Den nächsten Sommerblockbuster für 2008 liefern uns mit Speed Racer die Wachowski-Brüder. Der mit CGI-Effekten voll gestopfte Streifen handelt von einem jungen Rennfahrer, der um seine Karriere kämpft. Marius Joa war im Kino und hinterher benebelt.
Speed Racer
Comicverfilmung/Actionfilm USA 2008. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 129 Minuten. Deutscher Kinostart: 8. Mai 2008.
Mit: Emile Hirsch, Christina Ricci, Matthew Fox, John Goodman, Susan Sarandon, Roger Allam, Kick Gurry, Paulie Litt, Ralph Herforth, John Benfield, Rain, Richard Roundtree, Benno Fürmann, Christian Oliver u.v.a. Drehbuch und Regie: Andy & Larry Wachowski.
In Farbe und bunt
Gehen wir doch einfach mal nach Deutschland, wo die Filmfördergelder doch noch reichlich fließen und drehen einen Film in Potsdam-Babelberg, dachten sich wohl die Wachowski-Brüder und Produzent Joel Silver (Matrix-Trilogie). Und so muss wohl Speed Racer entstanden sein, ein hemmungslos überladener und grellbunter Rennsport-Actioner für Kinder.
Der junge Rennfahrer Speed Racer (kein Witz, der heißt wirklich so; Emile Hirsch) hat nach dem mysteriösen Unfalltod seines älteren Bruders Rex (Scott Porter) das Ziel, ein großer Rennfahrer zu werden. Schon in jungen Jahren hat Speed großen Erfolg. Doch selbst der Lockruf des großen Geldes hält ihn bisher nicht davon ab, weiterhin für das kleine Team seines Vaters Pops Racer (John Goodman) zu fahren. Auch das mehr als lukrative Angebot des machtgierigen Konzernchefs Royalton (Roger Allam) kann Speed im Endeffekt nicht zum Wechsel bringen. Doch der böse Royalton gibt sich nicht so schnell geschlagen und droht dem jungen Rennfahrer, seine Karriere zu ruinieren. Als auch noch Speeds Familie um Pops und Mum Racer (Susan Sarandon) Gefahr droht, sieht er ein, dass er nicht alleine gegen die Übermacht der manipulierenden Mega-Konzerne antreten kann. Und so verbündet sich Speed mit seinen bisherigen Konkurrenten Taejo Togokhan (Rain) und dem mysteriösen Racer X (Matthew Fox). Unterstützt wird Speed auch von seiner Freundin Trixie (Christina Ricci).
Speed hat nur Benzin im Hirn.
In den 60er Jahren erfand der japanische Zeichner Tatsuo Yoshida die Manga-Serie Mach Go Go Go, die er für eine Animeserie (1967-68) auch adaptierte. Fürs westliche Fernsehen wurde die Serie etwas verändert und war unter dem englischen Titel Speed Racer auch in den USA erfolgreich. Und Anfang der 1970er war die Sendung die erste in Deutschland gesendete Animeserie. In Amerika erschien 1994 auch eine Neuauflage. Bereits 1992 und 2000 wollte Hollywood einen Kinofilm produzieren, doch diverse Verzögerungen sorgten dafür, dass erst im Juni 2007 die erste Klappe fielen, unter der Regie und einem Drehbuch von den medienscheuen Brüdern Andy und Larry Wachowski. Nach den guten Erfahrungen mit V wie Vendetta drehte man erneut in den Filmstudios zu Potsdam-Babelsberg, wo fast der komplette Film vor Green Screen entstand. Das Ergebnis ist leider nicht annähernd so berauschend wie die Farben, die uns Speed Racer präsentiert.
