Wenn der Vorläufer schon in Sachen Story krankte – kann es dann der Nachfolger besser machen? Mit einem optischen Feuerwerk in 3D bringt Disney Tron: Legacy in die Kinos und wiederholt die Fehler des Erstlings. Dennoch lohnt sich der Kinobesuch – zumindest für Designfans und Bewunderer futuristischer Optik.
Tron: Legacy
SciFi-Computer-Thriller, USA 2010. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 125 Minuten. Deutscher Kinostart: 27. Januar 2011
Mit: Jeff Bridges, Garrett Hedlund, Olivia Wilde, Bruce Boxleitner, James Frain, Beau Garrett, Michael Sheen, Anis Cheurfa u.v.a. Regie: Joseph Kosinski
125 Minuten? Zu viel!
Es scheint, als hätte Disney mit Tron: Legacy abgewartet, bis endlich die heutigen technischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Ähnlich machte es schon George Lucas vor, der seine Star-Wars-Saga aufteilte. Aber hat sich das fast 30-jährige Warten wirklich gelohnt?
Am Ende von Tron übernahm Kevin Flynn (Jeff Bridges) die Softwarefirma Encom. Nach seinem ungewollten Abstecher in die digitale Welt hat ihn das Fieber gepackt – und er möchte zusammen mit seinem digitalen Doppelgänger Clu die perfekte Welt erschaffen. Über deren Ausgestaltung sind sich die beiden aber nicht einig – und Clu setzt seinen Schöpfer Flynn im Cyberspace fest. 21 Jahre später verfolgt Sam Flynn (Garrett Hedlund) endlich die Spur seines verschwundenen Vaters. Tatkräftig unterstützt wird er dabei von dessen altem Freund Alan Bradley (Bruce Boxleitner). Durch Zufall transferiert sich Sam ebenfalls in die digitale Welt, trifft seinen Vater und muss diesen nun überzeugen, dass sich der Kampf mit Clu lohnt. Denn dieser will aus dem Cyberspace ausbrechen und seine Vorstellung einer perfekten Welt auf die Realität übertragen.
Im Raster werden Meinungs-verschiedenheiten im Diskus-Kampf geklärt.
Auf den ersten Blick klingt die Story von Tron: Legacy interessant. Dennoch liefert sie in keiner Weise Stoff für zwei Stunden Kinovergnügen. Ähnlich wie beim Vorgänger hätten 90 Minuten ausgereicht – und selbst dann wären noch diverse Längen enthalten gewesen. Daher unser erstes Plädoyer: Bitte auf DVD und BluRay schnellstmöglich einen Directors Cut nachschieben. Und auf jeden Fall unrealistische Szenen rausschneiden.
Nur zwei seien hier genannt: Warum setzen sich Sam und sein Vater in der digitalen Welt zum Essen an den Tisch? Klar, den Spaß will ihnen keiner nehmen. Wenn besteht die Nahrung aber höchstens aus Pixeln, eine Erklärung (und vor allem die Frage von Sam, warum hier überhaupt gegessen wird, obwohl man sich eigentlich innerhalb einer Software befindet) bleibt aus. Oder: Zum Ende hin flüchten Sam und Kevin Flynn mit einem Flugzeug, das sehr an einen modernen Kampfbomber erinnert. Sie werden beschossen und das Flugzeug fängt an zu qualmen. Und das im Raster? Wenn, dürften dem Flugzeug höchstens einige Bildpunkte fehlen und irgendwann müsste es auseinanderbrechen. Fazit: Wenig durchdacht.
Optisch ist der 3D-Film ein wahres Feuerwerk. Zu Recht verwiesen viele Rezensenten darauf, dass Tron: Legacy die Kinowelt und auch so manchen Designer für die nächsten Jahre stark beeinflussen könnte. Die Bilder wirken zwar durch die wenigen Farben zunächst eintönig, Lichteffekte wirken dem aber entgegen. Heraus kommt eine blau/orange Farbgebung. Filme wie Matrix oder Minority Report haben gezeigt, dass diese Bilder bei den Zuschauern gut angekommen – und die Disney-Techniker haben daraus gelernt. Fans elektronischer Musik werden sich über den gelungenen Soundtrack von Daft Punk freuen, der das Geschehen auf der Leinwand passend untermalt.
Einziger Kritikpunkt in Sachen Optik: Die 3D-Effekte sind zwar toll und haben eine schicke Tiefenwirkung. Dennoch sitzt das Bild zu „tief“ in der Leinwand. Von 3D darf der Zuschauer auch erwarten, dass er mittendrin sitzt und in das Filmgeschehen optisch mit einbezogen wird.
Fazit: Optik Top, Story Flop. Warum wir nichts über die Leistungen der Schauspieler geschrieben haben? Nun, sie können sich einfach nicht entfalten. Die bombastischen Bilder verdecken in Tron: Legacy alles andere. Aber darin sind sie wirklich gut. 6 von 10 Punkten.
Kevin Flynn und Quorra (Olivia Wilde) sind anfangs wenig auf Rebellion aus.
Sam sieht das anders und begehrt gegen Clu auf.
Clu (Mitte) kontrolliert das Raster und will seine Macht auf die Welt der User ausdehnen.
Johannes Michel, 1. Februar 2011. Bilder: Walt Disney
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