Die Heldenriege des Hollywood-Olymps macht sich auf, um den Actionfilm zu retten: Den Anfang machte Rocky und Indiana hat sich auch endlich breitschlagen lassen. Doch bevor dieser wieder bösen Nazis das Handwerk legt, muss erst die Welt vor Terroristen gerettet werden. Und das kann nur einer so schön: John McClane…
Stirb Langsam 4.0
(Live Free or Die Hard)
Action, USA 2007. FSK: ab 16. 129 Minuten.
Mit: Bruce Willis, Justin Long, Timothy Olyphant, Mary Elizabeth Winstead, Cliff Curtis, Maggie Q, Kevin Smith u.a. Regie: Len Wiseman.
Immer zur falschen Zeit am falschen Ort
John McClane (Bruce Willis) hat wirklich kein leichtes Leben: Da will man nur mal kurz seine Tochter, die kein Wort mehr mit einem redet, besuchen, wird deshalb kurzerhand abkommandiert, einen Hacker abzuholen um ihn beim FBI abzuliefern – und schon ist man wieder mittendrin im Kampf mit diesen verflixten Terroristen. Doch dieses Mal haben sie einen digitalen Vorsprung und sind dabei, die gesamte Infrastruktur der USA lahm zu legen um – wie könnte es anders sein – sehr viel Geld zu erbeuten. Damit ihnen dabei niemand in die Quere kommt, müssen alle Hacker, die ihnen ohne es zu wissen bei ihrem Coup zugearbeitet haben, liquidiert werden, darunter auch Matthew Farrell (Justin Long), ebenjener Hacker, den McClane sicher zum FBI geleiten soll.
John McClane (Bruce Willis) mit seinem Schützling Matt (Justin Long).
Underworld-Regisseur Len Wiseman stellte sich der Aufgabe, dem verschollenen Titanen des Actionkinos wieder zu alter Größe zu verhelfen. Anders als im dritten Teil Stirb Langsam – Jetzt erst recht gerät McClane wieder völlig zufällig zwischen die Fronten, genauer gesagt zwischen die Terroristen und das, was sie wollen. Doch an einigen Punkten, die den dritten Film meiner Meinung nach zum besten der Reihe machen, orientiert sich Stirb Langsam 4.0 stark: es gibt wieder einen Co-Helden wie damals Samuel L. Jackson. Natürlich nicht so kongenial und bockig, sondern eher hypochondrisch und verweichlicht, doch ebenso wie Zeus bringt Matthew statt Coolness Intelligenz in die kurzfristige Partnerschaft ein, die McClane dieses Mal dringender braucht als je zuvor. Denn von geschlossenen Schaltkreisen, abgestellten Satelliten und Algorithmen weiß er jetzt nicht so viel – dafür aber, wie man einen Helikopter mit einem Auto aus der Luft holt. Der Schauplatz ist in Stirb Langsam 4.0 ebenfalls nicht so eng gefasst wie im zweiten oder gar im ersten Teil, sondern ähnelt auch hier Stirb Langsam – Jetzt erst recht, wobei allerdings auch nicht mehr eine Stadt ausreicht, sondern gleich mehrere Staaten herhalten müssen. Sehr angenehm ist, dass nicht wie im zweiten oder teilweise noch im dritten Teil immer wieder die früheren Heldentaten von John McClane erwähnt werden, ganz im Gegenteil wird hier eher damit gespielt, dass niemandem mehr im Bewusstsein ist, welcher berühmte Detective da vor ihm steht (Matt: „Sie sind so ruhig. Haben Sie so was schon mal gemacht?“). Außerdem wird, wie auch in anderen Filmen zur Zeit (z.B. Ocean’s Thirteen) die Ebene der Schauspieler parodiert, wenn McClane sagt: „Von mir aus kann gern jemand anderes den Helden spielen“, aber nein, es gibt keinen besseren Helden als Bruce Willis alias John McClane. Niemand sagt mit einem Blick so viel, und wenn doch mal spricht, dann in typisch trockener Einsilbigkeit. Niemand überlebt so viel und trägt dabei noch so viel Blessuren davon, denn anders als manche Helden ist McClane eindeutig nicht unverwundbar und ist auch am Ende des vierten Teils mehr kaputt als ganz. Niemand oder besser gesagt kein Mann wirkt auch dann noch sympathisch, wenn er eine Frau verprügelt. Einen Unterschied gibt es allerdings: das obligatorische Unterhemd fehlt! Da dabei jedoch die spannendste Frage sowieso immer nur war, warum genau McClane sich ausziehen muss, ist diese Änderung leicht zu verschmerzen, noch dazu weil es durch ein weitaus ästhetischeres Hemd ersetzt wird. Eine nette Überraschung ist McClanes Tochter Lucy (Mary Elizabeth Winstead), die eindrucksvoll Newtons Apfel-Theorie beweist und ähnlich wir ihre Mutter in den beiden ersten Teilen zwar in der Hand der Terroristen, jedoch keinesfalls deren Spielball ist.
Der Film lässt sich also fast ohne Abstriche in die Reihe der vorherigen einfügen, wäre da nicht ein kleiner Minuspunkt: Timothy Olyphant kann als der Bösewicht einfach überhaupt nicht mit Alan Rickman oder Jeremy Irons mithalten. Hier ist weniger der diabolische Blick, sondern der diabolische Plan das Böse schlechthin, auch weil sich ein Computer nicht mit einem Faustschlag erledigen lässt.
Ansonsten bekommt man bei Stirb Langsam 4.0 genau das, was man erwartet: einen soliden Actionfilm mit markigen Sprüchen, der die Befürchtungen des Trailers, die Computer würden nicht nur inhaltlich sondern auch ästhetisch die Führung übernehmen, nicht bewahrheitet.
Fazit: Wie in guten alten Zeiten! 7 von 10 Punkten.
Lucy (Mary Elizabeth Winstead) in der Gewalt der Terroristen.
Niemand hat behauptet, es wäre leicht, ein Superheld zu sein…
Lena Stadelmann, 11. Juli 2007. Bilder: Fox.
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