Ava ist eigentlich ein ganz normales junges Mädchen. Doch die 13jährige weiß, dass sie bald erblinden wird. Doch dennoch will sie den Sommer genießen, im Drama Ava von Regisseurin Léa Mysius (The Five Devils).
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Ava – Plötzlich erwachsen (Ava)
Jugenddrama/Abenteuer Frankreich 2017. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 105 Minuten. Kinostart: 27. September 2018.
Mit: Noée Abita, Juan Cano, Laure Calamy, Daouda Diakhaté, Tamara Cano, Baptiste Archimbaud u.a. Drehbuch: Léa Mysius und Paul Guilhaume. Regie: Léa Mysius.
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Die taffe Heldin und die Dunkelheit
Ava (Noée Abita) ist gerade 13 Jahre alt. Doch bei ihr wurde Retinopathia pigmentosa diagnostiziert. Der Verlust des Augenlichts steht dem Mädchen bevor, beginnend mit einer zunehmenden Nachtblindheit. Avas Mutter Maud (Laure Calamy) ist am Boden zerstört, doch Ava scheint die Diagnose weniger zu kümmern. Gemeinsam mit Ines, Avas Schwester im Säuglingsalter, geht es erst einmal in den Strandurlaub. Dort lernt Maud den zehn Jahre jüngeren Tété (Daouda Diakhaté) kennen und lässt ihre ältere Tochter meist auf sich alleingestellt. Ava findet einen schwarzen Hund, den sie Lupo tauft und heimlich mit nach Hause nimmt. Außerdem beginnt Ava für die bevorstehende Blindheit zu trainieren, in dem sie mit verbundenen Augen und Stock ihre Gegend erkundet. Lupos wahrer Besitzer ist der 18jährige Roma-Junge Juan (Juan Cano), der sich mit seiner Familie zerstritten hat und in einem verfallenen Bunker am Strand haust. Als Ava eines Tages Lupo mit blutigen Pfoten aber unverletzt vorfindet erkennt sie den Ernst der Lage. Den mit einer Stichwunde verletzten Juan pflegt Ava gesund. Gemeinsam machen sie in Kriegsbemalung und mit Juans Gewehr den Strand unsicher, was bald auch die berittene Polizei auf den Plan ruft. Schließlich planen Ava und Juan ihre gemeinsame Flucht…
Inspiriert wurde Filmemacherin Léa Mysius (geboren 1989) zu ihrem Langfilmdebüt durch ein Bild eines schwarzen Hundes, der über einen Strand voller Leute läuft, welches ihr nicht aus dem Kopf ging. Daraus entstand die Eingangsszene von Ava. Kurz bevor Mysius ihre Abschlussarbeit an der Filmhochschule präsentierte, begann sie vor lauter Stress an Migräne zu leiden und konnte daher nur im Dunkeln arbeiten, woraus sich das Thema der Erblindung der Protagonistin ergab. Der ausgegrenzte Roma-Junge basiert auf einem früheren Mittschüler der Regisseurin, welcher damals ebenfalls Ablehnung erfahren musste. Die Dreharbeiten fanden von August bis September 2016 in der südwestfranzösischen Küstenregion Gironde statt. Für die Titelrolle wurde die zum damaligen Zeitpunkt 17jährige Noée Abita verpflichtet, die sich einer intensiven Vorbereitung unterzog, auch um die Rolle eines 13jährigen Mädchens vor allem bezüglich des Auftretens überzeugend spielen zu können. Für manche der Charaktere, wie den Roma-Jungen Juan und seine Familie, castete man Laiendarsteller.
Als langjähriger Hobby-Cineast, der sich mit der Zeit auch ein paar Grundkenntnisse über filmisches Erzählen angelesen hat, weiß ich natürlich, dass im Grunde jeder abendfüllende Spielfilm nach der gleichen Dramaturgie funktioniert. Bei einem richtig guten Drehbuch oder einem besonderen Film vergisst man diese Strukturen leichter. Ava ist so ein Werk. Den ernsten Themen (Avas bevorstehende Erblindung, Juans Status als Ausgegrenzter) zum Trotz gestalten Léa Mysius und ihr Co-Autor, Kameramann und Lebensgefährte Paul Guilhaume die Geschichte sehr ungezwungen und locker, eher als Sommer-Abenteuer und weniger wie ein Jugenddrama. Das passt vor allem zur taffen Titelheldin, die sich von der niederschmetternden Diagnose des Augenarztes nicht unterkriegen lässt und mit der Situation wesentlich abgeklärter umgeht als ihre Mutter. Die Mutter hat mich sich selbst ohnehin genug zu tun und beschäftigt sich kaum mit Ava, obgleich sie ihr einen tollen (gemeinsamen) Sommer versprochen hat.
Fast beiläufig und ohne große Erklärungen entwickelt sich die Handlung über weite Strecken unspektakulär und nimmt in der Phase als Ava und Juan fast in „Wildwest-Manier“ andere Strandbesucher überfallen teils phantastisch-märchenhafte Züge an, bleibt jedoch immer in der Realität verankert. Die Authentizität des Gesamtwerkes steht und fällt freilich mit den Darstellerleistungen. Noée Abita meistert ihre erste Hauptrolle in einem Spielfilm mit Bravour und verkörpert die 13jährige Protagonistin absolut glaubhaft. Auch die weiteren Schauspieler wie Juan Cano als Roma-Junge und Laure Calamy als Avas Mutter können überzeugen. Fünf Jahre nachdem Ava seine Uraufführung bei den Filmfestspielen von Cannes 2017 gefeiert hatte, erschien Mysius‘ nächstes Werk, das Mystery-Drama The Five Devils, ebendort.
Ava von Regisseurin Léa Mysius ist seit dem 30. November 2018 auf DVD erschienen. Außerdem gibt es den Film als Stream bei MUBI, Amazon, Apple TV und Maxdome.
Fazit: Trotz aller ernster Thematik ein recht unaufgeregtes Drama über die Sommer-Abenteuer eines 13jährigen Mädchens kurz vor der Erblindung. 8 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 6. August 2023. Bilder: Eksystent Distribution/MUBI.
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