Work Hard – Play Hard

Die Ressource Mensch aus der Sicht der Unternehmensoptimierung in der Arbeitswelt von Heute. Davon handelt Work Hard – Play Hard, eine Doku die auf dem 38. Internationalen Filmwochenende in Würzburg lief und am 12. April 2012 in die Kinos kommt.

 

Work Hard – Play Hard
Dokumentation Deutschland 2011. 94 Minuten. Kinostart: 12. April 2012. Regie: Carmen Losmann.

 

 

Deutschland sucht den superoptimierten Mitarbeiter

Eine Mitarbeiter-Befragung, eine Besprechung zur Errichtung eines neuen Firmengebäudes, diverse Großraumbüro-Impressionen. Damit beginnt Work Hard – Play Hard, ein Dokumentarfilm von Carmen Losmann über die Ressource Mensch in der heutigen Arbeitswelt, der mit subtilen Mitteln eine erschreckende Wahrheit ans Licht bringt.

Architekten diskutieren die Vorteile eines neuen hypermodernen Bürogebäudes. Schließlich bekommt man das neue Bauwerk von innen zu sehen. Es folgen diverse Panoramen und Kamerafahrten durch die riesigen Büroflure. Leises Tastatur-Geklapper, diverse Telefone klingeln, Gespräche im Hintergrund. Unternehmensberater interviewen Mitarbeiter.

 Hochmoderne Architektur

Diese und andere Situationen zeigt der Dokumentarfilm Work Hard – Play Hard, der seine Premiere auf dem Festival DOK Leipzig im Oktober 2011 feierte. Am Anfang scheint alles noch ganz harmlos und wirkt wie eine nüchterne Beschreibung diverser Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen. Doch irgendwann merkt man, dass hier etwas nicht stimmen kann.

Um weltweit „konkurrenzfähig“ zu sein, setzen große deutsche Unternehmen immer mehr auf die Dienste von Consulting-Firmen, vor allem bei Personalangelegenheiten. Nicht nur bei Einstellungen neuer Mitarbeiter, sondern auch oder vor allem bei der Einstufung der bereits Beschäftigten. Schon lange hat man in der Betriebswirtschaft den Menschen als Ressource, als Humankapital im Blick. Aber nicht, um eine individuelle Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erreichen, sondern eine Standardisierung und Gleichmachung.

Das fängt bei der modernen Büroarchitektur an. Alles wird so geplant und strukturiert, dass die Mitarbeiter für ihre Pausen feste soziale Treffpunkte ansteuern müssen und damit in ihrer Bewegung eingeschränkt werden. Die Architektur ist gleichförmig und austauschbar, die Belegschaft im Grunde auch.

Um das Unternehmen ständig zu optimieren werden die Beschäftigen mit Befragungen und Assessment-Centern immer wieder erfasst und kategorisiert. „Human Ressources Management“ (Personalwesen) ist nur einer von vielen höchst euphemistischen Anglizismen, hinter denen sich die Wahrheit dieser Personalführung versteckt: Mitarbeiter sind keine Menschen im eigentlichen Sinne mehr, sondern nur noch Datensätze im Computer. Mit täglich erneuerten Zielvorgaben werden sie ständig reguliert und zu austauschbaren Arbeitsmaschinen degradiert.

Doch Work Hard – Play Hard serviert diese bittere Tendenz dem Zuschauer nicht mundgerecht, sondern zeigt sie lediglich durch unkommentierte Szenen und Bilder. Dank der ruhigen Kameraführung und der geschickten Montage der einzelnen Segmente bleibt der Film zwar sachlich, entlarvt aber das Gezeigte auf subtile Weise. Wenn man diese Entwicklung weiterdenkt, dann bleibt nicht viel bis zu dystopischen Zukunftsszenarien wie im Roman 1984 von George Orwell oder noch treffender im Film Gattaca, in dem Menschen quasi zu perfekten Arbeitsrobotern gezüchtet werden.

Fazit: Ein sachlicher und doch entlarvender Blick auf eine schaurige Arbeitswelt, die leider schon Gegenwart ist. 8 von 10 Punkten.

 

Die Wand spricht für sich

 

 

Marius Joa, 30.03.2012. Bilder: Film Kino Text.


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