What Richard Did


Kino aus Irland befasst sich meistens mit zwei Themen: Musik und ihre Tradition sowie die Verarbeitung des uralten Nordirland-Konflikts. Auf dem 40. Internationalen Filmwochenende in Würzburg lief mit
What Richard Did ein Film, der ein eher allgemeines Sujet aufgreift: wie eine unbedachte, folgenschwere Tat ein noch junges Leben belastet.

 

 

8-10What Richard Did
Jugend-Drama Irland 2012. 87 Minuten. Kinostart: unbekannt.
Mit: Jack Reynor, Roísín Murphy, Sam Keeley, Lars Mikkelsen, Gavin Drea, Fionn Walton, Patrick Gibson, Mella Carron, Lorraine Pilkington u.a. Regie: Lenny Abrahamson. Drehbuch: Malcolm Campbell. Nach dem Roman
Bad Day in Blackrock von Kevin Power.

 

What Richard Did_Poster

 

 

Eine Schlägerei und ihre Folgen

Richard Karlsen (Jack Reynor) ist ein echter Sunnyboy aus gutem Elternhaus. Der 19jährige glänzt nicht nur als Kapitän der Rugby-Mannschaft, sondern hat auch sein Abitur mit Bravour gemeistert. Für seine Mitschüler und Freunde hat er immer ein offenes Ohr und fungiert als großes Vorbild. Den Sommer bis zum Beginn seines Studiums an einer Eliteuniversität möchte er genießen. Auf einer der unzähligen Partys lernt Richard die hübsche Lara (Roísín Murphy) kennen. Die beiden verlieben sich und kommen zusammen. Richards Lebensglück scheint perfekt. Doch während einer durch Alkoholkonsum und Eifersucht eskalierten Schlägerei stirbt ein 18jähriger (Sam Keeley) an seinen schweren Verletzungen, die ihm hauptsächlich Richard zugefügt hat. Richards große Zukunft scheint verloren…

What Richard Did_Paar Richard und Lara werden ein Paar

What Richard Did war in Irland der Film des Jahres 2012 und das nicht nur kommerziell. Bei den Irish Film & Television Awards (IFTA) nahm das Drama fünf Preise mit nach Hause, u.a. für bester Film, beste Regie und für Jack Reynor als bester Hauptdarsteller. Eigentlich verwunderlich, dass dieses ausgezeichnete Werk bisher noch keinen deutschen Kinostart erhielt. Doch auf dem 40. Internationalen Filmwochenende in Würzburg (30. Januar bis 2. Februar 2014) bot sich immerhin einem kleinen Publikum die Möglichkeit, den Film von Regisseur Lenny Abrahamson (Garage) im Originalton mit deutschen Untertiteln zu sehen.

Das auffälligste ist die Authentizität des ganzen Films. Die Inszenierung ist äußerst präzise, an keiner Stelle wird über das Ziel hinausgeschossen. Die durch und durch überzeugenden jungen Schauspieler sehen ganz normal aus, als wären sie nicht oder nur minimal geschminkt. Ein erfrischender Gegenentwurf zu den künstlich schönen Jugendlichen in Hollywoodfilmen. Zwischenzeitlich ist die Kamera (und damit der Zuschauer) sprichwörtlich nah bei den Figuren. Gleichsam wirkungsvoll wie die Präsentation von What Richard Did, ist auch die Performance von Hauptdarsteller Jack Reynor (Transformers 4). Ihm gelingt es die verschiedenen Situationen und Gefühlslagen der Titelfigur ohne große Theatralik darzustellen. Vor allem eine Szene mit Richard und seinem Vater Peter, gespielt von Lars Mikkelsen (Kommissarin Lund, Sherlock – Staffel 3), dem älteren Bruder des dänischen Schauspielers Mads Mikkelsen (Casino Royale, Hannibal), ist einer der Höhepunkte des ganzen Films.

Vielleicht hätte man die Handlung hier und da noch etwas detaillierter ausarbeiten können. Das Ende kommt sehr überraschend, auch wenn es im Nachhinein betrachtet doch stimmig wirkt. Zwar spielt die Geschichte in und um die irische Hauptstadt Dublin, doch könnte sie aufgrund ihrer universalen Thematik auch anderswo in Europa stattfinden.

Fazit: What Richard Did überzeugt als durchweg authentisches Jugend-Drama über einen folgenschweren Ausrutscher seiner Titelfigur und die äußeren sowie inneren Konsequenzen. 8 von 10 Punkten.

 

What Richard Did_Party
Noch herrscht ausgelassene Stimmung
What Richard Did_Richard
Richard ist verzweifelt

 

Marius Joa, 14. Februar 2014. Bilder: Element Pictures

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