Neben einer konstant produktiven Veröffentlichungsmaschinerie sorgen die Marvel Studios derzeit auch immer mit Neuigkeiten zu neuen geplanten Filmen und Serien für Schlagzeilen. Doch erst einmal wird Phase 2 des Kinouniversums der Comic-Schmiede fortgesetzt, mit The Return Of The First Avenger, also der Rückkehr eines langweiligen Bekannten.
The Return Of The First Avenger (Captain America: The Winter Soldier)
Comic-Verfilmung/Actionthriller USA 2014. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 136 Minuten. Kinostart: 27. März 2014.
Mit: Chris Evans, Scarlett Johansson, Sebastian Stan, Anthony Mackie, Cobie Smulders, Frank Grillo, Emily VanCamp, Robert Redford, Samuel L. Jackson u.v.a. Regie: Anthony Russo und Joe Russo. Drehbuch: Christopher Markus und Stephen McFeely. Nach Comic-Charakteren von Joe Simon und Jack Kirby.
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Plakativer Pseudo-Polit-Plot
Eigentlich wollte ich mir nach dem schwachen, profillosen und von Tiefgang nur so befreiten ersten Teil (der von mir mit 4 von 10 Punkten im Nachhinein betrachtet eine viel zu gnädige Bewertungen erhalten hat) die Fortsetzung von Captain America sparen und allenfalls vielleicht irgendwann einmal auf DVD ausleihen oder im Fernsehen anschauen. Den der erste Film des lahmsten aller Avengers war für mich auch mit Abstand der schlechteste Film aus der ersten Phase des „Marvel Cinematic Universe“ (kurz: MCU). Was hat mich dazu bewogen, das zweite Abenteuer des patriotischen Langweilers nun doch anzusehen? Vielleicht war es das Casting von Altstar Robert Redford sowie die Andeutung aus diversen anderen Kritiken, dass der Film sich ein wenig in Richtung Politkino der 1970er (Die drei Tage des Condor) bewege. Oder der kolportierte, vergleichsweise geringere Einsatz von Computereffekten?
Schild hoch!
Jedenfalls ist es dem Regieduo, den Brüdern Anthony und Joe Russo (Ich, du und der andere), gelungen, den schwachen ersten „Captain America“-Film nicht noch zu unterbieten (was wohl daran lag, dass die Russo-Brüder eben wenig mit Uwe Boll oder McG gemein haben), sondern eine gewisse Steigerung herbeizuführen. Da es sich mittlerweile schon länger in die oberen Etagen der Marvel Studios herumgesprochen haben dürfte, dass der Supersoldat im „Stars & Stripes“-Kostüm auf das Patriotismus kritische deutsche Publikum schon immer ziemlich albern wirkte, läuft Captain America: The Winter Soldier hierzulande unter dem „neutraleren“ Verleih-Titel The Return Of The First Avenger.
Almählich gelingt es Steve Rogers (Chris Evans) alias Captain America sich nach seinem fast 70 Jahre andauernden Kälteschlaf an das 21.Jahrhundert zu gewöhnen. Bei einer Mission mit Natasha „Black Widow“ Romanov (Scarlett Johansson) zur Befreiung eines gekaperten Tankers bemerkt er sehr zu seinem Unwillen, dass ihm Nick Fury (Samuel L. Jackson), Chef der Geheimdienst-Organisation S.H.I.E.L.D., wichtige Details der Mission verheimlicht hat. Da wird auf Fury ein Attentat verübt und zwar von einem mysteriösen Auftragskiller mit dem Alias „Winter Soldier“ (Sebastian Stan). Doch als wäre das noch nicht genug, stehen Steve und Natasha bald selbst unter Beschuss. Denn das nun von Furys Weggefährten Alexander Pierce (Robert Redford) geführte S.H.I.E.L.D. scheint von finsteren Kräften unterwandert. Mit Hilfe von Pilot Sam Wilson (Anthony Mackie) versuchen Captain America und Black Widow die Hintergründe aufzudecken…
Kämpfte Captain America im Vorgänger noch gegen böse Finsterlinge und Wissenschaftler, die so böse und finster ware, dass sich sogar die Nazis von ihnen distanziert hatten, so ist die Bedrohung im neuesten Film des MCU (dem dritten in Phase 2 nach Iron Man 3 und Thor: The Dark Kingdom) wesentlich realitätsnäher, zumindest auf den ersten Blick. Die mittlerweile zur Gewissheit gewordene allumfassende Spionage und Überwachung durch die NSA wird hier durch das Gegenstück S.H.I.E.L.D thematisiert. Die große Frage lautet: wie viel Freiheit wollen wir noch aufgeben, um vermeintliche Sicherheit zu erlangen?
Immer wenn diese Thematik angerissen wird oder der Protagonist seine Rolle als Soldat und Befehlsempfänger in Frage stellt, dann ist The Return Of The First Avengers ein einigermaßen gelungener Superhelden-Film mit politischer Aktualität. Ansonsten lassen sich die Russo-Brüder was Action betrifft nicht lumpen und sorgen für ein regelrechtes Feuerwerk. Obwohl „Captain America 2“ bisweilen ernsthaft und düster daher kommt, kratzt die Handlung doch nur vielfach an der Oberfläche. Dennoch ist der Marvel-Streifen trotz der Laufzeit von 136 Minuten überraschend kurzweilig.
Die Positivaspekte verpuffen aber leider ziemlich ab dem Zeitpunkt als einer der beiden Plottwist enthüllt wird, denn so ordentlich das Machwerk bis dahin ist, die Auflösung, wer hinter der Verschwörung steckt, ist ziemlich peinlich und selbst für einen Film über Superhelden im wahrsten Sinne des Wortes weit hergeholt. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Marvel Studios mit ihren Eigenproduktionen doch wieder verstärkt auf Qualität anstatt wie meistens auf Quantität setzen.
Am 28. August startet mit Guardians Of The Galaxy der nächste Film in Phase 2 des MCU in den deutschen Kinos, bevor mit Avengers: Age Of Ultron Ende April 2015 das große Finale ansteht. Zur Einstimmung auf letzteren gibt es eine „Mid-Credit“-Szene in The Return Of The First Avenger.
Fazit: Solide gemachter Actionthriller mit etwas politischem Aktualitätsbezug, bei dem auch die Titelfigur an Profil gewinnt. Der Plottwist um die Hintermänner der Verschwörung ist allerdings äußerst albern. 5 von 10 Punkten.
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Attentat auf Nick Fury
Der Falke klappt seine Schwingen ein
Nicht immer einer Meinung: Alexander Pierce und Nick Fury
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Marius Joa, 31. März 2014. Bilder: Marvel Studios.
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