Die Vorlage setzte Normen. John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt gilt auch nach 30 Jahren als absoluter Maßstab für Horrorfilme mit Science-Fiction-Charakter. Daher wagten sich die Produzenten von The Thing erst gar nicht an ein Remake, sondern drehten einfach ein Vorspiel. Johannes Michel hat’s gesehen.
The Thing
Horror/Science-Fiction, USA 2011. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 103 Minuten. Deutscher Kinostart: 17. November 2011
Mit: Mary Elizabeth Winstead, Joel Edgerton, Ulrich Thomsen, Eric Christian Olsen, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Paul Braunstein, Trond Espen Seim, Kim Bubbs, Jørgen Langhelle, Jan Gunnar Røise u.a. Regie: Matthijs van Heijningen Jr.
Gelungenes Prequel mit Charakterschwäche
Und das ist auch gut so. Denn einen Vergleich mit der Vorlage konnte eine Neuverfilmung nur verlieren. Das wäre genauso, wie Der Exorzist oder Saw neu zu verfilmen. Und scheitern wie einst das Team von The Fog wollten Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseur Matthijs van Heijningen Jr. nicht und entschieden sich daher, ein Prequel anzugehen, das die Frage beantworten soll, warum zu Beginn von Das Ding aus einer anderen Welt ein Hubschrauber mit vollkommen durchgedrehten Insassen im amerikanischen Antarktiscamp auftaucht und ab dann das Grauen seinen Lauf nimmt.
Dr. Sandor Halvorson (Ulrich Thomsen) ist fasziniert. Sein Forschungsteam hat im antarktischen Eis eine Entdeckung gemacht, welche die Geschichte der Menschheit wohl für die nächsten Jahrhunderte bewegen könnte: Ein außerirdisches Raumschiff und dazu einen eingefrorenen Alien. Unter strengster Geheimhaltung macht er sich mit einigen ausgewählten Experten auf den Weg, um den Fund zu untersuchen. Paläontologin Kate Lloyd (Mary Elizabeth Winstead) spricht sich vor Ort eindeutig dagegen aus, dem im Eisblock gefangenen Wesen eine Gewebeprobe zu entnehmen. Was aber noch niemand weiß, auch Kate Lloyd nicht: Der Außerirdische ist nicht tot. Als die gesamte Station noch den Fund feiert, macht er sich aus dem Staub. Problem: Er kann mutieren und jede beliebige Gestalt annehmen. Ab diesem Zeitpunkt kann sich niemand in der Station mehr sicher sein, wer Freund und wer Feind ist. Eine Hetzjagd beginnt, die viele Opfer fordert.
Der Flammenwerfer kommt oft zum Einsatz.
Weit, sehr weit ist die Schnee- und Eiswüste der Antarktis, und doch kann es ganz schön eng zugehen. Nämlich dann, wenn ein Schneesturm aufzieht und dazu vor der Tür noch ein Außerirdischer sein Unwesen treibt. Da wird die Forschungsstation zur engen Falle. Genau das erleben Protagonistin Kate und ihr Team. Mary Elizabeth Winstead spielt die Paläontologin überzeugend und hat in ihrer Rolle sichtlich Spaß – darf sie doch sowohl nett schauen als auch in brenzligen Situationen den Flammenwerfer bedienen. Eine solche Vielfalt bieten wenige Rollen.
Sie ist aber die einzige, die aus der Schauspielerriege von The Thing wirklich herausstechen kann. Das liegt daran, weil das Drehbuch den Figuren kaum Platz einräumt. Zwar keimt hier und da der ein oder andere Konflikt auf, wirklich durchdacht ist das aber alles nicht. Ulrich Thomsen hätte als Dr. Halvorson eigentlich eine sehr interessante Rolle, der Charakter ist aber von vorne herein darauf angelegt, dass das Publikum ihm wünscht, endlich als nächster von der Leinwand zu verschwinden. Und es ist bereits nach wenigen Minuten klar, dass genau das auch passieren wird. Welch Überraschung…
In Sachen Unterhaltungswert macht The Thing dagegen ordentlich Spaß. Die Effekte sind gut gelungen und behalten dabei dennoch einen gewissen Retro-Charme. Wirklich zum Fürchten sind die Gestalten aber nicht. Der ein oder andere kleine Schockeffekt bleibt nicht aus, zu gruselig geht es aber dennoch nicht zu.
Fazit: The Thing ist ein ordentlicher Film, der allerdings unter Schwächen bei der Charakterzeichnung leidet. Das hätten auch bekanntere Schauspieler nicht herumreißen können. Die Ortswahl hingegen gefällt, die Effekte ebenfalls. Horror ist das aber alles nicht, die Definition Science Fiction passt eher. So bleiben etwas überdurchschnittliche 6 von 10 Punkten.
Das außerirdische Wesen wird untersucht.
Am Ende des Films steht eine Hetzjagd an.
Johannes Michel, 23. November 2011. Bilder: Universal
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