Song To Song

Der amerikanische Filmemacher Terrence Malick gilt als “Poet des Kinos”. Sein neuestes Werk Song To Song wird diesem Ruf inszenatorisch durchaus gerecht.

Song To Song
Liebesdrama USA 2017.
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 129 Minuten. Kinostart: 25. Mai 2017.
Mit: Rooney Mara, Ryan Gosling, Michael Fassbender, Natalie Portman, Cate Blanchett, Holly Hunter, Bérénice Marlohe, Patti Smith u.v.a. Drehbuch und Regie: Terrence Malick.

 

Lover To Lover

Bei Musikproduzent Cook (Michael Fassbender) laufen die Fäden der Musikszene von Austin in Texas zusammen. Auf einer seiner glamourösen Partys trifft die ziellose Nachwuchsmusikerin Faye (Rooney Mara) auf den Songschreiber BV (Ryan Gosling). Die beiden beginnen eine Beziehung auch wenn Faye weiterhin ihre Affäre mit Cook aufrechterhält. Als Faye diese gegenüber BV enthüllt, trennen sich die beiden Musiker, finden aber jedoch schnell wieder neue Partner. Faye lernt bei ihrer Arbeit als Housesitter die Französin Zoey (Bérénice Marlohe) kennen und BV begegnet der frisch getrennten Amanda (Cate Blanchett). Auch Cook hat mit Kellnerin Rhonda (Natalie Portman) eine neue Frau an seiner Seite. Doch das Schicksal der drei Musikschaffenden scheint irgendwie untrennbar miteinander verknüpft…

 BV und Faye

Terrence Malick ist ein Phänomen. Seine ersten vier Filme veröffentlichte der 1943 geborene Filmemacher innerhalb einer Zeitspanne von über 40 Jahren. Seit dem in Berlin und Cannes ausgezeichneten epischen Werk The Tree Of Life (2011) hat Malick allerdings sein Arbeitspensum gewaltig erhöht und fünf weitere Filme gedreht, zuletzt das ebenfalls für dieses Jahr angesetzte Drama Radegund, über einen deutschen Kriegsdienstverweigerer im Zweiten Weltkrieg. Ganz aktuell läuft Song To Song in den Programmkinos, ein meditativ-esoterischer Beziehungsreigen vor dem Hintergrund der Musikzene von Austin.

Berühmt-berüchtigt wurde Malick auch aufgrund seiner Arbeitsweise. Ohne detailliertes Skript lässt er die Schauspieler bei den Dreharbeiten improvisieren und die Kamera von Oscar-Gewinner Emanuel Lubezki (Gravity, Birdman) fast den ganzen Tag laufen. So entsteht der wirkliche Film erst nach langem Werkeln im Schneideraum. Das kennen wir auch von Wong Kar-Wai (Days Of Being Wild, In The Mood For Love, The Grandmaster). Doch bei dem chinesischen Regisseur funktioniert diese Methode immer gut, wohingegen Song To Song insgesamt nicht wirklich überzeugt.

Trotz des Titels und des Settings geht es hier nicht wirklich um Musik. Zwar spielt sich das Geschehen in der schillernden Musikszene der texanischen Metropole Austin ab und es sind auch immer wieder Ausschnitte von Konzerten oder Festivalimpressionen zu sehen bzw die Bilder mit unterschiedlichsten Songs unterlegt, doch dies dient alles nur als Hintergrundrauschen vor welchem die drei Protagonisten scheinbar ziellos in den Tag hineinleben und ihren Liebesreigen tanzen. „Tanzen“ erscheint als die am besten passende Bezeichnung für die intimen Interaktionen der jeweiligen Paare untereinander. Das romantische Gegenüber wird umschwärmt, sanft berührt und innig umarmt. Diese tanztheaterähnlichen, organisch anmutenden Szenen wirken in Verbindung mit den träumerischen Bildern von Landschaft, Architektur und Großstadtpanorama sehr sinnlich. Für Tanz-Enthusiasten ist der Film vermutlich ein wahrer Augenschmaus.

Doch leider lässt sich zu den Figuren keinerlei Bindung aufbauen, was das ganze Geschehen äußerst sperrig macht. Da helfen auch keine dauernden Off-Kommentare der Figuren, die zwischen Selbstzweifeln und Kalenderblattsprüchen pendeln. Wesentlich interessanter sind da die Szenen mit der „Godmother of Punk“, Patti Smith, die ungefiltert aus ihrem Leben erzählt. Außerdem sind unter anderem Iggy Pop und Flea (Red Hot Chili Peppers) kurz zu sehen. Die Rollen von Christian Bale und Benicio del Toro fielen dagegen dem extensiven Schnittprozess zum Opfer.

Fazit: Sinnlicher, meditativer Bilder- und Beziehungsreigen, leider überwiegend eher nichtssagend. 6 von 10 Punkten.

Musikproduzent Cook engagiert BV
Kellnerin Rhonda wird umgarnt

 

Marius Joa, 26. Mai 2017. Bilder: Studiocanal.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Song To Song“

  1. Avatar von Gina

    Sehr gut beschrieben.
    Ich habe versucht etwas in die Personen hineinzuinterpretieren. Man kommt zwar schwer an sie heran, jedoch geben sie einiges von sich in den Off-Kommentaren preis.
    Ich hatte auch den Gedanken, wie weit Menschen für ihren Erfolg gehen. Besonders Faye. Ich hatte den Eindruck, sie wollte gar nicht wirklich mit Cook zusammen sein, tat es jedoch um ihren Erfolg anzukurbeln.

    Auch Rhonda nutzt Cook im Grunde nur aus. Die Szene ihrer Hochzeit beginnt mit dem Satz „Du sagtest, ich kann jederzeit raus“. Das schließt für mich, dass sie ihn nur geheiratet hat, wegen des Geldes. Wirklich glücklich schien sie ja nicht gewesen zu sein. Zumindest waren aber ihre Geldsorgen passe.

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