Nachdem vor zwei Jahren die Macht erwachte, müssen im mittleren Teil der neuen Star-Wars-Trilogie nun die letzten Jedi zum Lichtschwert greifen. Das lang ersehnte, vermeintliche Kinohighlight des Jahres ist endlich da…
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Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi
Science-Fiction-Film USA 2017. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 152 Minuten. Kinostart: 14. Dezember 2017.
Mit: Daisy Ridley, Adam Driver, John Boyega, Oscar Isaac, Mark Hamill, Carrie Fisher, Domhnall Gleeson, Kelly Marie Tran, Laura Dern, Benicio del Toro, Andy Serkis u.a. Drehbuch und Regie: Rian Johnson. Nach Charakteren von George Lucas.
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Auf der Suche nach noch mehr Geld
Nachdem ihre Starkiller-Basis vernichtet wurde, macht die Erste Ordnung Jagd auf den zahlenmäßig dezimierten Widerstand. Währenddessen hat die junge Rey (Daisy Ridley) den alten Jedimeister Luke Skywalker (Mark Hamill) gefunden und bittet ihn, sie im richtigen Umgang mit der Macht zu unterweisen sowie dem ums Überleben kämpfenden Widerstand unter Führung von General Leia Organa (Carrie Fisher), Lukes Schwester, beizustehen. Doch Luke lehnt ab. Seitdem sein Neffe Ben Solo alias Kylo Ren (Adam Driver) zur dunklen Seite der Macht gewechselt hat und nun Snoke (Andy Servis), dem Obersten Anführer der Ersten Ordnung, als Schüler/Vollstrecker dient, hat sich Luke auf einen einsamen Planeten zurückgezogen und seiner Aufgabe als Jedi entsagt. Rey hat immer wieder Visionen von Kylo Ren, wobei beide eine merkwürdige Verbindung zueinander fühlen. Verzweifelt schickt der hochbegabte X-Wing-Pilot Poe Dameron (Oscar Isaac) den ehemaligen Sturmtruppler Finn (John Boyega) und die Wartungstechnikerin Rose Tico (Kelly Marie Tran) auf eine schwierige Mission, um das Blatt im aussichtslosen Kampf gegen den übermächtigen Feind zu wenden…
Luke, der Jedi-Rentner
Obwohl ich selbst kein wirklicher Fan der Sternensage bin, so erfreute es mich im Vorfeld zu hören, dass Star Wars: Die letzten Jedi kein Remake von Das Imperium schlägt zurück (1980), dem mittleren Film der kultigen Original-Trilogie, sei. Dies steigerte meine Erwartungen nach dem (aus meiner Sicht) mittelmäßigen Erwachen der Macht durchaus etwas. Doch auch wenn Episode VIII inhaltlich durchaus neue Wege bestreitet so hat mich das Ganze relativ kalt gelassen.
Dabei ist der Film keineswegs schlecht. Bis auf den äußerst peinlichen Obernazi General Hux und einen völlig verschenkten Obersten Anführer Snoke (Gollums ausgemergelter Opa im Morgenmantel) sind die meisten Elemente halbwegs solide. Nach seinem mickrigen 15-Sekunden-Cameo (ohne Text) im Vorgänger erhält Mark Hamill als Luke Skywalker nun erheblich mehr Screentime. Die erste Machtgeige spielen freilich andere. Längst wurde der Staffelstalb an Rey (Daisy Ridley), Kylo Ren (Adam Driver), Finn (John Boyega) und Poe Dameron (Oscar Isaac) als die wirklichen Protagonisten der neuen Trilogie übergeben. Auch die beiden kultiv-nervigen Droiden R2D2 und C3PO haben nur noch Komparsenrollen. Der heimliche Held des Films ist ohnehin der „Fußball-Droide“ BB8. Chewbacca darf immerhin noch den Milenniumfalken fliegen und sich mit den niedlichen Porgs (eine Kreuzung aus Papageientaucher und Meerschweinchen) herumärgern.
Während Regisseur und Autor Rian Johnson (Looper) die Motive von Ben Solo alias Kylo Ren erstmals ausarbeitet und dem überaus machtbegabten Solo-und-Skywalker-Sprössling dadurch Tiefgang und Ambivalenz verleiht (und nebenbei den im Vorgänger noch unmotiviert wirkenden Vatermord erklärt), so bleiben weite Teile des Drehbuchs an der Oberfläche. Es passiert in den 152 Minuten viel, das Blatt wendet sich ein ums andere Mal und doch wirkt das Geschehen nicht selten ziemlich nichtssagend, die ein oder andere Wendung gar recht bemüht. Immerhin rückt Episode VIII die meisten seiner weiblichen Figuren in den Vordergrund. Neben Rey als weiblicher Hauptfigur bekleiden Laura Dern (Wild At Heart, Jurassic Park) als Vizeadmiral Holdo und natürlich Carrie Fisher letztmals als General Leia Organa (sie verstarb nach einem Herzstillstand am 27. Dezember 2016 mit 60 Jahren) wichtige Rollen, vor allem als Gegenpol zur bisher männlich dominierten Welt der Sternensaga.
Falls man es zwischenzeitlich vergessen haben sollte, so wird mit Die letzten Jedi wieder deutlich klar: dieses Werk ist Bestandteil einer Filmreihe, die nicht wirklich eine (gute) Geschichte erzählen soll, sondern vor allen anderen aus zwei Gründen produziert wurde: um Milliarden einzuspielen und weitere Trilliarden mit Merchandising zu verdienen (etwa mit den Star-Wars-Lampen eines schwedischen Möbelhauses, den unzähligen Videospielen oder dem Star-Wars-Rasierer, damit man nicht so zauselig wie der alte Luke aussieht) bis die hinterletzte Amöbe dieses Planeten mit Star-Wars-Artikeln des megalomanischen Imperiums namens Kapitalismus zugedröhnt ist. Da kann Rian Johnson noch so ein großer Fan der Sternensaga sein.
Der dritte und (noch unbetitelte) letzte Teil der Sequel-Trilogie (Kinostart: Dezember 2019) bildet noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Nach Rogue One im letzten Jahr wird es 2018 einen weiteren Anthologie-Film, nämlich über Han Solo, geben. Und Johnson hat jüngst den Zuschlag für eine weitere Trilogie erhalten. Die Möglichkeiten, die Marke Star Wars weiter auszubeuten, sind grenzenlos. Solche Auswüchse sind der Grund, warum ich manchmal überlege, mich doch aus dem Konsum von imperialen Hollywood-Blödbustern komplett zurückzuziehen und als cineastischer Einsiedler mit Programmkino und hochwertiger Serienkost zu „begnügen“. Einfach mal abwarten, ob auf dieser Website in zwei Jahren eine Filmkritik zu Episode IX auftauchen wird.
Fazit: Star Wars: Die letzten Jedi liefert ein rasantes Weltraumabenteuer, welches die Sternensaga zwar voranbringt, insgesamt aber zu oberflächlich und nichtssagend bleibt. Für das grenzenlose imperiale Merchandising-Business aber das perfekte Marketingtool. 6 von 10 Punkten.
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Rey und das blaue Lichtschwert
Finn und Rose
Kylo Ren ist innerlich zerrissen
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