Computerspiel-Verfilmungen sind so eine Sache… Schon oft genug scheiterte Vieraugen-Kino-Spezialfreund Uwe Boll und erntete von unserer Redaktion Hohn und Spott. Nun versucht sich Mike Newell mit Walt Disney im Rücken an Prince Of Persia, einer der erfolgreichsten Computerspiel-Serie aller Zeiten. Ob’s gelungen ist, schreibt Johannes Michel.
Prince Of Persia – Der Sand der Zeit (The Sands Of Time)
Abenteuerfilm, USA 2010. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 116 Minuten. Deutscher Kinostart: 20. Mai 2010
Mit: Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton, Ben Kingsley, Alfred Molina, Steve Toussaint, Toby Kebbell, Richard Coyle u.v.a. Regie: Mike Newell
Herzlich Willkommen zum 2-Stunden-Kurs „Wand hoch laufen“ mit Jake
Computerspiele und Filme wachsen immer mehr zusammen. Schließlich werden die wenigsten Szenen eines heutigen Hollywood-Blockbusters noch in der realen Welt oder im dekorierten Studio gedreht. Vielmehr übernehmen Computer die Rechenleistung im Hintergrund. Das tolle an „Prince Of Persia – Der Sand der Zeit“: Dem Film ist dies in keinem Moment anzusehen.
Eines Tages adoptiert König Sharaman (Ronald Pickup) den Straßenjungen Dastan (Jake Gyllenhaal), und macht ihn damit zu seinem dritten Sohn. Mit seinen Brüdern versteht er sich gut, ist aber bei militärischen Dingen nicht immer einer Meinung mit den beiden. So auch, als sie beschließen, die heilige Stadt Alamut anzugreifen. Dennoch beteiligt er sich, muss aber, als er verdächtigt wird, seinen Vater vergiftet zu haben, mit Prinzessin Tamina von Alamut (Gemma Arterton) fliehen. Es stellt sich heraus, dass Dastans Onkel Nizam (Ben Kingsley) nicht mit offenen Karten spielt: Er kennt das Geheimnis Alamuts, das seit vielen Jahren den Sand der Zeit beherbergt. Dastan und Tamina versuchen derweil, Schlimmeres zu verhindern und Dastan vom Mordverdacht reinzuwaschen.
Dastan und Tamina fliehen vor der persischen Armee.
Familienclans sind auf der einen Seite etwas Positives, auf der anderen ergeben sich in ihnen aber auch brenzlige oder sogar gefährliche Situationen. So auch in Prince Of Persia – Der Sand der Zeit. Drei Brüder teilen sich die Macht in einem riesigen Weltreich, und der Vater mischt auch noch mit. Daneben steht dessen Bruder, der einen nicht gerade sympathischen Eindruck macht. Daraus könnte ein guter Filmemacher auch ein Familiendrama spinnen, für einen Actionfilm allerdings scheint diese Komponente zu wenig zu sein.
Also muss Jake Gyllenhaal als Dastan nicht nur familiäre Konflikte bewältigen und sich vom Mordverdacht reinwaschen, sondern auch Mauern hochlaufen, Seile schwingen und natürlich oft Säbel und Dolch zücken. Klar, als Prinz von Persien kann er die Computerspiel-Reihe nicht verleugnen, er dürfte das auch gar nicht. Schließlich stehen die zahlreichen Computerspieler ganz oben auf der Liste der Kinogänger.
Dennoch: In der gesponnenen Geschichte, die so übrigens im Computerspiel gar nicht existiert, steckt deutlich mehr Potenzial, als der Film schließlich herausholt. Die Charaktere sind sehr flach angelegt – und das, obwohl Topschauspieler wie Ben Kingsley (Gandhi, Shutter Island) und Alfred Molina (Grabgeflüster, Spider-Man 2) eigentlich etwas anderes erwarten lassen. Regisseur Mike Newell nutzt dies allerdings zu keiner Zeit voll aus.
Glücklicherweise begeht er nicht den Fehler, sich in endlosen Schlachten zu verirren. Zwar ist die Action ein wichtiger Bestandteil des Films, nimmt aber nicht überhand. Die Kampfszenen gefallen, könnten allerdings noch etwas mehr von der Dolch-Komponente Gebrauch machen. Der Computerspieler wird wissen: Im Spiel ist der Dolch nahezu ständig im Einsatz, und nicht nur als schmückendes Beiwerk.
Spaß macht Prince Of Persia – Der Sand der Zeit aber allemal. Zu verdanken ist dies vor allem der tollen Tricktechnik, aber auch den Schauspielern. Jake Gyllenhaal, bisher nicht gerade als der Held schlechthin bekannt, hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Auch Gemma Arterton gefällt. Nur einer fällt negativ ab, nämlich Alfred Molina. Dies liegt allerdings in keinster Weise an ihm, sondern am dümmlichen Drehbuch, das seine Rolle als Wüstengauner zu keiner Zeit ernst nimmt – er mutiert schlicht und einfach zur nervigen Witzfigur.
Fazit: Zwanzig Minuten länger und mit etwas tieferer Story – Prince Of Persia – Der Sand der Zeit hätte die erste Computerspiel-Verfilmung werden können, die voll überzeugt. Aufgrund der genannten Schwächen verbleiben aber immer noch solide 7 von 10 Punkten.
Prinz Dastan im Einsatz.
Ben Kingsley als leicht unsympathischer Onkel.
Perfekte Actionszenen unterhalten die Zuschauer.
Johannes Michel, 4. Juni 2010. Bilder: Walt Disney.
Empfehlungen
Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie folgende Filme mochten…
Königreich der Himmel (7/10)
Troja (7/10)
Schreibe einen Kommentar