Bücher von Tommy Jaud sind nicht wirklich literarisch ergiebig oder erbauend. Wie muss es dann erst um eine Verfilmung stehen? Vollidiot mit Oliver Pocher kam 2007 richtig schlecht weg, nun läuft Resturlaub in den Kinos. Johannes Michel sah den Film, allein schon aus Bamberger Lokalkolorit – und hat selten so gelacht.
Resturlaub
Komödie, Deutschland 2011. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 111 Minuten. Deutscher Kinostart: 11. August 2011.
Mit: Maximilian Brückner, Mira Bartuschek, Stephan Luca, Antoine Monot, Dave Davis, Martina Hill, Melanie Winiger, Jeff Burrell u.v.a. Regie: Gregor Schnitzler
Im Sommer 2010 belagerte die Filmcrew von Regisseur Gregor Schnitzler für mehrere Wochen die Bamberger Innenstadt. Bahnhof, historischer Stadtkern, „Klein Venedig“ und enge Gassen finden sich im Film wieder – schon allein aus diesem Grund wäre Resturlaub für jeden Bamberger einen Besuch wert. Aber darum soll es natürlich nicht allein gehen. Eine ganz andere Frage beschäftigte die Filmkritiker in den vergangenen Wochen: Wie sinnlos darf eine Komödie sein? Reicht es, kräftig Lachen zu können oder muss da mehr kommen? Die meisten Kritiker waren sich einig: Nur Lachen ist zu wenig. Johannes Michel ist da anderer Meinung.
Der Bamberger weiß genau, wo diese Szene entstand…
Pitschi Greulich (Maximilian Brückner) ist Marketingmanager bei einer Bamberger Brauerei. Eigentlich könnte sein Leben perfekt sein – er hat eine hübsche Freundin, nette Kumpels und fühlt sich eigentlich wohl. Bis seine Freundin Biene (Mira Bartuschek) auf die Idee kommt, dass es doch langsam Zeit für ein Häuschen im Grünen und ein paar Kinder wäre. Verzweifelt ergreift er kurz vor dem gemeinsamen Mallorca-Urlaub unter einem Vorwand die Flucht – und fliegt nach Argentinien. Dort geht es reichlich turbulent zu: Keine Sprachkenntnisse, kein Job und eine vollkommen andere Mentalität erwarten ihn. Bei einem Sprachkurs begegnet er der Spanisch-Lehrerin Luna (Melanie Winiger), mit der er eine heiße Affäre beginnt – ohne zu ahnen, dass sie aus einem ganz anderen Grund mit ihm zusammen ist. Um es kurz zu machen: Wirklich positiv wirkt sich Pitschis Buenos-Aires-Trip nicht aus – und er muss erkennen, dass alles, was er sucht, bereits zu Hause auf ihn wartet. Aber so ganz einfach lässt ihn das Schicksal nicht wieder reparieren, was er zuvor zerstört hat…
„Soll es das etwa schon gewesen sein?“ Diese Frage dürften sich viele Männer (und auch Frauen) stellen, wenn die drei vorne zu verschwinden droht. Pitschi ist 37 – und steuert gerade auf eine echte Midlife-Crisis zu. So kann sich nahezu jeder Kinobesucher schnell mit Pitschi identifizieren und fühlt mit, wie er am Flughafen Nürnberg sich selbst niederschlägt und gegen die Toilettenwand rennt, um einen Überfall vorzutäuschen und so nicht mit nach Mallorca zu müssen. Zudem entpuppt sich Pitschi als absoluter Fettnäpfchen-Fetischist, etwa, als er Biene seine Argentinien-Affäre gesteht und meint: „Sie war im Bett auch nicht viel besser als du.“ Das stellt, vorsichtig ausgedrückt, jede Beziehung vor eine Zerreisprobe.
Das Drehbuch zu Resturlaub verfasste Buchautor Tommy Jaud gleich selbst – und legte dabei wenig Wert auf ordentliche Dramaturgie oder Sinnhaftigkeit, sondern vielmehr auf Witz (ohne Sinn und Verstand). Daher taugt der Film auch nicht für einen netten Abend mit Oma und Opa – sie würden sich mal wieder über die total verkorkste Jugend beschweren. Außerdem: Die Freigabe ab sechs Jahren ist auf jeden Fall zu niedrig gegriffen, denn Bettszenen und Witze unterhalb jeder Gürtellinie sind schon mit dabei. Und auch ständige Wiederholungen, zum Beispiel der Fußball-Song „Es gibt nur ein Rudi Völler“, der dazu noch von einem nervigen Priester vorgetragen wird, zerren etwas an den Nerven der Zuschauer.
Dafür bleibt festzuhalten: Selten konnte man bei einer deutschen Komödie so herzhaft lachen und sich so sinnfrei amüsieren. Allein dafür lohnt Resturlaub einen Kinobesuch oder später den DVD-Kauf. Denn nicht nur für einen Männerabend, sondern in jeder lockeren und geselligen Runde macht der Film noch mehr Spaß. Wirklich neue Erkenntnisse und bleibende Eindrücke sollte aber niemand erwarten.
Fazit: Ordentliche deutsche Komödie mit großem Witzpotenzial, die für viele Lacher sorgt, aber in einigen Punkten unfertig wirkt und manchmal auch leicht nervt. 7 von 10 Punkten.
Pitschi könnte eigentlich glücklich sein.
In Argentinien beginnt Pitschi eine heiße Affäre mit seiner Spanisch-Lehrerin.
Johannes Michel, 28. August 2011. Bilder: Sony Pictures
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