Banel & Adama

Mit Banel & Adama gab die bisher als Drehbuchautorin tätige Ramata-Toulaye Sy ihr Debüt als Regisseurin. Der Film wurde auf dem 50. Internationalen Filmwochenende Würzburg gezeigt und handelt von einem jungen Paar in einem Dorf im Senegal.

Banel & Adama (Banel e Adama)
Drama Senegal, Mali, Frankreich 2023. 87 Minuten. Kinostart: unbekannt.
Mit: Khady Mane, Mamadou Diallo, Binta Racine Sy, Moussa Sow, Oumar Samba Dia, Sawdatou Sy u.a. Drehbuch und Regie: Ramata-Toulaye Sy.



Liebe in Zeiten der Dürre

Banel (Khady Mane) und Adama (Mamadou Diallo) sind seit kurzem miteinander verheiratet und leben in einem abgelegenen Dorf im Norden des Senegal. Das Paar verbindet eine große Zuneigung zueinander und plant bald in ein verlassenes Haus zu ziehen, sobald dieses vollständig ausgegraben ist. Doch im Dorf hat man andere Pläne für beide. Banel soll lieber Adamas Muter (Binta Racine Sy) und den anderen Frauen bei der Wäsche helfen während Adama als neues Dorfoberhaupt ausersehen wurde. Das junge Paar erfährt zunehmend Widerstände vonseiten der Dorfgemeinschaft. Die fortschreitende Dürre verschärft die Situation noch zusätzlich…

Ramata-Toulaye Sy wurde als Kind senegalesischer Eltern in Frankreich geboren, wo sie auch aufwuchs. Nach dem Abschluss an der Filmhochschule La Fémis in Paris 2015 war Sy als Drehbuchautorin für die Filme Sibel (2018) und Notre-Dame du Nil (2019) tätig. Als Regisseurin inszenierte sie den Kurzfilm Astel (2021), über ein 13jähriges Mädchen im Senegal. Auch Sys Langfilm-Regiedebüt spielt im Norden des westafrikanischen Staates. Banel & Adam ist nach Nafi’s Father bereits der zweite Film aus dem Senegal, den ich im Rahmen des Würzburger Filmwochenendes gesehen habe.

Gedreht wurde im Norden des Landes mit Laiendarsteller*innen in Pulaar, einer der einheimischen Sprachen. Die Verpflichtung nicht professioneller Akteur*innen trägt sicherlich zur Authentizität der Handlung bei. Doch die Regisseurin ergänzt die naturalistische Darstellung des harten Lebens in einer zunehmend von Wassermangel gekennzeichneten Gegend um eine mythische, magisch-realistische Ebene. Da gibt es eine alte Sage, welche Adama seiner Geliebten erzählt. Banel verbringt zudem gerne Zeit unter einem Baum mit surreal ausgeprägten Wurzeln.

Vor allem erweist sich Banel & Adam aber als Werk über individuellen Widerstand gegen althergebrachte Traditionen, starke Religiosität und Aberglaube. Banel möchte sich nicht von den anderen Dorfbewohner*innen vorschreiben lassen, wie Adama und sie zu leben haben. Der ersehnte Umzug in das noch verschüttete Haus außerhalb der Dorfgrenzen symbolisiert den Versuch, aus den starren Strukturen auszubrechen. Doch die Dürre erschwert die Situation aller Beteiligten, denn die Ernte und das Nutzvieh der sich allein durch Landwirtschaft ernährenden kleinen Gemeinschaft leiden unter dem Wassermangel. Auch wenn das Setting ohne Elektrizität und moderne Informationstechnologie sehr zeitlos wirkt, so ist der fortschreitende Klimawandel im 21. Jahrhundert für die Dürre verantwortlich.       

In dieser zunehmend prekären Lage erweist sich Banel als die stärkere Hälfte des titelgebenden Paares, die an ihren Vorstellungen festhält und den widrigen Umständen trotzt. In einem tollen Ensemble agiert Hauptdarstellerin Khady Mane als selbstbewusste, rebellische junge Frau auf herausragende Weise. Ramata-Toulaye Sy wurde mit ihrem ersten Langfilm als einzige Debütregisseurin in den Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes 2023 eingeladen und gewann den Bright Horizons Award beim Melbourne International Film Festival. Da bleibt nur noch zu hoffen, dass es auch mit einem deutschen Kinostart klappt.      

Fazit: Naturalistisches Drama über ein eigenwilliges Paar im von Dürre gezeichneten Norden Senegals. 8 von 10 Punkten.




Marius Joa, 30. Januar 2024. Bilder: Le Chauve Souri/Take Shelter.  


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