Selbst ist die Braut

Ein Angestellter verliebt sich in seine Chefin? Nein, neu ist das nicht. Neu ist aber, dass dies unfreiwillig geschieht – ja, er wird zu seinem Glück regelrecht gezwungen. Johannes Michel war im Kino und schreibt, warum der Film nicht nur ein typischer Sommerfüller ist.

Selbst ist die Braut (The Proposal)
Romantische Komödie, USA 2009. FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung. Deutscher Kinostart: 30. Juli 2009
Mit: Sandra Bullock, Ryan Reynolds, Mary Steenburgen, Craig T. Nelson, Betty White, Denis O’Hare, Malin Akerman, Oscar Nuñez u.a. Regie: Anne Fletcher

Kanadier unerwünscht!

Als im Frühjahr die ersten Kinotrailer von Selbst ist die Braut über die Leinwand flimmerten, dachten viele sicher an den typischen Film im Sommerloch. Romantische Komödien dieser Machart gab es schließlich schon genug – die meisten war mehr schlecht als recht. Auch die Regisseurin Anne Fletcher ist nicht gerade für Glücksgriffe bekannt, 27 Dresses im Jahr 2008 mit Katherine Heigl in der Hauptrolle war nicht nur bei den Kritikern ein Flop. Zeit also, es besser zu machen.

Margaret Tate (Sandra Bullock) arbeitet in New York als Cheflektorin in einem großen Verlag – und das überaus erfolgreich. Freunde hat sie sich mit ihrem herrschenden Führungsstil in den vergangenen Jahren aber nicht gemacht. Diesen bekommt auch ständig ihr Assistent Andrew Paxton (Ryan Reynolds) zu spüren. Nicht einmal zum 90. Geburtstag seiner Großmutter will ihm Margaret ein freies Wochenende gönnen. Doch dann kommt alles anders als geplant: Margaret ist Kanadierin und hat die Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigung mehrfach aufgeschoben, nun ist es zu spät und die Ausweisung droht. Auch ihren Job würde sie so verlieren. Die Lösung: Sie überrumpelt ihre Chefs und den ahnungslosen Andrew und kündigt an, dass sie und er heiraten werden. Er soll mitspielen, irgendwann steht dann ohnehin die Scheidung an. Aber nichts verläuft so wie gedacht: Andrew und Margaret fahren zum 90. Geburtstag der Großmutter und werden trotz jahrelangem Schweigen zwischen Andrew und seinen Eltern positiv aufgenommen. Und Margaret muss erkennen, dass eine Familie doch nichts Schlechtes ist.

Margaret fleht Andrew um Hilfe an.

Ohne Frage wird Selbst ist die Braut durch die beiden tollen Hauptdarsteller Sandra Bullock und Ryan Reynolds getragen – wie sollte es auch anders sein. Obwohl die beiden zwölf Jahre trennen, ergeben sie doch ein schickes Paar. Aber auch die Geschichte selbst ist alles andere als banal, sondern hat durchaus einen Sinn und einiges an Tiefgang.

Margaret ist die Powerfrau, die von vielen beneidet wird. Sie hat alles: Geld, einen tollen Job und die Macht über andere Menschen. Aber irgendetwas fehlt in ihrem Leben: Früh hat sie ihre Eltern verloren, Familie gibt es nicht. So kommt die Singlefrau abends in ihrer Wohnung alleine an und hat über die Jahre verlernt, auch einmal Gefühle zu zeigen. Die versteckt sie tief in ihrem Inneren und lässt keinen Menschen an sich heran. Dass es irgendwann einmal zum Ausbruch kommen muss, ist fast selbstverständlich.

Perfide ist auch die Idee, einen unschuldigen Angestellten unfreiwillig in den Hafen der Ehe einzuschiffen. Dieser findet zwar nach einiger Zeit Gefallen daran und legt mehr Wert auf eine Beförderung als auf den so genannten „Heiligen Bund der Ehe“. Aber auch bei ihm setzt sich die Erkenntnis durch, dass irgendetwas falsch läuft, auch wenn es etwas länger dauert.

Auch die Schauspieler in den Nebenrollen gefallen. Regisseurin Anne Fletcher ist es gelungen, den Film bis in die Nebenrollen gut zu besetzten. Besonders Betty White als Andrews Großmutter pendelt zwischen suspekt und liebevoll, Andrews Vater, gespielt von Craig T. Nelson, muss sich ebenfalls für eine Seite entscheiden – das Glück seines Sohnes oder das Ansehen seiner Firmen. Dies bringt Nelson gut rüber.

Das Städtchen in Alaska, in dem die Komödie spielt, gibt es in dieser Form allerdings gar nicht. Vielmehr ist es aus den verschiedensten Kameraeinstellungen und Drehorten einfach zusammengeschnitten. Der Zuschauer merkt dies aber zu keiner Zeit, und so entsteht ein hübsches Küstenstädtchen mit einem ganz eigenen Charme, der dem Film zusätzlich gut tut.

Fazit: Selbst ist die Braut ist eine waschechte Komödie mit viel Witz, die aber auch nachdenklich stimmt. Durch die gute Besetzung ist der Film daher auch einen DVD-Kauf wert. 8 von 10 Punkten.


Großmutter ist von den Hochzeitsplänen von Margaret und Andrew hellauf begeistert.

Bei der Einwanderungsbehörde bekommt das Paar viele Fragen auferlegt.
Johannes Michel, 6. August 2009. Bilder: Walt Disney.

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