Zwei lesbische Mädchen starten einen Selbstverteidigungskurs an ihrer Highschool, mit dem heimlichen Ziel den hübschen Cheerleaderinnen näher zu kommen, in Bottoms, dem zweiten Spielfilm von Emma Seligman (Shiva Baby).
—
Bottoms
Komödie USA 2023. 93 Minuten. Starttermin: 20. November 2023.
Mit: Rachel Sennott, Ayo Edebiri, Ruby Cruz, Havana Rose Liu, Kaia Gerber, Summer Joy Campbell, Nicholas Galitzine, Miles Fowler, Marshawn Lynch u.v.a. Drehbuch: Emma Seligman und Rachel Sennott. Regie: Emma Seligman.
—
Girls Fight Club
PJ (Rachel Sennott) und Josie (Ayo Edebiri) sind seit der Grundschule beste Freundinnen und beide lesbisch. Während PJ heimlich für Cheerleaderin Brittany (Kaia Gerber) schwärmt ist schlägt Josies Herz für Isabel (Havana Rose Liu), der Freundin des gefeierten Quarterbacks Jeff (Nicolas Galitzine). Um ihren Angebeteten näher zu kommen, gründen die beiden zusammen mit ihrer ebenfalls queeren Mitschülerin Hazel (Ruby Cruz) einen Selbstverteidigungskurs für Mädchen an ihrer Highschool. Der eher desinteressierte Geschichtslehrer Mr. G (Marshawn Lynch) fungiert dabei pro forma als Berater. Der „Fight-Club“ kommt nach anfänglichen Schwierigkeiten gut an und gestaltet sich auch hinsichtlich der geheimen Agenda von PJ und Josie als vielversprechend. Doch schon bald beginnt mit Tim (Miles Fowler) ein weiteres Mitglied des Football-Teams den Club zu sabotieren, damit dieser nicht vom bevorstehenden Jahrhundertspiel gegen den großen Rivalen ablenkt. Allmählich wächst den Mädchen die ganze Sache etwas über den Kopf…
Emma Seligman (geboren 1995) schloss mit dem Kurzfilm Shiva Baby 2017 ihr Filmstudium an der New York University Tisch School of the Arts erfolgreich ab. Als Spielfilmdebüt schrieb und inszenierte die kanadische Filmemacherin die Langfassung ihres Kurzfilms, erneut mit Rachel Sennott in der Hauptrolle. Shiva Baby (2020) handelt von einer ziellosen jüdischen Studentin, die auf einer Begräbnisfeier für einen entfernten Verwandten nicht nur auf ihre Ex-Freundin und ihren Sugardaddy trifft, sondern auch dem hohen Erwartungsdruck ihrer Familie ausgesetzt ist. Die Low-Budget-Produktion kam gut bei Kritikern an und erhielt auch einige Preise.
Für ihren zweiten Spielfilm arbeitete Seligman erneut mit Sennott zusammen. Die beiden schrieben gemeinsam das Drehbuch und produzierten unter anderem mit Schauspielerin Elizabeth Banks (Die Tribute von Panem, The Happytime Murders). Trotz großer Widerstände bei Pitch und Umsetzung des nicht ganz jugendfreien Stoffes feierte Bottoms seine Weltpremiere beim South By Southwest 2023. In den USA, dem Vereinigten Königreich, Irland, Australien und Neuseeland kam der Film sogar in die Kinos während hierzulande direkt die Veröffentlichung als exklusiver Stream bei Amazon erfolgte.
Seligman und Sennott verwenden das aus anderen Highschool-Komödien wie Ferris macht blau (1986), Clueless (1995), 10 Dinge, die ich an dir hasse (1999) und American Pie (2000) bekannte Setting und stellen dabei junge lesbische Frauen in den Mittelpunkt. Die Protagonistinnen PJ und Josie sind die genreüblichen „notgeilen Loser“, die in der Hierarchie ihrer Highschool ganz unten stehen und davon träumen, vor dem Schulabschluss Sex zu haben. Unter dem Vorwand der weiblichen Selbstermächtigung gründen sie mit der ebenfalls lesbischen Hazel einen Fight-Club für junge Mädchen. Noch dazu nutzen die beiden das Gerücht, sie hätten den Sommer im Jugendknast verbracht, um als Selbstverteidigungstrainer glaubwürdig zu erscheinen. Dabei sind die beiden Hauptfiguren selbst eben keine sehr sympathischen Identifikationsfiguren.
Bottoms verpasst dem eigentlich ausgelutschten Setting dabei eine moderne, queere Frischzellenkur, zieht das ganze Highschool-Szenario und den von toxischer Männlichkeit geprägten Auswüchsen mit gekonnter Überzeichnung genüsslich durch den Kakao, ähnlich wie Scary Movie, nur ohne Horror und in gut. Dass manches Element etwas unausgegoren bleibt und die Handlung bisweilen etwas chaotisch wirkt, fällt nicht sehr ins Gewicht. Gleichzeitig wird es im Verlauf des Films immer blutiger, bis zu einem wilden Endkampf, natürlich mit Zeitlupen! Obwohl die „female empowerment“ den beiden Hauptcharakteren nur als Vorwand dient, so zählt Bottoms zum feministischen Kino.
Rachel Sennott, die auch eine der Hauptrollen im Gen-Z-Horrorthriller Bodies Bodies Bodies (2022) spielte, und Ayo Edebiri (Abott Elementary, The Bear) führen ein starkes Ensemble an, bei dem fast jede*r völlen Körpereinsatz zeigen darf, egal ob Ruby Cruz (Willow [Serie]) als burschikose Hazel oder Havana Rose Liu (No Exit) als eher zarte Cheerleaderin Isabel. Der frühere American Football-Spieler Marshawn Lynch gibt den geschwätzigen Lehrer Mr. G.
Bottoms ist seit dem 20. November 2023 Teil des Angebots von Amazon Prime Video.
Fazit: Krawallige, spaßig überzeichnete, teils blutige Highschool-Komödie über queere junge Frauen und ihren eigenen Fight Club. 8 von 10 Punkten.
—
—
Marius Joa, 29. Dezember 2023. Bilder: Amazon Prime Video.
Schreibe einen Kommentar