Terminator: Dark Fate

Ein tödlicher Killer-Cyborg aus der Zukunft macht Jagd auf eine wehrlose Frau. Doch ein fast gleich starker Cyborg versucht, die Gejagte zu beschützen. Diese Prämisse klingt vertraut. Wir sind ja hier ja auch schließlich bei Dark Fate, dem neuen Teil der Terminator-Reihe, der Altbewährtes und neue Elemente kombiniert.

Terminator: Dark Fate
Science-Fiction-Actionfilm USA 2019. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 128 Minuten. Kinostart: 24. Oktober 2019.
Mit: Mackenzie Davis, Natalia Reyes, Linda Hamilton, Arnold Schwarzenegger, Gabriel Luna u.a. Regie: Tim Miller. Drehbuch: David S. Goyer, Justin Rhodes, Billy Ray. Nach Charakteren von James Cameron und Gale Anne Hurd.


 

 

T6-Hybrid

Im Jahre 2020. Zwei Reisende aus der Zukunft treffen in Mexiko City ein: Grace (Mackenzie Davis), eine kybernetisch modifizierte Frau und das praktisch unzerstörbare Terminator-Modell Rev-9 (Gabriel Luna). Der Cyborg macht Jagd auf die junge Fabrikarbeiterin Daniella „Dani“ Ramos (Natalia Reyes) und ihren Bruder Diego (Diego Boneta). Grace versucht mit all ihrer Kraft, die Geschwister zu beschützen. Auf der Flucht vor dem Terminator kommt unerwartet Hilfe in Person von Sarah Connor (Linda Hamilton). Notgedrungen raufen sich die drei Frauen zusammen und machen sich auf zu einem potenziellen Verbündeten namens Carl (Arnold Schwarzenegger) während das Modell Rev-9 ihre Spur verfolgt…

 Frauenpower: Sarah, Grace und Dani

Mit der Meinung, dass es mehr als genug Terminator-Filme gibt, dürfte ich nicht alleine dastehen. Nach dem erfolgreichen Low-Budget-Kracher im Jahre 1984 und dem äußerst spannenden, dazu tricktechnisch bahnbrechenden Terminator 2: Tag der Abrechung (1991), beide von James Cameron inszeniert, ging es bergab. Terminator 3: Rebellion der Maschinen (2003) von Jonathan Mostow bot zwar reichlich Action, wirkte aber vergleichsweise überzogen und die Figur der Sarah Connor in Gestalt von Linda Hamilton wurde schmerzlich vermisst. Den Tiefpunkt des ganzen Franchises brachte Die Verblödung Die Erlösung (2009) von Nullnummer McG, eine seelenlose Explosionsorgie mit wenig Sinn, noch weniger Verstand und ohne Arnie. Terminator: Genisys aus dem Jahre 2015, mit Game of Thrones-Star Emilia Clarke als Erlöser-Mutter und Schwarzenegger als väterlichem Terminator-Mentor, hatte gute Ansätze, brachte sich aber durch eine völlig hirnrissige Marketingkampagne (der große Twist wird bereits im Trailer gezeigt!) um den Erfolg an den Kinokassen. Eigentlich wäre jetzt, wie gesagt, kein weiterer Teil nötig gewesen. Aber das hält die geldgeilen Studiobosse ja bekanntlich vor allem in den letzten Jahren nie vom nächsten redundanten Prequel, Sequel, Interquel, Remake und vor allem Reboot ab. Dark Fate, der sechste Teil, hingegen – mit Cameron als Produzent und Story-Co-Autor, Effektespezialist Tim Miller (Deadpool) auf dem Regiestuhl sowie sowohl Ur-Terminator Arnie UND Linda „Sarah Connor“ Hamilton wieder vereint – entpuppt sich als halbwegs gelungener Actionreißer, der glücklicherweise die Teil 3 bis 5 (und zwangsläufig auch die keineswegs schwache TV-Serie Terminator: The Sarah Connor Chronicles, mit Lena Headey als Titelheldin) ignoriert.

