Nach Star Trek wagte sich J.J. Abrams daran, auch die große Star Wars-Saga wieder flott zu machen und aus dem seichten Sumpf der Prequel-Trilogie zu holen. Seit 17. Dezember läuft die lang ersehnte VII. Episode Das Erwachen der Macht in den Kinos.
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Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht (Star Wars: Episode VII – The Force Awakens)
Science-Fiction-Film USA 2015. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 136 Minuten. Kinostart: 17. Dezember 2015.
Mit: Daisy Ridley, John Boyega, Adam Driver, Oscar Isaac, Harrison Ford, Carrie Fisher, Peter Mayhew, Andy Serkis, Domhnall Gleeson u.v.a. Regie: J.J. Abrams. Drehbuch: Lawrence Kasdan, J.J. Abrams, Michael Arndt. Nach Charakteren von George Lucas.
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Wiedererwacht und abgenutzt
Etwa 30 Jahre nachdem die Galaxis vom Joch des IMPERIUM befreit wurde, hat sich aus dessen Asche die ERSTE ORDNUNG formiert und will erneut die Galaxis unterjochen. Doch Widerstand regt sich in Form des WIDERSTANDS der heimlich von der galaktischen REPUBLIK unterstützt wird. Die größte Hoffnung im Kampf gegen das Böse, Luke Skywalker, ist verschwunden. Sowohl die Erste Ordnung als auch der Widerstand suchen fieberhaft nach dem letzten Jedi-Ritter. Auf dem Wüstenplaneten Jakku erhält der X-Wing-Pilot Poe Dameron (Oscar Isaac) eine Karte mit dem Aufenthaltsort Lukes. Bevor Poe von den Sturmtruppen unter dem mächtigen Kylo Ren (Adam Driver) gefangen genommen wird, kann er jedoch die sensiblen Daten im Droiden BB-8 verstecken. In der Wüste wird BB-8 von der Schrottsammlerin Rey (Daisy Ridley) gefunden.
Kylo Ren foltert Poe mithilfe der Macht und erhält so Kenntnis von BB-8. Überraschenderweise wird der Pilot vom desertierenden Sturmtruppler FN-2187 (John Boyega), den er von nun an Finn nennt, befreit. Den beiden gelingt die Flucht in einem Kampfflieger, sie stürzen allerdings in der Wüste von Jakku ab. Finn überlebt die Bruchlandung und trifft in der nächstgelegenen Siedlung auf Rey und den gesuchten Droiden. Das Trio flieht vor den angreifenden Truppen der Ersten Ordnung im Millennium-Falken, bis der alte Besitzer des ultraschnellen Raumschiffes auftaucht…
Lange Zeit sah es nicht unbedingt danach aus, als ob die von George Lucas geplante dritte und letzte Trilogie seiner Fantasy-Science-Fiction-Saga Star Wars jemals realisiert werden würde. Im Oktober 2012 verkaufte er schließlich sowohl seine Produktionsfirma Lucasfilm als auch das gesamte Mega-Franchise an Disney. Somit gingen auch die frühen Story-Treatments zu den geplanten Episoden VII bis IX an den Mickey-Maus-Konzern über. Nachdem Autor/Produzent und Regisseur J.J. Abrams (bekannt für die Serien Alias und Fringe) die Marke Star Trek einer Frischzellenkur unterzogen hatte, erhielt er die gleiche Chance auch bei der anderen großen Sternensaga. Abrams führte bei Episode VII Regie, schrieb am Drehbuch mit und fungiert für die gesamte Sequel-Trilogie als „oberster“ Produzent, während George Lucas nur noch die Rolle eines kreativen Beraters innehält.
Nun, drei Jahre später, läuft Episode VII: Das Erwachen der Macht endlich in den Kinos. Generell wird hier viel richtig gemacht. Während bei der unsäglichen Prequel-Trilogie (Episode I: Die dunkle Bedrohung, Episode II: Angriff der Klonkrieger und Episode III: Die Rache der Sith, 1999-2005) die Aufnahmen fast vollständig im Studio vor Greenscreen stattfanden, um dann alle Hintergründe im Computer zu ergänzen, und dadurch eine mittlerweile schon veraltete sterile, allzu bunte Optik das Ergebnis war, besann man sich bei Teil 7 wieder auf die ursprüngliche Machart des Original-Dreiteilers (Krieg der Sterne, Das Imperium schlägt zurück sowie Die Rückkehr der Jedi-Ritter, 1977-1983). Also weniger CGI, mehr praktische Effekte und vor allem Dreh an realen Schauplätzen.
