Alienoid: Return to the Future

Alienoid erzählte nur etwa die Hälfte des südkoreanischen Scifi-Fantasy-Abenteuers um Alien-Verbrecher in menschlichen Körpern, Roboter und Magie. Mit Return to the Future wurde kürzlich der zweite Teil bei den Fantasy Filmfest White Nights 2024 gezeigt.

Alienoid: Return to the Future (Euigye+in 2-bu)
Science-Fiction/Fantasy/Komödie Südkorea 2024. 122 Minuten.
Mit: Ryu Jun-yeol, Kim Tae-ri, Kim Woo-bin, Lee Hanee, Yum Jung-ah, Jo Woo-jin, Kim Eui-sung, Jin Seon-kyu, Shin Jung-geun, Lee Si-hoon u.a. Drehbuch und Regie: Choi Dong-hoon.



Zurück in die Zukunft

Eine Alienrasse von einem weit entfernten Planeten versteckt seit Langem die eigenen Verbrecher in den Körpern ahnungsloser Menschen. Roboter Guard und die künstliche Intelligenz namens Thunder überwachen die Häftlinge und den Transport, in mehreren Zeitebenen. Bei der Ergreifung eines geflohenen Verbrechers im späten 14. Jahrhundert findet Thunder ein Baby, welches er mit ins Jahr 2012. Das Mädchen namens Lee-Ahn wird von den beiden großgezogen. Zehn Jahre später bemerkt sie die Übertragung neuer Häftlinge auf Menschen in einem Krankenhaus und lernt von ihren Ziehvätern die Wahrheit. Kurz darauf gelingt es dem Controller, dem Anführer der außerirdischen Verbrecher zu fliehen. In der Folge wird Haava freigesetzt, eine Substanz aus der Atmosphäre des Alien-Planeten, die für Menschen tödlich ist. Der schwer beschädigte Guard, Thunder und Lee-Ahn reisen ins 14. Jahrhundert, verfolgt vom Controller und seinen Komplizen. Im 14. Jahrhundert versucht der junge Magier Mureuk eine magische Klinge zu erlangen, auf die eine hohe Belohnung ausgesetzt ist. Doch auch ein Magier-Paar, eine Gruppe Maskierter und ein Mann in seltsamer Kleidung sind hinter dieser Waffe her. Mureuk trifft auch auf eine junge Frau, mit einer geheimnisvollen Handfeuerwaffe.

Soweit eine grobe Zusammenfassung der Handlung aus dem ersten Teil. In Teil 2, Return to the Future geht die Jagd auf die magische Klinge weiter. Die erwachsene Lee-Ahn (Kim Tae-Ri), die beiden Magier Madame Black (Yum Jung-ah) und Mr. Blue (Jo Woo-jin), der blinde Schwertkämpfer Neung-pa (Jin Seon-kyu) sowie der Alien-Kriminelle Jajang (Kim Eui-sung) und seine Truppen kämpfen um die Waffe. Mureuk (Ryu Jun-yeol) sowie seine beiden Gehilfen Right Paw (Shin Jung-geun) und Left Paw (Lee Si-hoon) wissen auch nicht so genau, in was sie da hineingeraten sind. Im Jahr 2022 versucht die Zoll-Ermittlerin Min Gae-in (Lee Ha-nee) einen Gangster zu stellen und erlebt dabei die Geschehnisse um die entflohenen Alien-Häftlinge.

