Superman Returns

Und schon wieder ein Wiederbelebungsversuch. Es scheint im Trend zu liegen, „vergessene Helden“ wieder auf die Leinwand zu bringen. Mit Batman konnten wir schon im vergangenen Jahr einen Versuch erleben, der gut gelang. Nun ist also „Superman“ an der Reihe. Johannes Michel war im Kino und analysiert, warum das Projekt zwar nicht gescheitert, aber auch nicht gerade gut gelungen ist.

Comicverfilmung USA/Australien 2006. Regie: Bryan Singer. Nach Joe Shuster und Jerry Siegel. 154 Minuten. FSK ab 12.
Mit Brandon Routh, Kevin Spacey, Kate Bosworth, James Marsden, Frank Langella, Eva Marie Saint, Parker Posey, Sam Huntington, Marlon Brando u.v.a.

Problembesetzung „Superman“

Fünf Jahre sind vergangen, seit Superman die Stadt Metropolis verlassen hat. Wissenschaftler hatten angeblich Reste seines Heimatplaneten Krypton gefunden – für Superman Anlass genug, in den Weltraum aufzubrechen und diesen Fund zu überprüfen.
Aber irgendwann ist es nun einmal Zeit, wieder auf die Erde zurückzukehren. Superman tut dies in einer Zeit, in der die Verbrechensrate in seiner Stadt deutlich angestiegen und in der sein Erzfeind Lex Luthor aus dem Gefängnis gekommen ist. Seine Liebe Lois Lane ist mittlerweile mit einem Kollegen beim Daily Planet liiert und zieht mit ihm ihren kleinen Sohn auf. Lex Luthor, der mit einem teuflischen Plan einen Großteil Nordamerikas vernichten möchte, setzt sich zum Ziel, Superman endgültig zu beseitigen. Ausreichend Arbeit also für die Wiederkehr des verschollenen Superhelden.

Lex Luthor, hervorragend gespielt von Kevin Spacey.

Superman ist der einzige Superheld, der wirkliche Superkräfte aufweisen kann, sehen wir einmal von Spidermans Fähigkeit, sich mit seinen Spinnenfäden fortzubewegen, ab. Diese Tatsache macht es natürlich für jeden Regisseur und Drehbuchschreiber schwer, einen angemessenen Gegner sowie spektakuläre Mittel zu finden, mit denen der Held bekämpft werden kann.

Im ersten „Superman„-Film von 1978 nutzt sein Gegenspieler Lex Luthor seine Schwäche aus, nicht durch Blei hindurch sehen zu können und bringt ihn mit radioaktiven Meteoriten, die von Supermans explodierten Planeten stammen, fast zur Strecke. Auch fünf Jahre (bzw. 28 Kinojahre) später fällt Lex Luthor (bzw. den Drehbuchautoren) keine andere Möglichkeit ein, gegen Superman vorzugehen. Es muss also wieder Kryptonit, so werden diese kleinen Meteoritenreste bezeichnet, sein.

Lex Luthor erschafft also einen neuen Kontinent, indem er Kristalle, die er aus Supermans „Erdbasis“ gestohlen hat, ins Meer wirft. Durch die freigesetzte Energie wird das Wasser verdrängt und die Landmasse gehoben – Folge: ein neuer Kontinent entsteht. Dummerweise besteht dieser aus vielen kleinen Kryptonit-Teilchen, die Luthor beigemischt hat, wodurch er verhindern möchte, das Superman das neue Land betreten kann. Zuerst hält das auch den Superhelden davon ab, Lex Luthor zu bremsen, am Ende allerdings befördert er den neuen Kontinent einfach mal so ins Weltall und trägt gerade einmal Verletzungen an den Händen davon. Wir meinen: Nein! Hier darf durchaus etwas mehr erwartet werden, selbst von einer Comicverfilmung. Drehbuch: Setzen, Note 6.

Das war’s aber noch nicht mit den schlechten Nachrichten. „Superman Returns“ hat noch ein weiteres Problem, und zwar die Besetzung. Außer Kevin Spacey, der den Schurken Lex Luthor vorzüglich spielt, kann keiner in der Truppe wirkliche Akzente setzen. Gerade Brandon Routh, der bisher nicht mehr als ein paar TV-Serien („Gilmore Girls“, „Cold Case“) zustande gebracht hat, enttäuscht. Kate Bosworth, eine vollkommen unbekannte Schauspielerin, hätte vom Äußeren her gerne durch Natalie Portman ersetzt werden können, die dem Film sicher etwas mehr Glanz verliehen hätte. Insgesamt ist die Besetzung äußerst unterdurchschnittlich.

Soweit die Meckerei. Insgesamt ist „Superman Returns“ ein gut gemachter, vielleicht etwas zu langatmiger Actionfilm, der den ersten Film von 1978 natürlich bei weitem übertrifft (siehe DVD-Kritik von unserem Redakteur Marius Joa). Von Bryan Singer, der immerhin für „X-Men“ und „X-Men 2“ verantwortlich ist, hätten wir mehr erwartet als eine pure Hommage an die alten „Superman“-Filme. So bleibt „Superman Returns“ leider nur der Wiederbelebungsversuch eines längst vergessenen Helden. Da die Kinokassen aber mit Sicherheit von der über 200 Millionen US-Dollar teuren Produktion profitieren werden, erleben wir bestimmt eine Fortsetzung bzw. Weiterführung der Story. Denn es sei verraten: Schurke Lex Luthor überlebt.

Fazit: Unterhaltsamer Actionfilm mit bekannten Elementen, größtenteils aber schwachen Darstellern. Technische Perfektion ist eben nicht alles. 6 von 10 Punkten.


Noch immer verliebt: Lois und Superman.

