Ama Gloria

Am gestrigen Donnerstag (25. Januar 2024) ging das Internationale Filmwochenende Würzburg in die 50. Ausgabe. Als Eröffnungsfilm wurde Ama Gloria von Maria Amachoukeli-Barsacq, über ein französisches Mädchen und seine Nanny aus Kap Verde, gezeigt.

Ama Gloria (àma Gloria)
Drama Frankreich 2023. 84 Minuten. Kinostart: unbekannt.
Mit: Louise Mauroy-Panzani, Ilça Moreno Zega, Abnara Gomes Varela, Fredy Gomes Tavares, Arnaud Rebotini u.v.a. Drehbuch und Regie: Maria Amachoukeli-Barsacq.



Mutter in zwei Welten

Die sechsjährige Cléo (Louise Mauroy-Panzani) war noch sehr klein als ihre Mutter an Krebs starb. Weil ihr Vater (Arnaud Rebotini) meistens arbeiten muss kümmert sich Nanny Gloria (Ilça Moreno Zega) tagsüber um das Mädchen. Gloria stammt von den kapverdischen Inseln und hat ihre eigene Familie verlassen, um in Frankreich zu arbeiten. Als ihre Mutter stirbt muss Gloria in ihre Heimat zu ihren eigenen Kinder, der schwangeren Fernanda (Abnara Gomes Varela) und der halbwüchsigen César (Fredy Gomes Tavares), zurückkehren. Mit Erlaubnis ihres Vater verbringt Cléo den Sommer bei Gloria und ihren Kindern. Im Verlauf der Ferien wird dem Mädchen klar, dass Gloria langfristig nicht mehr nach Frankreich kommen wird…

Nach einer langen Eröffnungszeremonie, in welcher vor allem die vielen Mitarbeiter*innen und Sponsor*innen aus 50 Jahren Geschichte des Internationalen Filmwochenendes Würzburg gefeiert wurden, begann die Vorstellung des Eröffnungsfilms. Laut kurzer Einleitung hat Maria Amachoukeli-Barsacq, die georgischstämmige-französische Regisseurin, diesen Film über ein ausländisches Kindermädchen gemacht, weil sie selbst von einem aufgezogen wurde. Es ist heutzutage keine Seltenheit, dass Frauen aus „ärmeren“ Ländern, in wohlhabendere auswandern, um dort die Kinder anderer Leute zu betreuen, während ihre eigenen in der Heimat zurückbleiben, was die fortbestehende Existenz einer globalen Mehrklassen-Gesellschaft weiter untermauert.

Ama Gloria bedient allerdings nicht das Herren-und-Diener-Klischee, sondern zeigt ein gutes Verhältnis zwischen der Nanny und ihrem Arbeitgeber. Für die sechsjährige Protagonistin Cleó ist Gloria sogar weit mehr als nur eine Betreuungsperson, sondern ganz klar eine unverzichtbare Ersatzmutter. Und so will sich das Mädchen von ihr auch nicht trennen, auch wenn Gloria sich nach dem Tod der Mutter in ihrer Heimatstadt auf den kapverdischen Inseln (einer ehemaligen portugiesischen Kolonie im Atlantik, westlich des afrikanischen Kontinents) einerseits um die eigene Familie kümmern muss und außerdem den Bau ihres geplanten Touristen-Hotels voranbringen will. Natürlich fehlt es Cléo mit ihren sechs Jahren am umfassenden Verständnis der Geschehnisse, dennoch begreift sie die unmittelbaren Konsequenzen für die eigene Situation.

Der Film feierte seine Uraufführung auf der Kritikerwoche auf den Filmfestspielen von Cannes im Mai 2023 und lief vor wenigen Tagen auf beim Sundance Filmfestival. Neben Paris fanden die Dreharbeiten im März und April 2022 vor allem auf der kapverdischen Insel Santiago statt. Doch Amachoukeli-Barsacq ergänzt die Spielhandlung auch immer wieder durch animierte Sequenzen mit einer träumerischen Note. Ansonsten präsentiert sich Ama Gloria durchgehend sehr authentisch und wenn sich die Kamera äußerst nah an den Figuren bewegt, so sorgt dies für einen stark dokumentarischen Anstrich. Dazu passen die überaus lebensechten Performances der beiden Hauptdarstellerinnen Louise Mauroy-Panzani als Cléo und Ilça Moreno Zega als Gloria. Man kann nicht anders als mit diesen beiden mitzufühlen, vor allem als die unausweichliche Trennung immer näher rückt.   

Fazit: Bewegendes Drama über die innige Beziehung zwischen einem kleinen Mädchen und seiner Nanny. 8 von 10 Punkten.

Cleó und ihr Vater



Marius Joa, 26. Januar 2024. Bilder: Lilies Films.

Kommentare

Eine Antwort zu „Ama Gloria“

  1. Avatar von Max Trompeter
    Max Trompeter

    Hi Marius, Max hier von der Filminitiative. Melde dich gerne mal bei mir unter der angegebenen Mailadresse. Danke!

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