Lee-Ahn

Um gleich mit einem potenziellen Missverständnis aufzuräumen: Return to the Future ist keine nachgekleckerte Fortsetzung zu Alienoid. Vielmehr handelt es sich bei der Produktion aus Südkorea um einen langen Film, der auf zwei Teile aufgeteilt wurde. Regisseur Choi Dong-hoon und sein Team drehten zwischen März 2020 und April 2021 beide Teile am Stück, für ein Gesamtbudget von geschätzten 33 Milliarden Won, was umgerechnet etwa 25 Millionen US-Dollar oder 23 Millionen Euro entspricht. Mit nur 12 Millionen US-Dollar weltweitem Einspielergebnis, welches fast komplett im Heimatland erzielt wurde, konnte Alienoid nach dem Kinostart im Juli 2022 die finanziellen Erwartungen nicht erfüllen. In Deutschland wurde der Film erstmals beim Fantasy Filmfest im September 2022, wobei im Januar 2023 die Veröffentlichung als DVD, BluRay und Stream erfolgte. Kurz nach der Premiere des zweiten Teils am 10. Januar 2024 in Südkorea wurde dieser bei den Fantasy Filmfest White Nights Ende Januar/Anfang Februar erstmals in Europa aufgeführt.

Wie bereits im Vorgänger gelingt es dem Regisseur, der auch das Drehbuch zu beiden Teilen schrieb, die beiden Zeitebenen inhaltlich sehr gut zu verbinden. Vor allem schafft es Choi die wichtigsten Elemente aus Teil 1 sehr gut in die Story des zweiten Teils zu integrieren. Durch die Figur Min Gae-in, im ersten Teil „nur“ Tante von Lee-Ahns Mitschülerin, und wie wir nun erfahren auch Ermittlerin für die Zollbehörde, werden die Geschehnisse um die entflohenen Alien-Häftlinge und das freigesetzte Haava im Jahr 2022 nochmals aus einer etwas anderen Perspektive gezeigt. Diese gekonnte Vermischung der Handlungsstränge sorgt dafür, dass man der Geschichte von „Alienoid 2“ folgen kann, ohne Teil 1 gesehen zu haben. Etwas verwirrend empfand ich persönlich allerdings, wie hier vereinzelt neue Figuren in den Ring geworfen werden.

Thunder in menschlicher Gestalt

Return to the Future bringt die rasante Geschichte um Aliens, Magie und Zeitreisen auch zu einem runden Abschluss, wobei alle wichtigen Fragen beantwortet werden. Weil das Zeitreisegarn bereits zu Beginn weitgehend entwirrt wurde fehlt ein wenig der Mystery-Faktor. Völlig ohne Überraschungen muss das Publikum allerdings nicht auskommen. Für viel Humor sorgen erneut der etwas tolpatschige Held Mureuk und das trottelige Magier-Duo, das natürlich wieder seine magischen Gadgets zum Einsatz bringt.

Vereinzelte Kritik an den Computereffekten (z.B. von einer jungen Zuschauerin in der Reihe vor mir) kann ich nicht wirklich nachvollziehen. „Alienoid 2“ setzt das hohe Niveau hinsichtlich der Produktionsqualität fort, trotz eines für Blockbusterverhältnisse nicht unbedingt sehr hohen Budgets. Prächtige Setpieces, stark choreografierte Kämpfe und temporeiche Actionszenen sorgen neben dem Humor für ordentlich Unterhaltungswert. Der folgende Vergleich mag jetzt etwas hinken und soll auch nicht abwertend klingen, aber Tiefgang und inszenatorischer Finesse chinesischer Wuxia-Filme wie Tiger & Dragon (2000) oder Hero (2002) geht Alienoid definitiv ab, wobei dies durch die Vermischung von Fantasy- und Science-Fiction-Elementen teilweise wettgemacht werden kann.      

Alienoid: Return to the Future wird voraussichtlich noch dieses Jahr auf DVD, BluRay und als Stream erscheinen.

Fazit: Mit Return of the Future führt Regisseur Choi Dong-hoon seinen zweiteiligen Scifi-Fantasy-Blockbuster Alienoid zu einem gelungenen Ende. 7 von 10 Punkten.



Der blinde Schwertkämpfer
Zoll-Ermittlerin Min Gae-in
Magierduo im Fitnessstudio



Marius Joa, 10. Februar 2024. Bilder: CJ E&M/Capelight.   

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