The Strangers

Nein, das Jahr 2008 war für den Horrorfilm-Fan nicht gerade einfach. Zwar blieben die großen Enttäuschungen aus, dafür bekamen wir viel Mittelmaß serviert. The Strangers dagegen verspricht mehr. Ob es Debütregisseur Bryan Bertino gelungen ist, aus dem Mittelmaß hervorzustechen, schreibt Johannes Michel.

The Strangers
Horrorthriller, USA 2007. FSK: keine Jugendfreigabe. 85 Minuten. Deutscher Kinostart: 20. November 2008.
Mit: Liv Tyler, Scott Speedman, Gemma Ward, Kip Weeks, Glenn Howerton, Laura Margolis. Regie: Bryan Bertino.

„Because you were home“

Vieles kann Mörder antreiben: Geldgier, Eifersucht oder auch Wut. Dass aber einige Mörder einfach aus Vergnügen morden, ist nur schwer nachzuvollziehen. The Strangers zeigt einen solchen Fall, versucht sich aber an keiner Aufklärung.

Kristen (Liv Tyler) und James (Scott Speedman) fahren nach einer Hochzeitsfeier in das Ferienhaus von James Eltern. Die Stimmung ist gedrückt, hat Kristen doch gerade einen Heiratsantrag abgelehnt. Viel Zeit zum Nachdenken und Reden haben die beiden allerdings nicht, denn ungebetene Besucher lauern ihnen auf. An Flucht ist nicht zu denken, denn natürlich haben die Unbekannten das Auto außer Gefecht gesetzt. In der Folge versuchen Kristen und James nur noch, ihr Leben zu retten. Und auch James Freund Mika (Glenn Howerton), der dazu stößt, wird von der Situation vollkommen überrascht.

Kristen und James, ratlos und verängstigt im Ferienhaus.

Nur 85 Minuten dauert Bryan Bertinos Erstlingswerk. Da liegt doch der Gedanke nahe: Viel kann der Film nicht zu erzählen haben – und so ist es in der Tat auch. Dafür muss es natürlich Abzüge geben, aber wie Bertino die etwas dürftige Story dann auf die Leinwand bringt, verdient absolutes Lob.

Frei, und doch gefangen, sind Kristen und James im Ferienhaus. Zu helfen wissen sie sich nicht – James packt zwar, typisch amerikanisch, die Waffe aus, weiß aber nicht damit umzugehen. Dass er früher mit seinem Großvater auf der Jagd war, hat er nur erfunden, um Kristen zu beeindrucken und sich als mutigen Mann hinzustellen. Bezeichnend. Aber auch die düstere, dichte und unheimliche Atmosphäre ist Bertino erstklassig gelungen. Die beklemmende Enge im eigentlich großzügig angelegten Haus kann der Zuschauer hautnah miterleben, auch durch die effektvolle Soundkulisse. Mit kleinen und großen Schockeffekten wird ebenfalls nicht gegeizt. Positiv ist: Hier fallen keine halb verfaulten Leichen aus dem Schrank, hier geht es nicht um übermenschliche Phänomene – alles ist real und nachvollziehbar.

Zu Beginn des Films beruft sich Bertino auf eine wahre Begebenheit, einen Kriminalfall, der bis heute nicht aufgeklärt ist. Dies erspart ihm Erklärungen und im Endeffekt auch die Auflösung. Denn was wirklich geschah, und vor allem warum, bleibt im Verborgenen. Seine Gedanken wird sich der Kinobesucher aber natürlich trotzdem machen. Sicher ist nur: Bertino erlaubt nicht einen einzigen Blick ins Innere der Täter, sie bleiben sowohl Kristen und James als auch dem Betrachter ein Rätsel. Da liegt nahe, dass sie nur aus Lust an der Angst anderer Menschen ihre Taten begehen, einen Hintergrund wie bei Saw gibt es also nicht. Dem versierten Filmfan wird als Vergleichsbasis sicher Hostel einfallen.
The Strangers gefällt also aufgrund seiner guten Umsetzung, auch die beiden Schauspieler Liv Tyler und Scott Speedman tragen dazu bei. Ihnen gelingt es, vom Schock übermannte und unsicher agierende Menschen zu spielen – jeder von uns würde mit Sicherheit ähnlich da stehen. Zum logischen Denken fähig dürfte wohl keiner sein.

Fazit: Gut umgesetzter, dichter Horrorthriller, der trotz schwacher Story glänzen kann. Eine Lösung oder Erklärungsversuche gibt’s aber leider auch nicht, daher 7 von 10 Punkten.


Kristen hat sich aus Angst ins Schlafzimmer zurückgezogen.

Ständig tauchen mysteriöse Gestalten auf.
Johannes Michel, 11. Dezember 2008. Bilder: Kinowelt.

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Motel (4/10)


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