Dankbarerweise unterlässt man nervtötende Kindereien wie die verhasste Figur des Jar Jar Binks oder vermeidet unnötige, effektheischende Nebenhandlungsstränge. Man glaubt es kaum, aber selbst in Zeiten von lieblosen Dauer-Action-Orgien wie Avengers: Age Of Ultron oder Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere verweigert sich Das Erwachen der Macht diesem Trend und ist über weite Strecken angenehm kurzweilig, unter anderem auch weil Chef-Kameramann Daniel Mindel im Vergleich zu Abrams Trek-Filmen sein Stativ dieses Mal nicht vergessen hat.
Doch irgendwann kommt eben das dicke ABER, so sicher wie das ganz miese Gefühl von Han Solo. Vater Abrams und sein Kreativ-Team haben vor lauter Respekt der Original-Trilogie und den Fans gegenüber es nicht gewagt, von der „Erfolgsformel“ des ersten Krieg der Sterne (1977) wirklich abzuweichen. Episode VII bedient sich bei Episode IV wo es nur geht.
Es gibt wieder einen Todesstern, der allerdings noch viel größer ist und einen ganzen Planeten umfasst. Die Rebellen Der Widerstand muss ihn durch einen gezielten Angriff zerstören. Einer der Helden (Rey) lebt auf einem Wüstenplaneten. Die hochsensible Information, die es vor dem Gegner zu schützen gilt, ist in einem Droiden versteckt. Gesucht wird ein alter Jedi-Meister….
Das sind nur die auffälligsten Beispiele für fehlende Bereitschaft, etwas Neues zu wagen. Doch wirklich schade ist es, dass dem Zuschauer die gängigen Formeln einfach so vor die Füße geworden werden, ohne dass man sich die Mühe gibt, die ganze Chose vielleicht ein wenig mehr zu erklären oder zu entwickeln. Dafür sind dann vielleicht die beiden noch ausstehenden Filme zuständig. Die Macht ist die Macht. Sie hat eine helle (gute) Seite und eine dunkle (böse). Ansonsten gibt es die unterdrückte, gute Fraktion und die unterdrückende, böse Fraktion. Und dazwischen wird eine dysfunktionale Familie noch dysfunktionaler. The same procedure as 38 years ago.
Bei der ausgiebigen Epigonie fällt leider auf, dass die Zutaten der alten Sternensaga heutzutage dann doch etwas veraltet sind. Vor allem wenn wieder die Nazi-Keule ausgepackt wird, inklusive einer „Wollt ihr den totalen Krieg?!“-Rede von General Hux (Domhnall Gleeson), allerdings ohne jubelnde Zustimmung. Nazi-Symbolik und faschistoider Klamauk dieser Art war vielleicht mal in den 1970ern neuartig und „lustig“, aber im Jahre 2015 ist das alles nur noch peinlich. Relativ unmotiviert wirkt auch der eigentlich ziemlich vermeidbare Tod einer wichtigen Figur. Nach dem Motto: es muss halt einfach einer draufgehen. Auf den 15-Sekunden-Cameo (ohne Text) von Luke Skywalker muss man übrigens bis ganz zum Schluss warten.
Freilich gibt es auch Szenen, in denen die Hommage funktioniert. Das Wiedersehen mit den jungen Recken von damals, die jetzt die Alten und Weisen sind. Die teilweise sympathische Figurendynamik der neuen Helden. Mit dem Charakter Finn erlebt man sogar für kurze Zeit das Imperium die Erste Ordnung aus der Sicht eines einfachen Kanonenfutter-Fußsoldaten. Gute Ansätze sind vorhanden. Man müsste nur mehr auf sie vertrauen und nicht die meiste Zeit über reinen Fanservice betreiben.
Im nächsten Jahr wird Episode VIII unter Regie von Rian Johnson (Looper) gedreht. Der Kinostart ist für Mai 2017 geplant. 2019 soll dann die neunte und letzte Episode folgen, von Regisseur Colin Trevorrow (Jurassic World). In beiden Filmen wird man wohl auch mehr vom neuen Oberboss, dem „obersten Anführer“ Snoke sehen, den Andy Serkis per Motion-Capture-Verfahren als Riesen-Gollum in Kutte und Umhang verkörpert.
Fazit: Bei Das Erwachen der Macht gelingt es Regisseur J.J. Abrams und seinem Team die Fehler der Prequel-Trilogie zu vermeiden, aber zu mehr als einem halbgaren Aufguss von Episode IV hat man sich nicht getraut. 5 von 10 Punkten.
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Pack die Nazi-Keule aus!
Er hat ein knallrotes Laserschwert!
Schrottsammlerin Rey findet einen Fußball-Droiden
Der Millennium-Falke erstrahlt in neuem Glanz
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Marius Joa, 21. Dezember 2015. Bilder: Disney/Lucasfilm.
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