Eigentlich stellt Dark Fate in ähnlicher Weise ein Remake von Tag der Abrechung dar, wie in den Star Wars-Filmen Episode VII – Das Erwachen der Macht (2015) fast als Blaupause von Krieg der Sterne – Eine neue Hoffnung (1977) fungiert. Das mag jetzt erst einmal ziemlich einfallslos klingen. Teil 6 hat beinahe die gleiche Ausgangssituation wie „T2“, eine rasante Hetzjagd, die den Verfolgten wenig Zeit zum Atem lässt. Über dieses Schema und die diversen Hommage-Elemente an die beiden ersten Streifen der Reihe hinaus gelingt es Miller und dem Autorenteam Davis S. Goyer (Dark Knight-Trilogie), Billy Ray (Flightplan, Die Tribute von Panem) sowie dem noch eher unbekannten Justin Rhodes neue, teils erfrischende Ansätze einzubringen.

Gleich zu Beginn wird die bekannte Grundprämisse der düsteren Zukunftssaga quasi über den Haufen geschossen. In der Folge entwickelt sich dann ein leicht abgewandeltes Szenario, aber unter Beibehaltung vieler bekannter Versatzstücke. Es geht nicht mehr um das Beschützen eines Kindes/Teenagers oder seiner Mutter sondern um die Sicherheit einer jungen Frau, deren Bedeutung für die Zukunft lange Zeit unklar bleibt. Weil die Hälfte der Handlung in Mexiko abspielt (gedreht wurde allerdings in Spanien) versprüht der Film viel lateinamerikanisches Flair und ich habe fast ein wenig darauf gewartet, dass Danny Trejo einen kleinen Auftritt absolviert. Ein Nerd darf träumen.

Im Mittelpunkt dieses im besten Sinne geradlinigen Streifens stehen aber die drei Frauenfiguren. Mackenzie Davis (bekannt durch die Computerpionier-Serie Halt and Catch Fire [2014-2017] sowie Parts in den unterschiedlichen Science-Fiction-Beiträgen Der Marsianer und Blade Runner 2049) darf als kybernetisch aufgewertete Soldatin dem übermächtigen Gegner mit all ihrer Kraft begegnen, sich gleichzeitig aber auch verletzlich zeigen. Natalia Reyes‘ Dani wirkt leider weniger ausgearbeitet als man es ihr wünschen würde. Ein massiver Gewinn: die Rückkehr von Ur-Sarah Connor Linda Hamilton in ihrer Paraderolle. Vom Leben gekennzeichnet kämpft Sarah mit nimmermüder Härte gegen sich selbst und andere. Und „Ex-Gouvernator“ Arnold Schwarzenegger (mittlerweile Anfang 70) darf nicht nur wieder kräftig zupacken, sondern als T-800 in Rente für seine Verhältnisse auch ein wenig menscheln. Dass Schwarzeneggers deutscher Stammsynchronstimme Thomas Danneberg (der als unfassbar wandelbarer Sprecher auch als deutsche Stimme von Terence Hill, John Cleese, Sylvester Stallone, John Travolta, Dan Aykroyd, Dennis Quaid und anderen agierte) aus gesundheitlichen Gründen seine Karriere beendet hat, merkt man kaum, einfach weil der neue Sprecher Bernd Egger einen hervorragenden Job macht.

Terminator: Dark Fate mag aufgrund seines doch eher wenig innovativen Inhalts kein durchgehend überzeugender Teil der Reihe sein, doch Miller, Cameron und Co schaffen es an die Highlights der Reihe anzuknüpfen. Im Falle einer weiteren Fortsetzung darf man allerdings etwas mehr erwarten.


Fazit: Solider Actionfilm mit reichlich Frauenpower, irgendwo zwischen Remake, Hommage und Reboot der Filmreihe. 6 von 10 Punkten.

Ein Terminator macht Jagd auf Dani…
…ein anderer stellt sich ihm entgegen.

 

Marius Joa, 29. Oktober 2019. Bilder: Fox.

Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner