Regisseur Mikael Håfström, bisher vollkommen unbekannt, wagt sich an ein schwieriges Projekt: Er verfilmt Stephen Kings Kurzgeschichte 1408. Ob sein Experiment gelungen ist, schreibt Johannes Michel.
Zimmer 1408 (1408)
Horrorthriller, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 94 Minuten.
Mit: John Cusack, Samuel L. Jackson, Mary McCormack, Jasmine Jessica Anthony, Tony Shalhoub, Alexandra Silber, Emily Harvey, Noah Margetts u.a. Regie: Mikael Håfström.
Schwach trotz spannendem Beginn
In Sachen Stephen-King-Verfilmungen haben wir bisher viel gesehen: Von langweilig (Dreamcatcher) bis höchst spannend (Shining, The Green Mile) oder sentimental und nachdenklich (Stand by me). Nun versucht sich Regisseur Mikael Håfström an Kings Kurzgeschichte Zimmer 1408. Ist es möglich, aus einer Kurzgeschichte einen ganzen Film zu machen? Schon, aber …
Schriftsteller Mike Enslin (John Cusack) schreibt Reiseführer für Gruselfans. Darin verzeichnet er die besten Hotels, in denen sich Freunde von Gruselgeschichten unbedingt aufhalten sollten. Ein richtiger Geist ist ihm dabei allerdings noch nicht begegnet. So steht Mike dem Horrorgeschäft vieler Hotelbesitzer eher skeptisch gegenüber. Kurz vor Abschluss seines neuen Buches findet er in seinem Postfach eine Karte, die nur einem Hotelnamen und „Betreten Sie nicht Zimmer 1408“ beschriftet ist. Er beschließt, dass dieses Hotel sein Buch beenden soll und fährt nach New York.
Hotelmanager Gerald Olin (Samuel L. Jackson) ist von Enslins Auftauchen allerdings wenig begeistert, da in Zimmer 1408 seit Bestehen des Hotels bereits 56 Menschen zu Tode kamen. Enslin lässt sich aber nicht abwimmeln und zieht schließlich in Zimmer 1408 ein. Schon nach kurzer Zeit muss er aber feststellen, dass es sich diesmal um keine Geschäftemacherei handelt, sondern das Hotelzimmer wirklich verflucht ist. Seine Flucht verhindert die plötzlich verschlossene Tür – und Enslin beginnt durchzudrehen …
Plötzlich regnet’s in Mikes Zimmer.
Ein Film kann noch so gut gemacht sein – wirkliche Stephen-King-Fans sollte von der Lektüre eines Buches nichts abhalten. Dennoch ist es einigen Regisseuren in der Vergangenheit gelungen, Kings Romane erfolgreich und vor allem leinwandgetreu zu adaptieren. Dazu zählen insbesondere Stanley Kubrick mit Shining und Frank Darabont mit The Green Mile. Mikael Håfström hätte natürlich gerne die Reihe der Erfolge fortgeführt, dafür macht er aber entscheidende Fehler.
Zum einen genügt Kings Kurzgeschichte nicht für 94 Minuten Film. Betrachtet man andere Filme unserer Zeit, die teilweise die zwei Stunden um einiges überschreiten, hören sich 94 Minuten zwar sehr human an. Für eine Kurzgeschichte scheinen sie aber deutlich zu lang zu sein. So muss Håfström die Story mächtig strecken und immer wieder mit, zwar gut gemachten, aber überdimensionierten Effekten den Zuschauer bei der Stange halten. Dabei vergisst er allerdings, dass Grusel nicht durch laute Effekte entsteht, sondern vielmehr durch Subtilität. Die enthält der Film zwar auch, müsste aber, um mehr Atmosphäre zu erzeugen, weiter ausgebaut sein. Håfström lässt es aber lieber krachen.
John Cusack, der über weite Strecken eine One-Man-Show abliefert, schien an seiner Rolle dennoch Spaß zu entwickeln. Er passt wunderbar in die Rolle des Autors Enslin, der die Trennung von seiner Frau und den Tod seiner jungen Tochter zu verkraften hat – Dinge, die ihn während seines Aufenthalts in Zimmer 1408 wieder einholen. Samuel L. Jackson gibt einen erstklassigen Hotelmanager ab, der Angst einflößend über die Todesfälle in 1408 berichtet, nach der kurzen Szene allerdings nur noch einmal für Sekunden auftaucht. Ein viel zu kurzes Gastspiel.
Atmosphärisch wäre Zimmer 1408 also ausbaufähig. Gruseln tut’s nicht wirklich, für einige Schockeffekte ist aber dennoch gesorgt. Schlimm wird’s erst nach dem Film, denn King wie auch Håfström bieten keine Lösung der Geschichte an, meint: Der Kinobesucher bleibt vollkommen im Dunkeln und muss sich die Auflösung selbst zusammen spinnen. Zimmer 1408 erinnert hierbei sehr stark an einen Film wie Identität. Das muss zwar nicht unbedingt etwas Negatives sein, um so ärgerlicher ist es allerdings, dass kurz vor Ende des Films alles klar zu sein scheint, und dann die ganze Konstruktion in sich zusammen fällt und den Zuschauer wieder vor ein Rätsel stellt.
Nach einem spannenden Anfang und einer ordentlichen Fortführung der Storyline gerät Zimmer 1408 somit immer weiter in einen „Strudel des Dubiosen“. Die Geschichte beginnt, nicht mehr zusammenzupassen und wirkt höchst konstruiert – aus Spannung folgt Ernüchterung.
Fazit: Ordentlicher, aber stark konstruierter Möchtegern-Schocker, der spannend anfängt, sich dann allerdings verliert. 5 von 10 Punkten.
Treibt das Zimmer 1408 Mike in den Tod?
Welches Spiel spielt der Hotelmanager Gerald Olin?
Johannes Michel, 21. September 2007. Bilder: Senator.
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