Gruselabenteuer USA/Tschechien2004. Regie: Stephen Sommers. Musik: Alan Silvestri. 132 Minuten. FSK ab 12.
Mit Hugh Jackman, Kate Beckinsale, Richard Roxburgh, David Wenham. Shuler Hensley, Elena Anaya, Will Kemp, Kevin J. O’Connor, Silvia Colloca, Josie Maran, Robbie Coltrane, Samuel West u.a.
Universals Monsterparade
1888: Vom Vatikan wird Monsterjäger Van Helsing nach Transsylvanien geschickt, um Prinzessin Anna Valerious, die selbst aus einer berühmten Familie von Monsterjägern kommt, im Kampf gegen Graf Dracula zu unterstützen. Schnell wird klar, dass sich Van Helsing auch auf eine Reise begibt, die ihm sein verlorenes Gedächtnis wiederbringen kann…
Stephen Sommers, der Experte für anspruchsloses Popcornkino (“Die Mumie”) liefert mit seinem neuesten Streifen den ersten Blockbuster des diesjährigen Kinosommers ab. In einer fast ein Jahr lang dauernden Nachproduktion schufen die Effektekünstler von Industrial Light & Magic ein Dauerfeuerwerk von beeindruckenden Effekten, in dem sich die großen Filmmonster der Universal Studios, nämlich Graf Dracula, Frankensteins Monster und der Wolfsmensch, die Ehre geben. Wozu einem solchen CGI-Spektakel noch reale Schauspieler nötig sind, könnte man sich durchaus berechtigterweise fragen. Denn bis auf Richard Roxburgh (“Moulin Rouge!”, “LXG”) als herrlich überzeichneten Vampirfürsten Dracula sind alle Darsteller wenig berauschend. Hugh Jackman kann in der Titelrolle nicht wirklich überzeugen, scheint er doch in seiner Rolle als Wolverine aus X-Men 2 zu sehr gefangen. David Wenham, der noble und ernste Faramir aus “Der Herr der Ringe” muss hier die Q-ähnliche Rolle des ängstlich-vertrottelten Mönches Carl spielen, die als absolute Witzfigur abgestempelt wird. Und die angeblich ach so hinreißende Kate Beckinsale verkörpert die vom Schicksal arg geplagte, aber nimmermüde Heldin Anna, bei deren extrem klischeebeladenem Charakter man sich wünscht, dass die bösen Vampire bei ihren Tötungsversuchen möglichst schnell Erfolg haben, damit die Dame endlich das Zeitliche segnet. Die Beckinsale trägt übrigens ein Kostüm, dass jede noch so perverse SM-Domina als zu schmerzhaft und zu abartig ablehnen würde. Die platten Dialoge und die dümmlich-gruselige Synchronisation tun ihr übrigens zur schwachen darstellerischen Leistung. Außerdem ist es schwer, bei den sich ständig verwandelnden Kreaturen, die Schauspieler überhaupt zu erkennen.
Eine Story ist kaum vorhanden und so abenteuerlich, dass man sie besser nicht mit Logik hinterfragen sollte. An unrealistischen Szenen, vor allem in Bezug auf die technischen Gerätschaften des Herrn Van Helsing (“Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen” lassen hier deutlich grüßen!), und Dei-Ex-Machinae ist der Film auch nur schwer zu überbieten.
Die Effektelastigkeit ist gravierend. Es vergeht kaum eine Sekunde, in der nicht irgendein computergenerierter Effekt zu sehen ist. Diese sind jedoch meist beeindruckend und auch die Schockeffekte zeigen ihre Wirkung. Leider mangelt es Van Helsing an Originalität und so bedient sich der Streifen fleißig bei anderen Filmen wie “Star Wars”, “Der Name der Rose”, “Sleepy Hollow”, “Fluch der Karibik”, “Matrix” oder auch “X-Men 2”.
Was alle aufgeführten Mängel nicht verhehlen können: das Machwerk ist unterhaltsam und in gewisser Hinsicht auch mitreißend, was vor allem an den wirklich beeindruckenden visuellen Effekten und der bombastischen Musik von Alan Silvestri liegt. Silvestri versteht es, ein großes Orchester und einen epischen Chor zu einem wirklich fesselnden Ergebnis zu vereinen und ständig das Tempo aufrecht zu erhalten. Der Soundtrack, der am 10. Mai erscheint, ist deshalb eigentlich eine Pflichtanschaffung für jeden Fan großer Filmscores.
Fazit: Unterhaltsames Popcornkino mit tollen Effekten und mitreißender Musik. An Klischees, blassen Darstellern, einer hanebüchenen und unrealistischen Story aber wohl kaum zu überbieten. 5/10.
Marius Joa, 09.05.2004
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