Schon 2002 lieferte Kurt Wimmer mit „Equilibrium“ eine düstere, aber stylische Zukunftsvision. Sein neuester Film „Ultraviolet“ erhielt zumeist vernichtende Kritiken. Marius Joa hat sich die DVD dennoch angesehen.
Science-Fiction-Film USA 2006. Drehbuch und Regie: Kurt Wimmer.
Musik: Klaus Badelt. 84 Minuten (PAL-DVD). FSK ab 12. Kinostart: 6. Juli 2006.
Mit Milla Jovovich, Cameron Bright, Nick Chinlund, William Fichtner, Sebastien Andrieu u.v.a.
„Ja, ich wurde in eine Welt hineingeboren, die ihr vielleicht nicht versteht.“
In der Zukunft ist ein in amerikanischen Labors verändertes Virus zur Züchtung von perfekten Soldaten unter der Bevölkerung ausgebrochen. Bei den Infizierten äußerst sich das sogenannte Hämophago-Virus zwar durch schärfer werdende Sinne und stabilere Knochen, doch führt die Krankheit irgendwann zum Tode. Ein Prozess, der nur durch regelmäßige Bluttransfusionen verlangsamt werden kann. Die Regierung sorgt dafür, dass die Infizierten allmählich in Lager kommen und irgendwann verschwinden. Ein Widerstand der u.a. auch wegen ihrer verlängerten Eckzähne als Vampire gebrandmarkten Hämophagen bildet sich im Untergrund. Für diesen stiehlt die junge Hämophagen-Kämpferin Violet (Milla Jovovich) einen Koffer, in dem sich eine gefährliche Waffe zur Auslöschung der Infizierten befinden soll. Als Violet aber darin den genetisch veränderten Jungen Six (Cameron Bright) findet, werden ihre Beschützerinstinkte geweckt und sie gerät zwischen die Fronten der Truppen des Vizekardinals/Diktators Daxus (Nick Chinlund) und dem Widerstand unter Nerva (Sebastien Andrieu). Nur der Wissenschaftler Garth (William Fichtner) hält noch zu ihr.
Schwertschwingend: Violet.
Kurt Wimmer, der auch die Drehbücher für „Der Einsatz“ (2003) und das Remake „Die Thomas Crown Affäre“ (1999) schrieb, lieferte 2002 mit seinem Regiedebüt „Equilibrium“ eine Mischung aus bekannten Zukunftsdystopien wie 1984 und Martial-Arts-Action à la „Matrix„, die vor allem durch die DVD-Veröffentlichung eine große Fangemeinde fand. Für den Film erfand er den Martial-Arts-Kampfstil „Gun Kata“, bei der gleichzeitig mit Schwert und Handfeuerwaffen gefochten wird. Dieser wurde auch bei seinem 2006 erschienen neuesten Film „Ultraviolet“ angewendet. Metzelte sich im Vorgänger noch Neu-Batman Christian Bale durch die Truppen eines totalitären Zukunftsregimes, so nimmt diesmal die gebürtige Ukrainerin Milla Jovovich („Das Fünfte Element“, „Resident Evil“) den Kampf gegen maskierte Soldatenhorden und andere Gegner auf. Für das in Hongkong und Shanghai gedrehte 30-Millionen-Dollar-Projekt wurden spezielle, hochauflösende HD-Kameras verwendet. Dies sorgt für eine fast durchgehende Hochglanzoptik.
Die meisten Actionfilme verfügen nur über eine dünne Story, was der Unterhaltung aber meistens keinen Abbruch tut. Nicht so bei „Ultraviolet“, das zwar über viele Kampf- und Actionszenen verfügt, aber diese nur zusammenhanglos aneinander gereiht werden. Zwischendurch gibt es dann Versuche, Tiefgang in die nicht vorhandene Story zu bringen, die aber nur unfreiwillig komische Dialoge zur Folge haben („Was tue ich hier eigentlich?“). Zu Beginn sind die Martial-Arts-Kampfszenen noch irgendwie unterhaltsam, aber nach der x-ten Sequenz, in der Violet zahlenmäßig deutlich überlegene Gegner mit einem Schwertstreich zu Boden streckt, wird das Ganze langweilig. Sollte Drehbuchautor und Regisseur Kurt Wimmer genauere Vorstellung von der futuristischen Welt, die gezeigt wird, gehabt haben, so hat er sie im Skript anscheinend nicht untergebracht. War wohl vor lauter Martial Arts und qualitativ schwankender Computereffekte kein Platz mehr. Die visuellen Effekte verdeutlichen: „Ultraviolet“ ist kein Film, sondern ein aufwendiges, überlanges Videospiel-Intro (mit unterhaltsamer Musik von Klaus Badelt) in überzeichneter Hochglanzoptik oder ein überladener Werbespot für die fiktive „Flat Space“-Technologie, die es möglich macht, dass Violet aus einer leeren Hand Maschinenpistolen, Schwerter und andere Waffen zaubert. Außerdem wechselt die Hauptfigur spontan per Knopfdruck (?) mal Haarfarbe oder Kleidung. Fest steht, nach dem Film ist man genauso schlau wie davor, weil nichts erklärt wird und man sich als Zuschauer ohne roten Faden (von Story ganz zu schweigen) allein gelassen fühlt. Der erste Satz im Film (siehe Überschrift) ist Programm.
Fazit: Zusammenhanglose Aneinanderreihung von Kampf- und Actionszenen ohne den Ansatz einer Story. Kein Film, sondern ein überlanges Videospiel-Intro mit teilweise unfreiwillig komischen Dialogen. 1 Punkt.
Böse: Daxus.
Zur DVD:
Zu allererst eine Empfehlung: kaufen sollte man sich Ultraviolet auf keinen Fall, das wäre ziemliche Geldverschwendung. Wenn, dann ausleihen. Wenn überhaupt.
Die einfache DVD-Edition (Sprachen: Deutsch, Englisch) bietet entfallene Szenen (u.a. ein leichte Variation der Anfangssequenz, die ein wenig mehr „Hintergrundinformation“ bietet), einen etwas infantilen (untertitelten) Audiokommentar mit Hauptdarstellerin Milla Jovovich sowie Trailer zu anderen Filmen (man muss sich ja auch ablenken). In den USA ist eine ca. zehn Minuten längere Fassung auf DVD erschienen, wobei es fraglich ist, ob diese Version mehr zu bieten hat.
Marius Joa, 15. April 2007. Bilder: Sony Pictures/Screen Gems.
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