinnert.
Die sich eigentlich schon im ersten Film anbahnende Liebesgeschichte zwischen Poseidonspross Percy und Annabeth, der Tochter Athenes, wird völlig weggelassen. Stattdessen steht der zwischenmenschliche Fokus auf der „Integration“ von Percys neu entdecktem Halbbruder Tyson, der ein Zyklop ist und vor allem wegen seines Aussehens für Ressentiments sorgt.
Leider fehlt Im Bann des Zyklopen auch die Starpower seines Vorgängers. Weder Sean Bean als Göttervater Zeus, Kevin McKidd als Percys Vater, Meeresgott Poseidon, noch Pierce Brosnan als Chiron sind hier dabei, wobei letzterer in der Rolle des Kentauren von Anthony Stewart Head (Buffy, Merlin) ersetzt wird. Ansonsten bleibt fast nur ein augenzwinkernder Kurzauftritt von Nathan Fillion (Firefly, Castle) als Götterbote Hermes. Stanley Tucci (In meinem Himmel; Ein Sommernachtstraum, 1999) spielt den etwas verwirrten Weingott Dinysos, der als „Mr. D“ das Halbgott-Camp leitet, und dessen Wein beim Einschenken leider immer zu Wasser wird.
Fazit: Kurzweilige Fortsetzung der jugendlichen Mythologie-Abenteuer, unterhaltsam aber mit viel Luft nach oben. 5 von 10 Punkten.
Mr. D macht Wein zu Wasser
Marius Joa, 19. August 2013. Bilder: Fox.
Schreibe einen Kommentar