Wolverine: Weg des Kriegers

Trotz unzureichender Charakterzeichnung konnte X-Men Origins: Wolverine 2009 überzeugen. Nun, vier Jahre später, erscheint das zweite Solo-Abenteuer des von Hugh Jackman so treffend gespielten Mutanten. In Japan wird Wolverine in die Machenschaften eines großen Unternehmers hineingezogen.

 

 

7-10Wolverine: Weg des Kriegers (The Wolverine)
Comicverfilmung/Actionfilm USA/Australien 2013. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 126 Minuten. Kinostart: 25. Juli 2013.
Mit: Hugh Jackman, Rila Fukushima, Tao Okamoto, Hiroyuki Sanada, Will Yun Lee, Svetlana Khodchenkova, Famke Janssen u.a. Regie: James Mangold.

 

Wolverine 2013_Poster

 

Alte und neue Wunden

Nachdem er seine große Liebe, die außer Kontrolle geratene Telepathin Jean Grey (Famke Janssen), töten musste, kommt der physisch unzerstörbare und unsterbliche Mutant Logan alias Wolverine (Hugh Jackman) Jahre später immer noch nicht mit ihrem Tod klar. Und so führt er ein einsames Dasein als Einsiedler in den kanadischen Bergen. Da sucht ihn die junge Japanerin Yukio (Rila Fukushima) auf, die vom todkranken Konzernboss Yashida (Hal Yamanouchi) geschickt wurde. Während des Atombombenabwurfs auf Nagasaki 1945 rettete Wolverine dem jungen Yashida einst das Leben. Yashida liegt im Sterben und möchte sich daher von seinem alten Bekannten verabschieden. Widerwillig reist Logan mit nach Tokio. Dort erklärt Yashida, dass er Wolverine die Möglichkeit geben kann, sterblich zu werden und dessen Selbstheilungskräfte auf eine andere Person zu übertragen. Logan lehnt dieses ungewöhnliche Angebot, das in von seinem ewigen Leben befreien könnte, ab. Am nächsten Tag ist Yashida gestorben und Logan hatte eine merkwürdige nächtliche Begegnung. Auf der Beerdigung des Patriarchen kann Logan Yashidas Enkelin Mariko (Tao Okamoto) vor einem Mordanschlag der Yakuza retten. Hierbei wird er angeschossen und bemerkt, dass sich seine Wunden nicht mehr so leicht schließen wie er es gewohnt ist…

Wolverine 2013_YukioTrotz verhaltener Kritikermeinungen konnte das Comicfilm-Prequel X-Men Origins: Wolverine ein ordentliches Einspielergebnis aufweisen. Somit war eine Fortsetzung absehbar. Der ursprünglich vorgesehene Regisseur Darren Aronofsky (Requiem For A Dream, The Fountain, Black Swan) sprang jedoch aus persönlichen Gründen ab. Auch die Katastrophen in Japan (Tsunami und verheerender Zwischenfall im Atomkraftwerk Fukushima) verzögerten geplante Dreharbeiten. Die Basis für die Story des Films ist der erste Wolverine-Comic von 1982, der im Land des Lächelns spielt. Nachdem James Mangold (Walk The Line, Knight And Day) die Regie übernommen hatte, fanden von Juli bis November 2012 die Dreharbeiten zu Wolverine: Weg des Kriegers in Australien und Japan statt.

Erhielt der zweite „Vielfraß“-Film in den USA meist positive Kritiken, so verhält sich das hierzulande teilweise anders. Die Website Filmstarts (4 von 10 Punkten) sieht in Wolverine: Weg des Kriegers eine „einzige vertane Chance“, Filmszene (5/10) einen „faden Abklatsch“. Bei der Kenntnis solcher Rezensentenmeinungen geht man natürlich mit einer niedrigen Erwartung ins Kino. Und wird positiv überrascht. Der Weg des Kriegers ist zwar sicherlich kein optimaler Comic-Actionfilm, es gelingt ihm jedoch, den Zuschauer in zwei weitgehend rasanten Stunden zu fesseln.

Auch wenn sich Wolverine in einer der beiden Schlussszenen von X-Men Origins: Wolverine scheinbar in Japan befindet, so ist Der Weg des Kriegers keine Fortsetzung des ersten Solo-Abenteuers. Stattdessen wird direkt auf X-Men: Der letzte Widerstand (2006) Bezug genommen. Immer wieder erscheint Logan seine getötete „Geliebte“ Jean Grey in seinen Träumen und fungiert so quasi als Todesgöttin, die ihn auf die andere Seite zu locken versucht. Eine gewisse Todessehnsucht ist ihm also nicht abzusprechen, auch wenn Logan das außergewöhnliche Angebot Yashidas ablehnt. Nach dessen Ableben wird der Wolverine unfreiwillig zum Bodyguard von Yashidas Enkelin Mariko, die von verschiedenen Gruppierungen (z.B. der Mafia) gejagt wird, weil sie zur Überraschung vieler zur Alleinerbin des großen Technologiekonzerns ernannt wurde.

Den Vorwurf so mancher Kritiker, der Actionanteil des Films sei zu gering oder drastisch heruntergefahren, muss sich Regisseur Mangold nicht gefallen lassen. Immer wieder wird der Titelheld in kleinere oder größere Scharmützel verwickelt. Für ruhige Momente bleibt kaum noch Zeit. Und das ist wohl die größte Schwäche der Produktion. Aufgrund der rasanten Inszenierung wird dem Zuschauer zwar nie langweilig, aber die Story um Wolverines verminderte Heilungsfähigkeit und daraus resultierende Konsequenzen werden nur unzureichend entwickelt. Gleiches gilt für die Nebencharaktere. Egal ob Yukio, Mariko oder die giftige Ärztin „Viper“, sie alle wirken unfertig und ihre Motivation bleibt unklar. Und dass obwohl der Film immerhin 126 Minuten dauert.

Wie in einer Szene nach dem ersten Teil des Abspanns verdeutlich wird, ist Wolverine: Der Weg des Kriegers nicht nur ein Sequel zu X-Men: Der letzte Widerstand, sondern bereit auch den Allstar-Film X-Men: Days Of Future Past (Kinostart: 22. Mai 2014) vor, der gerade von Regisseur Bryan Singer gedreht wird und die Charaktere aus den ersten drei Mutanten-Actionern und X-Men: Erste Entscheidung zusammenführen wird. Hierbei gibt es ein überraschendes Wiedersehen mit zwei alten Bekannten.

Fazit: „Wolverine 2“ überzeugt dank seiner rasanten und spannenden Inszenierung, vernachlässigt dabei aber Story und Charaktere. 7 von 10 Punkten.

 

Wolverine 2013_Viper

Was plant die giftige Viper?
Wolverine 2013_Wolverine rennt
Wolverine auf der Flucht

 

 

Marius Joa, 30. Juli 2013. Bilder: Fox.


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