War 2006 wirklich das Jahr des deutschen Films? Es war sicherlich ein erfolgreiches Jahr, aber auch 2007 schürt Erwartungen: „Schwere Jungs“ gehört dazu. Johannes Michel hat sich ihn angesehen.
Schwere Jungs
Komödie, Deutschland 2006. FSK: Ohne Altersbeschränkung. 94 Minuten.
Mit: Sebastian Bezzel, Michael A. Grimm, Simon Schwarz, Antoine Monot jr., Nicholas Ofczarek, Andreas Harwarth, Stefan Betz, Daniel Zillmann, Rike Schmid, Liane Forestieri, Denise Zich, Lisa Maria Potthoff, Bastian Pastewka, Horst Krause u.a. Regie: Marcus Rosenmüller.
„We are from Bavaria. It’s near Germany – no, it’s in Germany.“
1952 finden die Olympischen Winterspiele im norwegischen Oslo statt. Qualifiziert hat sich bisher nur die Weltmeister-Mannschaft um Bier-Unternehmer Dorfler (Nicholas Ofczarek). Da ein zweites deutsches Team die Chance bekommt, nach Oslo zu fahren, entschließt sich Gamser (Sebastian Bezzel), seine Bobmannschaft wieder zu aktivieren, die 16 Jahre zuvor die „Dorfolympiade“ gegen den größten Konkurrenten Dorfler verloren hatte. Tatsächlich gelingt diesem alten neuen Team die Qualifikation. Die beiden Konkurrenten fahren also nach Oslo und müssen dort feststellen, dass es vielleicht doch nicht die beste Idee ist, gegeneinander zu arbeiten.
Schwere Zeiten in Oslo: Gamsers Bobmannschaft.
Getragen wird „Schwere Jungs“, die Rahmengeschichte basiert auf den realen Ereignissen von 1952, aber nicht nur durch die Rahmengeschichte der rivalisierenden Teams, sondern auch durch zahlreiche Nebenhandlungen. Da wären Ehe- und Geldprobleme, Fast-Affären unter den Olympioniken und Gamsers Mannschaft, die ihre Kosten für den Oslo-Aufenthalt und den damit verbundenen Verdienstausfall durch den heimlichen Schmuggel von „norwegischer Qualitätslektüre“ (= Sexheften) finanzieren will.
Wunderbar agiert das Feinde-Duo an der Spitze: Sebastian Bezzel als Gramser und Nicholas Ofczarek als Dorfler, zwei Schauspieler, die auf der Leinwand noch kaum zu sehen waren, hier aber sehr gute Qualität abliefern. Auch die restliche Truppe überzeugt bis in die Nebenrollen.
Die Komödie schlängelt sich zwischen bayerischem Provinztum und internationaler Vertretung Deutschlands in der Welt. Genau aus diesem Grund entschließen sich Gramser und Dorfler schließlich, beide Bobmannschaften zu einer zusammenzuschließen, um wie die anderen Teams mehr Gewicht in den Bob zu legen. Daher bringt der deutsche Bob an die 500 Kilogramm auf die Waage, was in den Folgejahren dazu geführt hat, dass heute mit maximal 400 Kilo beladen werden darf.
Marcus Rosenmüller, der im Kinojahr 2006 mit „Wer früher stirbt, ist länger tot“ für Aufsehen gesorgt hatte, bringt mit „Schwere Jungs“ innerhalb kürzester Zeit einen weiteren Erfolgsfilm ins Kino. Nach „Das Wunder von Bern“ präsentiert der deutsche Film hier wieder einen sentimentalen Sportlerfilm, der aber – und das ist auch sein Glück – nicht in der Welt des großen Breitensports spielt. Genau das macht aber hier den Sympathiefaktor aus.
Fazit: Zum Brüllen komische und richtig unterhaltsame deutsche Komödie. 8 von 10 Punkten.
Sportfunktionäre: von Hase (Bastian Pastewka, rechts) und Delegationsleiter (Horst Krause).
So ein Bob schiebt sich schon schwer …
Johannes Michel, 28. Januar 2007. Bilder: Constantin.
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