Eigentlich war das Filmgenre des Western tot. Bis die Coen-Brüder kamen und es mit No Country For Old Men wieder belebten. Nun legten die beiden mit True Grit nach und erhielten erneut eine Fülle von Oscar-Nominierungen. Was den Film ausmacht und ob sich ein Kinobesuch lohnt, schreibt Johannes Michel.
True Grit – Vergeltung
Western, USA 2010. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 110 Minuten. Deutscher Kinostart: 24. Februar 2011
Mit: Jeff Bridges, Matt Damon, Hailee Steinfeld, Josh Brolin, Barry Pepper, Bruce Green, Dakin Matthews u.a. Regie: Ethan und Joel Coen
Nicht zu vergleichen mit No Country For Old Men
No Country For Old Men wurde gerne dem Genre des Neo-Western zu geordnet. Das wurde dem Film aber keineswegs gerecht, denn diese Einordnung vernachlässigt die vielen dramatischen und auch komödiantischen Situationen. True Grit dagegen stellt sich nicht so breit auf.
Der draufgängerische Tom Chaney (Josh Brolin) erschießt seinen Boss Frank Ross – und flüchtet. Sheriff und Marshalls sind allerdings überlastet und so nimmt niemand dessen Verfolgung ins Indianergebiet auf. Ross 14-jährige Tochter Mattie (Hailee Steinfeld) will ihren Vater aber um jeden Preis rächen und heuert den abgehalfterten Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges) an. Nur widerwillig lässt dieser Mattie mitkommen. Unterwegs begegnen sie dem Texas-Ranger LaBoeuf (Matt Damon), der ebenfalls auf der Suche nach Chaney ist. Einmal zusammen, ein anderes Mal gegeneinander – ein Team sind die drei nicht. Dennoch haben sie gemeinsam das Ziel, Chaney zur Strecke zu bringen.
Mattie heuert Marshall Cogburn für 100 Dollar an.
Für zehn Oscars war True Grit 2011 nominiert, unter anderem in den Kategorien „Bester Hauptdarsteller“ (Jeff Bridges), „Beste Nebendarstellerin“ (Hailee Steinfeld), „Bester Film“ und „Beste Regie“. Am Ende ging der Film leer aus und blieb damit hinter den Konkurrenten The Kings Speech und Inception zurück. Vier Oscars gewann 2008 No Country For Old Men, ein Film, der etwas mehr im Gedächtnis bleiben wird als True Grit.
Die Story des Films ist nicht neu. Bereits 1969 wurde sie in Der Marshall mit John Wayne und Glen Campbell verfilmt. John Wayne gewann damals den Oscar als „Bester Hauptdarsteller“. Allein schon aus diesem Grund können die Coen-Brüder diesmal nicht wirklich etwas Neues bieten. Aber: Sie machen ihre Sache erwartungsgemäß gut. True Grit ist ein außergewöhnlicher Western mit hervorragenden Darstellern. Allen voran gefällt Jeff Bridges, der den versoffenen und nicht mehr ganz jungen Haudegen Cogburn sehr glaubhaft verkörpert. Aber auch Matt Damon macht als Texaner eine gute Figur. Und Hailee Steinfeld als Mattie, ebenfalls Oscar-nominiert, hat nach diesem Film bestimmt eine große Karriere vor sich.
Optisch haben sich die Coens einmal mehr selbst übertroffen. Angefangen bei der Westernstadt bis hin zu Naturbildern – die Kulissen und Außenaufnahmen (die wären wirklich Oscar-verdächtig gewesen) machen Spaß. Schade ist aber, dass sich die Suche nach dem Schurken Chaney sehr lange hinzieht. Auf der Leinwand ist Chaney dann nur wenige Minuten zu sehen – und Darsteller Josh Brolin bleibt wenig Zeit zu glänzen.
Fazit: Im Gegensatz zu No Country For Old Men glänzt True Grit vor allem mit der Bildsprache. Außerdem ist der Film viel ernsthafter und weniger lustig als sein Vorgänger. Für einen Oscar-Gewinn war er aber einfach nicht „besonders“ genug. 8 von 10 Punkten.
Cogburn und Mattie auf der Jagd nach Chaney.
Texas-Ranger LaBoeuf stößt zu den beiden dazu.
Mörder Chaney hält sich bis kurz vor Schluss versteckt.
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No Country For Old Men (9/10)
Johannes Michel, 28. Februar 2011. Bilder: Paramount
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