Es weht ein frischer Wind in der deutschen Komödie, und er kommt aus dem Süden. Ein wunderbareres Beispiel ist der Film Shoppen von Regisseur Ralf Westhoff, der in der Unpersönlichkeit einer kargen Turnhalle 18 ganz unterschiedliche Münchner Singles aufeinander treffen lässt.
Shoppen
Komödie, Deutschland 2007. Regie & Buch: Ralf Westhoff.
Mit: David Baalcke, Anna Börger, Matthias Bundschuh, Martin Butzke, Oliver Bürgin, Mediha Cetin, Julia Heinze, Julia Koschitz, Anja Klawun, Felix Hellmann, Christian Pfeil, Thomas Limpinsel, Wilm Roil, Tanja Schleiff, Katharina Schubert, Kathrin von Steinburg, Lisa Wagner, Sebastian Weber, Stephan Zinner. 90 Minuten. FSK ab 12.
Für hier oder zum Mitnehmen?
München: Wie in den meisten Großstädten tummeln sich hier die Singles. Aus ganz unterschiedlichen Gründen landen 18 davon beim sogenannten Speed-Dating: Jeweils fünf Minuten lang sitzen sich dort Männlein und Weiblein gegenüber und versuchen den anderen zu beeindrucken. Dann ertönt eine Thrillerpfeife und es wird durchgewechselt. Am Schluss darf angekreuzt werden, welche Telnehmer die eigene Telefonnummer per Post geschickt bekommen sollen.
Gar nicht so einfach: Welcher Partner solls denn werden?
Shoppen ist der erste abendfüllende Spielfilm von Regisseur Ralf Westhoff. Die Idee ist so simpel wie genial, das Tempo unglaublich schnell, der Aufbau überschaubar: In kleinen Alltags-Episoden werden die 18 Singles erst vorgestellt, dann im Dating prüfend gegenüber gestellt und schließlich in den resultierenden Verabredungen aufeinander losgelassen.
Schon zu Beginn fängt der Zuschauer an, die 18 Singles zu passenden Pärchen zusammen zu setzen. Den selbstbewussten Aufreißer zur sexbegeisterten Joga-Lehrerin? Quasselstrippe zu Quasselstrippe? Der steife Beamte mit dem Klemmbrett zum reichen Töchterchen? Den verschüchterten Studenten zur melanchonischen Krankenschwester? Der kompromisslose Öko-Freak zur Ernährungsberaterin? In rasantem Tempo springt der Film zwischen den einzelnen Gesprächen hin und her. Die Charaktere wirken oft konstruiert, aber die Probleme der Großstadtsingles haben trotzdem einen lebensnahen Wiedererkennungswert. Auch den einen oder anderen Seitenhieb auf die Münchner konnte sich Ralf Westhoff nicht verkneifen.
Shoppen ist ein kleiner Independent-Film mit sicher begrenztem Budget, aber trotzdem hätte man sich bei der Nachsynchronisation teilweise etwas mehr Sorgfalt gewünscht. Dem positiven Gesamteindruck des Films tut das allerdings keinen Abbruch.
Nicht erst seit Sex and the City sind die Probleme moderner Singles auf der Suche nach dem Partner fürs Leben ein Thema, das immer wieder gern umgesetzt wird. Zwischen all diesen Filmen, Büchern und Fernsehserien sticht Shoppen angenehm heraus. Schon allein wegen seines Tempos und den leicht überzeichneten Figuren bietet der Film viel Situationskomik und Wortwitz. Länger schon nicht mehr so gelacht im Kino (von Spiderman 3 mal abgesehen). Ob die Münchner Singles die richtige Wahl getroffen haben, bleibt meist offen. Der Zuschauer allerdings liegt mit dieser erfrischend einfachen Komödie auf keinen Fall daneben.
Fazit: Einfache Grundidee, hinreißend komisch. 7 von 10 Punkten.
Julia Koschitz (kürzlich auf Sat.1 in Allein unter Bauern zu bewundern), ist auch Single – zumindest im Film.
Wer entscheidet sich wohl für dieses „Exemplar“?
Sarah Böhlau, 11. Mai 2007. Bilder: X-Verleih.
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