Spiderman geht in die dritte Runde. Klar: Diesmal musste er auf einen schon aus dem ersten Film bekannten „Gegner“ treffen. Zwei weitere kommen aber hinzu – einer reicht nicht mehr. Johannes Michel hat sich den Film angesehen und schreibt, warum zu hoffen bleibt, dass kein vierter Teil mehr folgt.
Spiderman 3
Actionfilm, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 139 Minuten.
Mit: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, James Franco, Thomas Haden Church, Topher Grace, Bryce Dallas Howard, James Cromwell, Rosemary Harris u.v.a. Regie: Sam Raimi
Spiderman zum dritten – und hoffentlich letzten Mal
Zuvor ein Kommentar in eigener Sache: Spiderman 1 und Spiderman 2 liegen zwar auf unserer Kinoseite schon als Kritiken vor – allerdings von Marius Joa, der sich in beiden Kritiken nicht gerade als Spiderman-Fan outet (Wertungen: 3/10 und 6/10). Ich bin bezüglich der Verfilmungen etwas anderer Meinung und hätte 8/10 für Spiderman 1 und 7/10 Punkten für Spiderman 2 vergeben. Nun soll es aber um den neuesten Film der Reihe gehen.
Spiderman (Tobey Maguire) ist mittlerweile ein Held seiner Stadt geworden. Das geht soweit, dass er nach wie vor der Star der Lokalzeitungen ist und sogar Paraden und Volksfeste zu seinen Ehren veranstaltet werden. Peter Parker genießt seinen versteckten Ruhm natürlich, sehr zum Leidwesen seiner Freundin Mary Jane (Kirsten Dunst), deren Schauspielkarriere bereits nach dem ersten Engagement am Broadway in Trümmern zu liegen scheint. Zu den privaten Problemen gesellen sich „berufliche“. Seinen Job als Spiderman-Fotograf verliert er an einen besseren jungen Mitarbeiter, und auch in Superhelden-Hinsicht sieht es weniger gut aus: Gleich drei Bösewichte würden Spiderman am liebsten beseitigen. Da ist zuerst sein ehemals bester Freund Harry Osborn (James Franco), der noch immer glaubt, Spiderman habe seinen Vater getötet – und Rache sucht. Dann der entflohene Sträfling Flint Marko (Thomas Haden Church), der zwar nur das beste für seine kranke Tochter will, aber dennoch wildernd durch New Yorks Straßen zieht. Und nicht zu vergessen: Eddie Brock (Topher Grace), zuerst Parkers Konkurrent im Zeitungsverlag, dann zufällig entstandener Bösewicht. Und ein weiteres Problem plagt Spiderman: Eine suspekte, vom Himmel gefallene, schwarze Alien-Flüssigkeit, verleiht im zusätzliche Kräfte, stört aber auch seine Psyche, so dass aus der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft fast ein grausamer Übeltäter wird.
Spiderman: schwarz = böse.
Wenn es mit einem Superhelden langsam aber sicher zu Ende geht, ist unter anderem daran zu erkennen, wenn er „unverwundbar“ wird – oder zumindest so stark, dass es gleich drei mächtige Gegner braucht, um ihm Beine zu machen. Genau dieser Fehler ist den Machern von Spiderman 3 unterlaufen. Zwar hängen die drei Schurken-Geschichten insoweit zusammen, dass sie in einem gemeinsamen Finale ihren Höhepunkt erfahren. Dennoch: Eine derart verwobene, unübersichtliche und abstruse Story bot bislang keiner der Spiderman-Filme.
Die Handlungsstränge werden zwar kontinuierlich erzählt, dennoch kann der Zuschauer leicht den Überblick verlieren. Es drängt sich die Ansicht auf, Spiderman 3 wäre aus verschiedenen Filmen zusammengesetzt, so zerstückelt wirkt die Story. Insbesondere die privaten Probleme von Peter Parker werden so stark in den Mittelpunkt gestellt, dass dieser Teil der Geschichte etwa die Hälfte des Films einnimmt: Spiderman 3 kommt also deutlich sentimentaler und – abgesehen von den Actionszenen – ruhiger daher als seine Vorgänger. Das geht soweit, dass das empfindungsvolle Gesicht von Tobey Maguire stark an den Nerven der Kinobesucher zerrt.
Der Actionfan hingegen wird wieder einmal hervorragend unterhalten. In diesem Bereich zeigen die Sony-Macher wieder einmal, dass sie zu Recht im technischen Bereich an der Spitze stehen. Die beiden Vorgänger wurden auf jeden Fall noch einmal übertroffen – durch höheres Tempo, rasantere Szenen und abwechslungsreiche Sets.
Kommen wir aber wieder zu den negativen Punkten zurück: Neben den Problemen bezüglich der Story hat Spiderman 3 tatsächlich noch weitere Schwächen zu bieten. Zwar ist der Humor sparsam und in den passenden Szenen platziert (erstklassig: Spiderman beseitigt nach dem Kampf mit dem „Sandmann“ Flint Marko Sand aus seinen Schuhen), dennoch weisen die Dialoge gerade diesbezüglich Mängel auf. Blöde Sprüche, sinnlose Kommentare, nervende Reporter, die im Sekundentakt mit langweiligen „News“ aufwarten – die Liste erscheint endlos. Ebenfalls eher zum Lachen: die schwarze außerirdische Flüssigkeit, die vom Himmel tropft und Spiderman verfolgt. Durch sie wird er böse, sein Charakter verändert sich und er entdeckt für seine Frisur den Adolf Hitler-Look. Die Charakterwandlung ist zwar gut eingebaut, der Beweggrund dafür allerdings mehr als lächerlich.
Wie auch schon in den beiden ersten Teilen wissen die Schauspieler durch die Bank zu überzeugen, was für eine Comicverfilmung keineswegs als selbstverständlich gesetzt werden kann. Tobey Maguire und Kirsten Dunst stechen natürlich hervor, dennoch punktet auch James Franco als Harry Osborn.
Fazit: Gelungene Comicverfilmung, die aber im Vergleich zu den beiden Vorgängern äußerste Schwächen in Story und Dialogen aufweist. Daher nur 6 von 10 Punkten.
Glückliches Paar? Mary Jane und Peter.
Spidermans Kampf gegen den Sandmann.
Johannes Michel, 01. Mai 2007. Bilder: Sony Pictures.
Empfehlungen
Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie folgende Filme mochten…
Spiderman 1 (3/10)
Spiderman 2 (6/10)
Superman Returns (6/10)
Schreibe einen Kommentar