Lex Luthor möchte Superman zur Strecke bringen.
Johannes Michel, 17. August 2006. Bilder: Warner.


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Kommentare

2 Antworten zu „Superman Returns“

  1. Avatar von Marius Joa
    Marius Joa

    Hommage an ein B-Movie

    Auf der Suche nach Überresten seines zerstörten Heimatplaneten Krypton war Superman (Brandon Routh) fünf Jahre lang verschollen. In seiner Abwesenheit hat sich einiges getan. Die Welt scheint ohne ihn auch gut zurecht zu kommen. Dies schlägt sich besonders in Starreporterin Lois Lanes Artikel „Warum die Welt Superman nicht braucht“ nieder, für den sie den Pulitzer-Preis erhielt. Auch privat hat Lois (Kate Bosworth) Nägel mit Köpfen gemacht, lebt sie doch mit ihrem kleinen Sohn Jason (Tristan Lake Leabu) und Richard (James Marsden), dem Neffen von Daily-Planet-Chefredakteur Perry White (Frank Langella), zusammen. Zu allem Überfluss wurde Superbösewicht Lex Luthor (Kevin Spacey) vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen und plant neues Unheil. Nach einem Einbruch in Supermans arktisches Refugium will er mit Hilfe der dort gefundenen Kristalle einen neuen eigenen Kontinent erschaffen. Diesem Schöpfungsakt sollen allerdings die USA zum Opfer fallen.

    Nach über zehn Jahren in der Produktionshölle kommt mit Superman Returns nun endlich der langerwartete fünfte Film über den berühmten Mann aus Stahl in die Kinos. Nachdem Tim Burton, McG und Brett Ratner das Projekt nacheinander wegen „kreativer Differenzen“ verlassen hatten, fand sich mit Bryan Singer (X-Men, X-Men 2) am Ende doch noch ein Regisseur. Singer überließ dafür Ratner den Regie-Stuhl bei X-Men – Der letzte Widerstand. Eigentlich wollten die Verantwortlichen von Warner Brothers getreu dem Vorbild von Christopher Nolans Batman Begins eine realistischere Neugestaltung der Filmreihe starten, doch Bryan Singer entschied sich für eine Hommage an den ersten Superman von 1978. Schon der Vorspann ist unverkennbar vom Original abgeschaut. In Superman II – Allein gegen alle nicht verwendetes Material von Marlon Brando (1924-2004) als Jor-El wurde digital überarbeitet und in den Film eingefügt, der zudem noch Alt-Superman Christopher Reeve (1952-2004) und dessen Frau Dana (1961-2006) gewidmet ist.
    Im Gegensatz zum 28 Jahre alten ersten Leinwandabenteuer des Superhelden hat sich natürlich was getan. Die Spezialeffekte sind fast perfekt, lediglich Superman sieht meistens aus wie eine Videospiel-Figur. Das musikalische Superman-Thema von John Williams hat John Ottman um einige pompöse und chorale Stücke ergänzt, zur gekonnten Untermalung der Szenerie. Unterhaltsam ist das ganze natürlich auch, streckenweise.
    Das ist aber auch schon alles, was wirklich positiv über den Streifen zu sagen ist. Die Charaktere sind zwar nicht mehr so peinlich wie anno 1978, überbieten sich jedoch wieder gegenseitig an Eindimensionalität. Ein kleiner schauspielerischer Lichtblick ist Kevin Spacey als Lex Luthor, der u.a. durch das Agieren mit seiner Gespielin Kitty Kowalski (Parker Posey) gelegentlich für eine Prise Humor sorgt. Der bisher eher unbekannte Superman-Darsteller Brandon Routh wirkt zwar sympathisch, aber ist er genau wie Kate Bosworth als Lois Lane viel zu jung und damit fehlbesetzt. Vor allem Kate Bosworth nimmt man einen Charakter mit soviel Lebenserfahrung einfach nicht ab. Die Story wirkt mit der Zeit auch immer konstruierter, vor allem Supermans Umgang mit dem von Kryptonit durchsetztem neuen Kontinent ist mehr als haarsträubend. Laut Bryan Singer spielt die Story direkt nach Superman II – Allein gegen alle. Warum weiß dann Lois nicht, dass Clark und Superman ein und dieselbe Person sind? Warum geht Lex Luthor erneut zum arktischen Versteck, obwohl er im zweiten Film bereits dort war? Warum war Superman fünf Jahre weg, um einen nicht mehr existenten Planeten zu suchen? Die Story des 204 Millionen Dollar teuren Blockbusters ist also wenig durchdacht. Bei einer Spielzeit von über zweieinhalb Stunden treten bei einer solch dürftigen Story natürlich auch einige Längen auf. Vielleicht hätte sich Bryan Singer im Hinblick auf seine Hommage an die beiden alten Filme vor allem den ersten nochmal gründlich anschauen soll. Dann hätte er wohl gemerkt, dass seine Hommage an ein B-Movie nicht wirklich was werden kann.

    Fazit: Aufwendiger, aber leider nur durchschnittlicher Sommer-Blockbuster. Zwar besser als das trashige B-Movie von 1978, aber nicht wesentlich. 5 von 10 Punkten. Vielleicht wäre Bryan Singer doch besser bei den X-Men geblieben.

    Anmerkung: Für 2009 ist eine Fortsetzung geplant. Titel-Vorschlag der Vieraugen-Redaktion: Superman & Superboy.

    Marius Joa, 20. August 2006.

  2. […] Superman Returns (2006) –> Superman (1978) Gut, hier ist auch schon das Original schwach, weil mies gealtert, aber warum hat Bryan Singer allen Ernstes den dritten X-Men-Film sausen lassen, um eine zweifelhafte Hommage an ein 1970er B-Movie zu drehen? Geld? […]

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