Nur zehn Monate nach Saw 6 hat es erneut ein Film der Horrorreihe ins Kino geschafft. Zwar kann die Saw-Reihe längst nicht mehr an die Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen, aufgrund niedriger Produktionskosten sind sie aber immer noch ein Gewinnbringer. Johannes Michel hat sich auch den sechsten Film angeschaut.
Saw 6
Horrorfilm, USA 2009. FSK: keine Jugendfreigabe. 90 Minuten. Deutscher Kinostart: 3. Dezember 2009
Mit: Tobin Bell, Costas Mandylor, Mark Rolston, Betsy Russell, Peter Outerbridge, Shawnee Smith, Samantha Lemole u.a. Regie: Kevin Greutert
Einer geht noch…
Spätestens seit Saw 4 und Saw 5 haben wir neue Impulse für die Reihe gefordert – will Saw nicht zu reinen Kommerzprodukt verkommen und bald in der Versenkung verschwinden. Als impulsreich ist Saw 6 zwar nicht zu bezeichnen, dennoch gibt es einige gute Ansätze, die vielleicht sogar Schauspieler Tobin Bell bald überflüssig machen könnten.
In Saw 5 machte Detective Hoffmann (Costas Mandylor) kurzen Prozess mit Agent Strahm (Scott Patterson) – und stellt ihn nun als Täter hin. Lange Zeit glauben das auch seine Kollegen, und Hoffmann kann ohne Einschränkungen Jigsaws Wille weiterführen. Das Opfer ist diesmal der Krankenkassen-Manager William (Peter Outerbridge), der unter anderem auch Jigsaw selbst die Zahlung seiner Versicherungssumme verweigerte. William erwacht mit vier Sprengsätzen an Armen und Beinen und muss sich, in gewohnter Manier, durch ein Labyrinth der Qualen quälen. Dabei begegnet er unter anderem einigen seiner Kollegen und wird plötzlich selbst zum Entscheider über Leben und Tod. Während dessen gelingt Detective Erickson (Mark Rolston) ein beachtlicher Ermittlungserfolg: Auf einem Tonband lässt sich möglicherweise die Stimme des Täters rekonstruieren. Das kann sich Hoffmann natürlich nicht gefallen lassen, genauso wenig wie dass ihn die Jigsaw-Witwe Jill (Betsy Russell) hintergeht und plant, ihn auszuschalten.
Detective Hoffmann tritt weiter in die Fußstapfen von Jigsaw.
Hier sind sie also, die Impulse, auf die die Saw-Reihe seit Jahren gewartet hat. Da ist zum einen eine, eigentliche negative, Entfernung vom Grundgedanken – der Beklemmung. Eine wirkliche beklemmende Atmosphäre hat Saw 6 nicht mehr zu bieten, aber – und das überrascht – das braucht der Film auch gar nicht (mehr). Saw entwickelt sich vom kleinen Filmchen hin zu einer Reihe wie Halloween oder Freitag der 13. Das mag so manchem Fan nicht gefallen, ist aber auch positiv zu sehen.
Zum anderen löst sich Saw langsam aber sicher von der übermächtigen Jigsaw-Figur, gespielt von Tobin Bell. War er in den ersten Filmen noch omnipräsent, wurde seine Rolle mehr und mehr zurückgefahren. Seit Teil 4 darf er nur noch in Rückblenden auftreten, blieb aber bestimmend. Das hat sich mit Saw 6 nun geändert. Hoffmann-Darsteller Costas Mandylor, der in Saw 5 noch nicht überzeugen konnte, hat sich deutlich gesteigert und macht Jigsaw fast vergessen. Sicher, Tobin Bell wird auch auf der Besetzungsliste für Saw 7 stehen, ist aber eigentlich nicht mehr unbedingt nötig.
Als aktuellen Bezug haben sich die Drehbuchautoren die Finanz- und Wirtschaftskrise beziehungsweise die Sorglosigkeit der Manager herausgepickt. So sitzt auf dem Richterstuhl diesmal ein Manager einer Krankenkasse, der sich eher für das finanzielle Wohl seines Unternehmens als für das körperliche Wohl der Kunden einsetzt. Ob Kapitalismuskritik nun in einem Horrorfilm etwas zu suchen hat oder nicht, kann man diskutieren. Störend war es jedenfalls nicht.
Nett mit anzuschauen ist, wie es den Machern immer wieder gelingt, neue Aspekte aus der Vergangenheit einzubringen oder Geschichten aus den Vorgänger-Filmen weiterzuführen. Der Zuschauer erfährt zum Beispiel, was Jigsaw seiner Frau in der Kiste hinterlassen hat, die in Saw 5 auftaucht. Solche Rückbeziehungen halten Saw spannend und werden dafür sorgen, dass die Fans wissen wollen, wie es nun mit Hoffmann und Jigsaws Witwe weitergeht. Dabei unterlaufen den Autoren kaum Bezugsfehler, die Gesamtstory bleibt stimmig.
Fazit: Saw 6 bedeutet eine erneute Steigerung. Zwar bleiben Schwächen, unter anderem wenig überzeugende Nebendarsteller und blasse Kulissen. Dafür überwiegen die Verbesserungen. Daher: 6 von 10 Punkten.
Jigsaw ist langsam aber sicher ein Auslaufmodell.
Ein Versicherungsmanager (vorne) wird zum Duell gefordert.
Johannes Michel, 14. Dezember 2009. Bilder: Kinowelt.
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