2016 feiert eine der größten Scifi-Sagas ihren 50. Geburtstag: Star Trek. Als großes Geschenk an die Fans und Kinozuschauer gibt es das dritte Leinwandabenteuer der Reboot-Crew: Star Trek Beyond, erstmals ohne Franchise-Erfrischer J.J. Abrams am Steuer.
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Star Trek Beyond
Science-Fiction-Film USA 2016. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 122 Minuten. Kinostart: 21. Juli 2016.
Mit: Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, John Cho, Simon Pegg, Zoe Saldana, Anton Yelchin, Sofia Boutella, Idris Elba u.a. Regie: Justin Lin. Drehbuch: Simon Pegg und Doug Jung. Nach Gene Roddenberry.
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Beyond Abrams
Als J.J. Abrams sich in die weiten Produktionswelten aufmachte, um Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht zu inszenieren und die beiden folgenden Episoden zu produzieren, war es eindeutig, dass der mittlerweile 50jährige nicht auch noch gleichzeitig die Regie beim dritten Teil seiner Star Trek-Rebootreihe übernehmen kann. Von diversen Kandidaten übernahm schließlich Justin Lin, der nicht nur vier Beiträge der Motoren-Actioner-Filmserie The Fast And The Furious sondern auch Episoden der zweiten Staffel von True Detective in seiner Filmografie stehen hat. Die Regie-Personalie klingt nach einer noch größeren Betonung auf Action und Materialschlachten. Doch das abwechlungsreiche Drehbuch von Scotty-Darsteller Simon Pegg und Co-Autor Doug Jung (Schöpfer der Polizeiserie Dark Blue) macht Star Trek Beyond, dem insgesamt 13. Kinofilm des von Gene Roddenberry (1921-1991) erschaffenen Fernseh- und Film-Franchises, zu einem unterhaltsamen Weltraumabenteuer.
Wir schreiben das Jahr 2263. Das Flagschiff der Sternenflotte, die U.S.S. Enterprise, befindet sich im dritten Jahr der geplanten Fünfjahresmission in die Tiefen des Weltalls. James T. Kirk (Chris Pine), Captain der Enterprise, wirkt amtsmüde. Die Einsamkeit des Alls und die monotone Routine lassen ihn am Sinn seiner Aufgabe zweifeln. Als die Enterprise einen Zwischenstopp in der neuen, gigantischen Raumstation Yorktown macht, reicht Kirk seine Bewerbung um einen Posten als Vizeadmiral bei Commodore Paris (Shohreh Agdashloo) ein. Auch Kirks erster Offizier, Commander Spock (Zachary Quinto), überdenkt seine Karriereoptionen neu, als ihn die Nachricht vom Tod seines älteren Ichs (Leonard Nimoy), aus der alternativen Zeitline, erreicht. Nach einem Notruf bricht die Enterprise zu einer Rettungsmission zu einem unbekannten Planeten auf. Doch die Situation entpuppt sich schnell als Falle. Das Schiff wird von einem riesigen Dronenschwarm angegriffen und auseinander gerissen. Die Besatzung flieht in Rettungskapseln. Die meisten Crewmitglieder wie die Lieutenants Sulu (John Cho) und Uhura (Zoe Saldana) werden jedoch vom mysteriösen Warlord Krall (Idris Elba) und seinen Schergen gefangen genommen während Kirk und Chekov (Anton Yelchin), Chefingenieur Montgomery Scott (Simon Pegg) sowie Dr. McCoy (Karl Urban) und Commander Spock auf dem Planeten stranden…
Raumstation Yorktown
Irgendwie lief es nach Star Trek Into Darkness mit den Vorbereitungen für den dritten Trek-Film des “Kelvin-Universums” (wie die alternative Zeitlinie seit J.J. Abrams’ Star Trek von 2009 in Fachkreisen genannt wird) nicht richtig rund. Zwar konnte für den als Abrams-Nachfolger auf dem Captain’s Chair Regiesessel ausersehenen, aber abgesprungenen Roberto Orci (Co-Autor der beiden letzten Teile) mit Justin Lin schnell ein Ersatz gefunden werden, aber die Drehbuch-Entwicklung stotterte noch gewaltig. Zumindest lehnte Paramount die von Orci und anderen Schreiberlingen verfasste Version als zu “star-treky” ab. Simon Pegg (u.a.Three Flavours Cornetto Trilogy von Edgar Wright) sollte den Skript-Kahn, nicht nur als Darsteller des findigsten Ingenieurs der Galaxis, wieder flott machen.
Um es quasi mit einem Ingenieursausdruck zu sagen: das Mischungsverhältnis im Warpkern des Films stimmt. Es gibt trotz erster Befürchtungen nicht zuviel Actionszenen und zudem sind diese dieses Mal auch im Vergleich zu den beiden Vorgängern nicht mehr so verwackelt (Kamera-Stative sind schon eine tolle Erfindung!). Allerdings wirkt das Bild an der ein oder anderen Stelle sehr dunkel und manche Sequenzen sind immer noch recht unübersichtlich und unnötig hektisch. Humor wird (wohl dank Pegg) hier groß geschrieben. Die spannenden neuen Personenkonstellation sorgen für herrliche Situationskomik, etwa wenn sich Dr. Leonard “Pille” McCoy und Spock zusammenraufen müssen.
Aber “Beyond” gönnt sich und seinen Helden auch ruhige Momente, teilweise mit denkwürdigen Erkenntnissen. Im Rahmen der Hommage an Ur-Spock Leonard Nimoy, der im Februar 2015 im Alter von 83 Jahren verstarb, gibt es dann auch eine Verbeugung vor den Kino-Abenteuern der Original-Crew. Nimoy und dem am 19. Juni 2016 bei einem tragischen Unfall verstorbenen Chekov-Darsteller Anton Yelchin (1989-2016), der hier in seiner letzten Rolle zu sehen ist, wird im Abspann der Film gewidmet.
Im Grunde verschenkt ist Antagonist Krall. Der britische Schauspieler Idris Elba (Luther, Thor) wird hinter Tonnen von Makeup versteckt und so weitgehend seiner starken Präsenz beraubt. Man kann Krall daher optisch auch nur schwer von seinen Handlangern unterscheiden. Der Hintergrund seiner Figur wird auch nur unzureichend ausgearbeitet. Aber von allen drei Leinwandabenteuern der neuen Zeitrechnung bietet Star Trek Beyond vielleicht am ehesten das Feeling der Original-Serie.
Fazit: Über weite Strecken gelungener Jubiläumsfilm, der zwar inhaltlich hinter seinen Möglichkeiten bleibt, aber diese Schwäche mit viel Humor und denkwürdigen Momenten gut kaschiert. 7 von 10 Punkten.
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Uhura und Sulu in der Gewalt von Krall
Pille und Spock müssen sich zusammenraufen
Die Enterprise wird zerbröselt
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