Zweieinhalb Jahre nach seinem Kinodebüt im Frühjahr 2011 schwingt die Sprechblasen-Version des nordischen Donnergottes Thor erneut den Hammer auf der Leinwand. In The Dark Kingdom droht eine Katastrophe galaktischen Ausmaßes.
Thor: The Dark Kingdom (Thor: The Dark World)
Comic-Verfilmung USA 2013. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 112 Minuten. Kinostart: 31. Oktober 2013.
Mit: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tom Hiddleston, Anthony Hopkins, Stellan Skarsgård, Idris Elba, Christopher Eccleston, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Kat Dennings, Jaimie Alexander, Rene Russo u.v.a. Regie: Alan Taylor. Drehbuch: Christopher Yost, Christopher Marcus und Stephen McFeely. Nach Comic-Charakteren von Stan Lee, Jack Kirby, Larry Lieber.
Jump & Run zwischen den Welten
Der Angriff der Aliens auf die Erde in Avengers hat auch in den anderen acht Welten Spuren hinterlassen. Thor (Chris Hemsworth), Donnergott und Kronprinz von Asgard, ist mit seinen Kampfgefährten gut beschäftigt, Aufstände nieder zu schlagen. Sein königlicher Vater Odin (Anthony Hopkins) hat Thor jeglichen Kontakt zu dessen irdischer Geliebten, der Astrophysikerin Jane Foster (Natalie Portman), verboten. Doch als der allsehende Wächter Heimdall (Idris Elba) die hübsche Wissenschaftlerin plötzlich nicht mehr auf seinem „Radar“ hat, kehrt Thor zur Erde zurück. Unterdessen ist Jane durch eine Art Durchlässigkeit im Raum zum Versteck der geheimnisvollen Kraft namens Äther geraten und wird von dieser in Besitz genommen. Unfreiwillig erweckt Jane dadurch die seit Jahrtausenden besiegten Dunkelelfen um Anführer Malekith (Christopher Eccleston) erneut zum Leben. Der finstere Dunkelelfenfürst hat dummerweise nichts Gutes im Sinn. Zur bevorstehenden Konvergenz der neun Welten des Universums plant er mit der Macht des Äthers alles Leben zu vernichten…
„Wo warst du?“
Die Hoffnung stirbt quasi zuletzt. Die Hoffnung, dass nach dem mittelmäßigen Thor der nordische Donnergott im zweiten Teil besser auftrumpfen kann. Und es gab auch durchaus Anzeichen für eine Besserung. Mit Alan Taylor nahm zwar ein Blockbuster-Neuling auf dem Regiestuhl Platz, doch der US-Amerikaner inszenierte bereits seit über 15 Jahren diverse Episoden hochwertiger US-Pay-TV-Serien wie Sex And The City, Die Sopranos, Rom, Mad Men und zuletzt Game Of Thrones. Doch selbst ein erfahrener Fernseh-Regisseur ist bei so einer zerfahrenen Angelegenheit wie Thor: The Dark Kingdom eher machtlos.
„Thor 2“ spult genau das Programm ab, das viele erwartet haben und womit viele zufrieden sind. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem neuen Kinouniversum des Comic-Giganten Marvel (kurz: MCU) allmählich die Luft ausgeht. Während in Phase eins die beiden ersten Iron Man-Filme und weitgehend Der unglaubliche Hulk noch zu überzeugen wussten, zeigten sich erst mit Thor sowie dem lahmen Captain America wirkliche Ermüdungserscheinungen, die aber dank des überzeugenden Finales Marvel’s The Avengers ausgebügelt werden konnten. Mit Iron Man 3 gelang ein guter Einstand in Phase zwei, doch nun ist der „behämmerte“ Gott wieder am Start. The Dark Kingdom, der aus mir unerfindlichen Gründen nicht wie im Original The Dark World heißt, bietet ein munteres Jump & Run zwischen den (laut vereinfachter nordischer Mythologie) neun Welten des Universums. Die Story ist hier nur Stückwerk. Viele Ideen werden angerissen, aber nicht weiter ausgebaut. Über Charakter und Motive der Dunkelelfen wird man als Zuschauer erst recht im Dunkeln gelassen. Diese finsteren Gestalten sind so finster, dass sie eigentlich nur in der Finsternis zu sehen sind und in ihrer finsteren Sprache herumbrabbeln. Selbst die personifizierte Dunkelheit als einfach gestrickter Gegner in einem Comicfilm sollte mehr Substanz hergeben.
Wie kommt es, dass „Thor 2“ nicht völlig vor die Höllenhunde geht? Die Macher haben früh genug erkennt, dass man aus diesem dramaturgischen Flickenteppich nicht zweieinhalb Stunden Laufzeit herausholen kann und daher dauert der Film gnädigerweise nur 112 Minuten. Die große Stärke bei aller herauf beschworenen Düsternis ist der Humor. Hierfür sorgen die recht erfrischenden Sidekicks im weitgehenden leblosen Figuren- und unterforderten Darstellerensemble. Vor allem Kat Dennings (2 Broke Girls) als Janes freche Assistentin Darcy und Stellan Skarsgård als Dr. Selvig, der immer noch darunter zu leiden hat, dass sein Wille über längere Zeit von Loki kontrolliert wurde, sorgen für die nötige Auflockerung. „Thor 2“ gewinnt auch ungemein als sich der Titelheld mehr oder minder widerwillig mit seinem verschlagenen Bruder Loki zusammentut, um die Dunkelelfen zu stoppen. Das ungleiche Duo entwickelt dank des wie gewohnt stark aufspielenden Tom Hiddleston eine äußerst unterhaltsame Dynamik. Man kann es drehen und wenden, wie man will, Loki bleibt bei weitem die interessanteste Figur beider „Thor“-Filme.
Am Ende gibt es einen irgendwie nicht ganz unerwarteten Cliffhanger und zwei Szenen nach Beginn des Abspanns, von denen die eine bereits auf Guardians Of The Galaxy (vsl. Kinostart: August 2014) anspielt, einem weiteren Film der Phase zwei des MCU, der das große Finale Avengers 2: Age Of Ultron (2015) vorbereitet. Zuvor darf aber noch einmal Captain America in The Return Of The First Avengers ab 27. März 2014 ran. Die Filmreihe scheint also immer weiter zu gehen. Bis irgendwann mal die Kinokasse nicht mehr klingelt. Das kann aber noch dauern.
Fazit: „Thor 2“ ist streckenweise witzig und unterhaltsam, aber vor allem inhaltlich nur Stückwerk. 4 von 10 Punkten.
Finster: Der Fürst der Dunkelelfen
Eingekerkert: Der listige Loki
Marius Joa, 7. November 2013. Bilder: Marvel.
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