Dafür dass die Rechnung viel CGI + wenig Story nicht aufgeht, gibt es unzählige Beispiele. Speed Racer reiht sich reibungslos ein. Da zeigt sich, dass die Herren Wachowski aus ihren Fehlern bei den beiden Matrix-Fortsetzungen nicht gelernt haben. Eine immer dünnere werdende Story kann man eben nicht durch immer spektakulärere Effekte kaschieren. Die Effekte sind zwar recht gelungen, aber leider meistens auch mehr als deutlich zu erkennen. Ohne den Einsatz von CGI hätte wohl kaum eine Sekunde des Streifens funktioniert, so die Befürchtung.
Das ganze überbordende Effekte-Gewitter und die dünne Handlung wären erträglich, wenn das Gesamtpaket unterhaltsam wäre, was es aber nur für die Kleinsten gilt. Ganz ehrlich, mit seiner harten Freigabe ab 12 Jahren hat Speed Racer eigentlich ein Problem. Denn alle Zuschauer über 12 wird diese seelenlose Bildfolge langweilen oder nerven. Im Grunde ist der Film nur eine unausgewogene Mischung aus Las Vegas-Trip auf LSD, Videospiel und Autorennen. Für die Fans des schnellen Rennfahrers ist es sicherlich nett, dass die Optik der Vorlagen beibehalten wurden. Für alle anderen Zuschauer ab 12 ist es ätzend. Schon nach wenigen Sekunden hat der Film die Schallmauer von einer Millionen Farben durchbrochen. Und so denkt man dabei unweigerlich an eine in der Comedy-Show Switch mit folgenden Worten angekündigte Sendereihe: „(…) mit Übertragung in Farbe und bunt!“
Die Schauspieler sind eher zu bemitleiden. Denn wer von den diversen Stars kann ernsthaft gegen diese CGI-Übermacht anspielen? Neben großen Namen wie John Goodman, Susan Sarandon, Matthew Fox (Lost), Christina Ricci spielt Emile Hirsch, der zuvor noch in Sean Penns Oscar-nominiertem Aussteiger-Drama gewirkt hatte, die Titelrolle. Wohl um sich nicht die Gelegenheit durch die Lappen gehen zu lassen, in heimischen Gefilden in einem großen Hollywood-Film mit zu wirken, sind einige deutsche Schauspieler, darunter Benno Fürmann (als Inspector Detector), Christian Oliver, Ralph Herforth, Moritz Bleibtreu und Cosma Shiva Hagen in Nebenrollen zu sehen, wobei aber vor allem die beiden letztgenannten nur winzige Parts haben. Darstellerisch noch halbwegs interessant ist Roger Allam (V wie Vendetta, Die Queen) als geldgieriger Konzernmulti Royalton. Der Aspekt der Manipulation der Rennen durch diverse Global Player wirkt ausnahmsweise etwas realistisch.
Am Ende bleiben viele Fragen offen: 1. Wer erträgt das ganze Gedöns über zwei Stunden, ohne nicht ziemlich benebelt aus dem Kinosaal zu wanken? Und zweitens: Warum nicht gleich einen Animationsfilm machen, bei der grellbunten Bilderflut? Da kann man sich als deutscher Kinofan schon ärgern, dass deutsche Filmfördergelder in so einen Schund und nicht in viel versprechende Talente investiert werden. Die Lachnummer des Jahres folgte dann auch noch: die Filmbewertungsstelle Wiesbaden hat Speed Racer das Prädikat „besonders wertvoll“ verliehen. Bei einem solchen geistigen Totalschaden fällt einem nichts mehr ein.
Fazit: Seelenloser, mit grellbunten CGI-Effekten komplett überladener Rennsport-Trip, der nur Kinder und Fans der Serie gefallen dürfte. An sich hätte man gleich einen Animationsfilm daraus machen sollen. 3 von 10 Punkten.
Wie ein LSD-Trip auf Rädern.
Speed, Racer X und Taejo müssen sich verbünden.
Ätzend: Spritle und sein Affe.
Marius Joa, 10. Mai 2008. Bilder: Warner Bros.
Empfehlung
Wem dieser Film wirklich gefällt, dem ist auch nicht mehr zu helfen …
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