Triff die Robinsons

Zeitreisen haben die Filmindustie schon immer fasziniert. Auch der neue Disneyfilm „Triff die Robinsons“ schickt seinen Protagonisten in eine computeranimierte Zukunft. Sarah Böhlau wagte einen Blick auf die Welt von morgen.

Triff die Robinsons
(Meet The Robinsons)
Animations-Kinderfilm, USA 2007. Regie: Stephen J. Anderson. Drehbuch: Michelle Bochner
95 Minuten.

Baby, come back

Der Gigant Disney hat den Anschluss an das anbrechende Zeitalter des Computeranimationsfilms nicht übermäßig elegant bewältigt. Während die seit 1991 mit dem Marktführer Pixar zusammen produzierten Filme („Toy Story“, „Findet Nemo“, „Die Unglaublichen„) Kassenschlager wurden, gingen die Besucherzahlen der eigenen Animationfilme („Himmel und Huhn“) wie auch die der klassischen Zeichentrickfilme („Atlantis“, „Die Kühe sind los“, „Bärenbrüder“) immer weiter zurück. Als dann 2004 Pixar ankündigte, die Partnerschaft mit Disney zu beenden, musste schnell gehandelt werden: Mit Geld. Die Pixar Animation Studios wurden 2006 vom Disneykonzern einfach geschluckt aufgekauft. Das macht „Triff die Robinsons“ zu dem letzten von Disney alleine produzierten Animationsfilm.

Der zwölfjährige Waisenjunge Lois träumt davon, endlich adoptiert zu werden. Der geniale kleine Erfinder versucht dazu bei den Kennenlerngesprächen potenzielle Eltern mit seinen selbst gebastelten Erfindungen zu beeindrucken. Keine gute Idee, etwa wenn die Erdnussbutter-Gelee-Mischmaschine durchdreht und den (gegen Erdnüsse allergischen) Pflegevater bespritzt. Jetzt hat Lois keine Lust mehr und möchte stattdessen seine eigene Mutter wieder finden, die ihn vor zwölf Jahren vor der Schwelle des Waisenhauses ablegte. Dazu baut er ein Gerät, mit der er die irgendwo in seinem Kopf gespeicherte Erinnerung an sie abrufen möchte.

Lois geht zum selben Friseur wie Bart Simpson.

Doch auf der Erfindermesse, wo Lois seinen Gedankenleser vorstellen will, geht alles schief: Ein mysteriöser Mann mit einem (selbstständig denkenden und handelnden) Melonenhut sabotiert die Erfindung und stiehlt sie anschließend. Der enttäuschte Lois wird von einem Jungen namens Wilbur Robinson verfolgt, der sich als Agent aus der Zukunft ausgibt und ihn um jeden Preis zum Weitermachen überreden will. Weil Lois ihm nicht glaubt, nimmt ihn Wilbur kurzerhand mit in die Zukunft. Dort lernt er die Robinsons kennen, Wilburs durchgeknallte Großfamilie. Die Mutter dirigiert eine Band aus Fröschen, der Großvater trägt seinen Kopf verkehrt herum, der Onkel ist mit einer Holzpuppe verheiratet… Bei den allen Verrücktheiten gegenüber aufgeschlossenen Robinsons fühlt Lois sich gut aufgehoben und möchte dort bleiben – aber damit ergibt sich ein ziemliches Problem.

Leute, vergesst eure Zukunftsängste wegen Atomkrieg und Klimawandel! Die Zukunft sieht aus wie eine Mischung aus Disneyworld und Willi Wonkas Schokoladenfabrik! Alles ist hell und freundlich, die Menschen reisen in Seifenblasen durch die Lüfte, die Gebäude werden durch Instant-Bausätze in Sekunden heraufgezogen und freundliche lila Oktopusse öffnen die Haustüren.

Die Idee ist süß, aber leider ist die Umsetzung von Regisseur Stephen J. Anderson unausgegoren. Während Dinge wie den Fleischbällchenschlachten beim Abendessen der Robinsons oder dem Kampf gegen einen Dinosaurier viel Leindwandzeit eingeräumt wird, werden Charakterentwicklung und Handlungszusammenhänge vernachlässigt. Wie etwa, wenn die Robinsons nach nur einem Abendessen den angeblichen Austauschschüler Lois schon adoptieren wollen. Auch die logischen Klippen, die jede Zeitreisengeschichte unweigerlich beinhaltet, werden nur schlecht umschifft und gelegentlich auch mit voller Kraft gerammt.

Die schräge Familie Robinson mit all ihren bunten Charakteren bietet eher Lacher für die kleinen Zuschauer. Das aus dem Mann und seinem Melonenhut bestehende Bösewicht-Duo dagegen ist so unwerfend komisch, dass sich Kinobesucher aller Altersgruppen darüber totlachen können. Die fliegende Melone mit dem schönen Namen Doris ist der klügere Part der beiden, während der Mann selbst dumm wie Brot und völlig unfähig ist. Tatsächlich wird er von dem Hut auch nur benutzt. Wie sich später herausstellt, ist Doris eine von Lois späteren Erfindungen, die wegen ihres Hangs zum Größenwahn eingemottet wurde und nun finstere Welteroberungspläne hegt. Wie ein fliegender Hut es schafft, einen Menschen nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, ist schon hinreißend genug. Aber Doris verfügt zudem noch über ein wunderbares Spektrum von Ausdrucksmitteln, um ihre Gefühle zu zeigen. Bei Wut beispielsweise verfärbt sich ihre grüne Sehlinse rot und aus dem unteren Teil des Huts fährt eine Eisenkralle aus, die sich zur Faust ballt. Dieses ungewöhnliche Duo stellt damit ganz klar den größten Pluspunkt des Films dar.

Für Kinder ist der Film allemal empfehlenswert, denn er ist freundlich, bunt und liebenswert. Erwachsene werden vielleicht nicht ganz auf ihre Kosten kommen. Leider bietet „Triff die Robinsons“ keinen ähnlich beeindruckenden Kinobesuch wie beispielsweise Die Unglaublichen aus der Disney/Pixar Schmiede, aber trotz etlicher Mängel dennoch passable Kinounterhaltung.

Fazit: Ganz nett. 6 von 10 Punkten.


Lois und Wilbur in der Zukunft.

Der Mann ohne Melone.

Die Robinsons.
Sarah Böhlau, 09. April 2007. Bilder: Disney.


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