Nach der gelungenen Adaption des Weltbestsellers Das Parfüm geht Tom Tykwer mit seiner neuesten Regie-Arbeit in eine ganz andere Richtung. Marius Joa über den brandaktuellen Thriller The International.
The International
Polit-Thriller USA/UK/Deutschland 2009. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 118 Minuten. Deutscher Kinostart: 12. Februar 2009.
Mit: Clive Owen, Naomi Watts, Armin Mueller-Stahl, Ulrich Thomsen, Brian F. O’Byrne u.v.a. Regie: Tom Tykwer. Drehbuch: Eric Warren Singer.
Allein gegen die Bankenmafia
Tom Tykwers neuer Film The International ist mehr oder minder unfreiwillig thematisch hochaktuell, geht es doch um die Machenschaften einer weltweit operierenden Großbank. Als die Finanzkrise die Schlagzeilen zu beherrschen begann, war der Film allerdings schon fast fertig. Was bietet uns die internationale Produktion ansonsten an?
Interpol-Agent Louis „Lou“ Salinger (Clive Owen) und die New Yorker Staatsanwältin Ella Whitman (Naomi Watts) versuchen seit Jahren den verbrecherischen Machenschaften der „International Bank Of Business And Credit“ (IBBC), einer Großbank mit Sitz in Luxemburg, ein Ende zu setzen. Doch als Thomas Schumer (Ian Burfield), ein Kollege Ellas, einen der Bankoberen beinahe zum Auspacken bringen kann, wird er heimtückisch ermordet. Salinger sieht dies zum Anlass, seinen verzweifelten Feldzug gegen die Bank weiter fortzusetzen. Die Spur führt zum italienischen Waffenfabrikanten und Politiker Calvini (Luca Giorgio Bareschi). Doch auch dieser wird, kurz nachdem er Ella und Lou wichtige Informationen zugespielt hat, bei einer Wahlveranstaltung erschossen.
Als sie die Fährte des Todesschützen aufnehmen, finden Ella und Lou heraus, dass die IBBC seit Jahren denselben Killer anheuert. Kontaktmann ist der undurchsichtige Ex-Stasi-Mann Wexler (Armin Mueller-Stahl). Jonas Skarsson, dem Vorstandsvorsitzenden der IBBC, liegt besonders an einem speziellen Waffendeal. Denn, wenn dieser nicht vollzogen wird, steht die Bank völlig pleite da. Dass ein solch riskantes Unterfangen keine Fehler erlaubt, ist einleuchtend. Immer kompromissloser scheinen die Hintermänner vorzugehen. Die Ermittler sehen sich immer wieder vielen Widerständen ausgesetzt. Bis Lou nur noch einen Ausweg sieht.
Gleich vorweg: The International ist kein herausragender Actionthriller, der das Genre neu erfindet, vielmehr ist er handwerklich gut gemacht und in seinen besten Momenten spannend. Höhepunkt ist sicherlich der bleihaltige Shootout im New Yorker Guggenheim-Museum. Ansonsten findet kaum reißerische Action statt, was allerdings kein Beinbruch ist. Angenehm ist zudem der Verzicht auf verwackelte Handkamera und überhektische Schnitte. Optisch zeichnet sich der Film durch kalte, gräuliche Bilder, gepaart mit der sterilen Ästhetik eines Bankgebäudes aus. Dieser visuelle Aspekt und die subtile Filmmusik, die Tykwer erneut mit seinen musikalischen Partnern Johnny Klimek und Reinhold Heil aufgenommen hat, geben dem Werk die Handschrift seines Regisseurs.
Schauspielerisch kann vor allem Hauptdarsteller Clive Owen als Agent Salinger überzeugen, der für den Feldzug gegen die Bankenmafia immer mehr Kraft opfert. Und Naomi Watts ist hier als energische Ermittlerin zu sehen. Leider fällt ihre Rolle etwas kleiner aus, als man vermuten könnte. Der Däne Ulrich Thomsen gibt den kalten Bankoberen, während Armin Mueller-Stahl einen seiner Handlanger spielt. Die Verpflichtung von Mueller-Stahl und Axel Milberg (mit Mini-Part) war übrigens neben den vorwiegenden Dreharbeiten in Deutschland Voraussetzung für deutsche Filmfördergelder in Höhe von knapp sechs Millionen Euro. Deutsche Autos sieht man übrigens auch in vielen Szenen.
Rein inhaltlich kann The International natürlich keine Aufarbeitung der Hintergründe der weltweiten Finanzkrise sein. Es ist mehr als Zufall, dass gerade jetzt ein solcher Film in die Kinos kommt. Die Botschaft ist, wie die insgesamt realistisch gehaltene Story, recht ernüchternd. Das kriminelle Netz der multinationalen Banken ist einfach zu komplex, um es mit Mitteln der Justiz und Kriminalistik zu zerschlagen. Immer wieder scheitern die Ermittler an Bürokratie und unterschiedlicher Gesetzeslage. Hier fühlt man sich ein wenig an das Politdrama Syriana erinnert.
Fazit: Spannender, handwerklich gut gemachter Thriller mit ernüchternder Botschaft. 7 von 10 Punkten.
Lou und Ella ermitteln, mit wenig Erfolg.
Oberst Wexler (Armin Mueller-Stahl).
Geballer im Guggenheim.
Marius Joa, 17. Februar 2009. Bilder: Sony Pictures.
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Syriana (7/10)
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