Endlich ist es soweit. Das Finale der Star Wars-Ennealogie läuft in den Kinos. DER Film des Jahres, ein gelungener Abschluss oder doch wieder nur ein überlanger Werbespot?
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Star Wars: Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers
(Star Wars: Episode IX – The Rise of Skywalker)
Science-Fiction-Film USA 2019. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 142 Minuten. Kinostart: 18. Dezember 2019.
Mit: Daisy Ridley, Adam Driver, John Boyega, Oscar Isaac, Carrie Fisher, Anthony Daniels, Naomi Ackie, Richard E. Grant, Keri Russell, Joonas Suotamo, Kelly Marie Tran, Billy Dee Williams, Ian McDiarmid u.v.a.
Regie: J.J. Abrams. Drehbuch: J.J. Abrams und Chris Terrio. Nach Charakteren von George Lucas.
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Auf Nummer sicher oder Der Enkeltrick
Für den Widerstand unter General Leia Organa (Carrie Fisher) sieht es im Kampf gegen die übermächtige Erste Ordnung düster aus. Zwar konnten Finn (John Boyega), Poe Dameron (Oscar Isaac) und Chewbacca (Joonas Suotamo) an Information eines Spiones gelangen, doch das Böse zeigt seine wahre Gestalt in Person von Imperator Palpatine (Ian McDiarmid), der eine neue Flotte von Sternenzerstörern in der Hinterhand hält. Kylo Ren (Adam Driver), Oberster Anführer der Ersten Ordnung, bekommt vom Imperator den Befehl, Rey (Daisy Ridley) zu töten. Doch der Sohn von Leia und Han Solo hat eigene Pläne. Unterdessen trainiert Rey, um das Potenzial ihrer Fähigkeiten voll ausschöpfen zu können…
Lando kehrt zurück
2019 ist nicht nur das letzte Jahr der Dekade, sondern auch jenes Jahr, in welchem einige epische und/oder langjährige Formate in Kino und Fernsehen zu Ende gehen. Fanden im Mai sowohl die aufwändige Fantasyserie Game of Thrones (2011-2019) als auch der Wissenschaftler-Nerds-Sitcom-Dauerbrenner The Big Bang Theory (2007-2012) ihren jeweiligen Abschluss so gab es bereits im April mit Avengers: Endgame den (vorläufigen) Schlussakkord im Marvel Cinematic Universe. Da passt es gut ins Bild, dass nun mit Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers der letzte Teil von George Lucas‘ großer Sternensaga weltweit über die Leinwände flimmert.
Ich mag die Originaltrilogie (Krieg der Sterne [1977], Das Imperium schlägt zurück [1980] und Die Rückkehr der Jedi-Ritter [1983]) wirklich sehr. Von der berüchtigten Prequel-Trilogie (Episode I – Die dunkle Bedrohnung [1999], Episode II – Angriff der Klonkrieger [2002] und Episode III – Die Rache der Sith [2005]) war ich zwar anfangs teilweise angetan, aber bei näherer Betrachtung kamen vor allem die Episoden I und II nicht gut weg. Dass es jemals eine Weiterführung in Form der Episoden VII bis IX geben würde hielt ich bis zum Verkauf von Lucasfilm an Disney im Jahre 2012 für relativ unwahrscheinlich und war deshalb bisweilen nicht abgeneigt die als inoffizielle „Fortsetzung“ geltende Romantrilogie von Timothy Zahn (Erben des Imperiums [1991], Die dunkle Seite der Macht [1992] und Das letzte Kommando [1993]) zu lesen. Dazu kam es aber bisher nicht. Stattdessen wurde der Nachwelt die Sequel-Trilogie beschert. Nachdem J.J. Abrams, der Star Trek im Kino neues Leben eingehaucht hatte, mit Episode VII – Das Erwachen der Macht (2015) allerdings kaum mehr als ein Remake von Krieg der Sterne ablieferte, und Rian Johnson (Looper) in dem von ihm inszenierten Mittelteil Episode VIII – Die letzten Jedi (2017) teilweise Neues versuchte, dadurch aber den Zorn der (teils rassistischen und frauenfeindlichen) „Harcorefans“ heraufbeschwor, nahm Abrams für das letzte Kapitel erneut auf dem heißen Stuhl Platz.
Wenn man sich die Mechanismen der Filmindustrie so durch den Kopf gehen lässt wird klar, dass die Macher bei Der Aufstieg Skywalkers primär zwei Dinge als am wichtigsten erachten: astronomische Einnahmen durch Ticketverkäufe und allgegenwärtiges Merchandising mit absurd-dämlichen Ausmaßen („…where the real money from the movie is made“, Mel Brooks alias Yogurt in Spaceballs [1987]) sowie natürlich das unbedingte Zufriedenstellen mehrerer Generationen von Fans. Diesen beiden Hauptzielen ordnet man alles unter, auch die Bestrebung einen guten, eventuell innovativen (haha) Film zu machen. Daher biedern sich Abrams & Co in „Episode IX“ bei den Anhängern auch an wo es nur geht. Das Ergebnis: eine mit bewährten Tropen und Handlungselementen sowie unzähligen Zitaten/Reminiszenen aus/an früheren SW-Streifen vollgestopftes Blockbuster-Monstrum, das vermutlich die meisten Sternensaga-begeisterten Zuschauer abholen wird.
Dabei erscheint mir der Film nicht komplett misslungen. Manche Dinge funktionieren durchaus gut. Vor allem der Verlust von Leia-Darstellerin Carrie Fisher, die am 27. Dezember 2016 im Alter von 60 Jahren verstarb, wird dank der Verwendung/Einbindung von bereits mit der Schauspielerin abgedrehtem Material aus den beiden Vorgängern gut und würdevoll kompensiert. In technischer Hinsicht wirkt Teil IX (wie man es kaum anders erwarten konnte) äußerst gelungen. Generell profitieren die Episoden VII bis IX inszenatorisch vor allem davon dass nicht wie in der Prequel-Trilogie alles mit CGI-Effekten zugekleist wurde, sondern auch verstärkt reale Locations, MakeUp-Effekte sowie Animatronics zum Einsatz kamen, was der ganzen Szenerie mehr Charme und Plastizität verleiht.
Der Aufstieg Skywalkers ist zwar kein 1:1-Remake eines früheren Beitrags (wie es Das Erwachen der Macht zum großen Teil war), aber fast keine Gelegenheit wird ausgelassen, um auf Vergangenes in Form von Schnipseln oder Zitaten anzuspielen. Das Herauskramen von Imperator-Opa Palpatine aus der Sith-Mottenkiste bildet dabei nur die Spitze des Eisberges. Und natürlich muss die ganze Chose noch irgendwie zu einem „runden“ Ende gebracht werden, zum Teil auf Kosten der neuen Ansätze Johnsons aus Episode VIII. Ein bisschen mehr kreativer Wagemut hätte hier beileibe nicht geschadet. Garniert wird dieses überbordende Retro-Menü mit mäßigen Dialogen, die von Altmeister Lucas höchstselbst stammen könnten.
Im Mittelpunkt der neuen Trilogie (und des vorliegenden Finales) stehen zweifelsohne die machtbegabte Ex-Schrotthändlerin Rey und der innerlich zerrissene Kylo Ren, ehemals Ben Solo, Sohn von Leia und Han Solo. Das macht natürlich mehr als Sinn aber mit der Zeit fand ich den dauerhaft angestreckten Ausdruck von Daisy Ridley und das meist apathische Antlitz Adam Drivers sowie ihre ausufernden Lichtschwert-Duelle recht ermüdend. Erschwerend kommt hinzu dass fast alle weiteren Figuren mit wenigen Ausnahmen zu Komparsen oder Stichwortgebern degradiert werden. Zwar haben John Boyega als Widerstandskämpfer Finn und Oscar Isaac als hochbegabter Pilot Poe Dameron immerhin noch recht viel Screentime, aber wirklich etwas damit anzufangen wissen die Autoren nicht. Beide Helden aus der zweiten Reihe bekommen noch schnell potenzielle Love Interests angedichtet und von letzterem wird seine überaus „zwielichtige“ Vergangenheit (uiuiuiui!) enthüllt.
Wirklich gelangweilt habe ich mich trotz der langen Laufzeit von zwei Stunden und zweiunzwanzig Minuten eigentlich nicht und auch der an mehreren Orten stattfindende Showdown vermochte durchaus zu fesseln. Ich frage mich an dieser Stelle allerdings was für einen Film Colin Trevorrow, der ursprünglich als Regisseur engagiert wurde, die Produktion allerdings wegen kreativer Differenzen mit Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy verließ, wohl gemacht hätte. Vielleicht einen mit mehr Mut.
Fazit: Mit allerlei altbekannten Zutaten vollgestopftes und andauernder Fananbiederung überfüttertes Finale der Sternensaga, das trotz guter Ansätze überwiegend enttäuscht. 4 von 10 Punkten.
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In allen neun Teilen dabei: Anthony Daniels als C3PO
Rey trainiert
Kylo Ren steht im Regen
General Pryde ist böse
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