Killing Eve: Staffel 2

Nach ihrem nicht gerade folgenlosen Treffen in Paris gehen Geheimdienstmitarbeiterin Eve und Auftragskillerin Villanelle erst einmal getrennte Wege. Doch ein neuer Killer ist zwischenzeitlich auf den Plan getreten, in der zweiten Staffel von Killing Eve.

Killing Eve: Staffel 2 (Killing Eve: Series 2)
Agentenserie UK 2019. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 340 Minuten.
Mit: Sandra Oh, Jodie Comer, Fiona Shaw, Kim Bodnia, Edward Bluemel, Sean Delaney, Henry Lloyd-Hughes, Owen McDonnell, Nina Sosanya u.v.a. Nach Büchern von Luke Jennings. Adaption: Emerald Fennell.



After Paris

Nach einer folgenschweren Begegnung mit Auftragskillerin Villanelle (Jodie Comer) in deren Pariser Wohnung kehrt Eve Polastri (Sandra Oh) verstört nach London zurück, schafft es allerdings nicht ihrem Ehemann Niko (Owen McDonnell) von den Vorkommnissen zu erzählen. Schwer verletzt schleppt sich Villanelle in ein Krankenhaus, das sie wenig später aber wieder verlässt, um sich nach England durchzuschlagen. Dort trifft sie auf Raymond (Adrian Scarborough), ihren neuen Kontaktmann von der geheimen Organisation „The Twelve“. Raymond gibt Villanelle ihren nächsten Tötungsauftrag.

Unterdessen wird Eve von MI6-Führungskraft Carolyn Martens (Fiona Shaw) wieder eingestellt. Gemeinsam mit Hacker Kenny (Sean Delaney) sowie den neuen Kollegen Jess (Nina Sosanya) und Hugo (Edward Bluemel) kommt Eve einem bisher unbekannten Auftragskiller auf die Spur, welcher seine Opfer so tötet, dass die Todesursache fast nicht als Mord erkennbar ist. Eines der Opfer war der milliardenschwere Internet-Mogul Alastair Peel, dessen Firmenimperium nun Sohn Aaron (Henry Lloyd-Hughes) geerbt hat. Die gegenseitige Faszination von Eve und Villanelle flammt wieder auf und die Geheimdienstmitarbeiterin entschließt sich, die Killerin für ihre aktuellen Ermittlungen zu engagieren…

Villanelle und Eve

Sehr wahrscheinlich wegen der einfachen Verfügbarkeit habe ich nach der ersten Staffel auch die zweite Season von Killing Eve innerhalb von wenigen Tagen angesehen. Die Handlung knüpft direkt (30 Sekunden später!) an das Finale der ersten Runde an. Beide Protagonistinnen müssen ihre folgenschwere Begegnung in Paris erst einmal verarbeiten. Während Villanelle mit ihrer Verletzung zu kämpfen hat und sich quasi auf der Flucht befindet wirft sich Eve gleich wieder mitten in die Arbeit: die Jagd nach dem nächsten Auftragskiller alias The Ghost. Auch wenn sich ihre Wege vorerst trennen so dürfte schon früh klar, dass sich die irgendwie zu einander hingezogen fühlende Hitwoman und die MI6-Mitarbeiterin wieder begegnen werden.

Nicht nur inhaltlich ändert sich die Ausrichtung der Serie im zweiten Jahr etwas, auch hinter den Kulissen kam es zu Umsetzungen im Autorenteam. Emerald Fennell, bekannt als Camilla Parker-Bowles aus der dritten und vierten Staffel von The Crown sowie für ihr Oscar-prämiertes Regie-Debüt Promising Young Woman (2020), übernahm von Phoebe Waller-Bridge das Amt der Showrunnerin, ein geplanter Wechsel. Spielte sich die Geschichte in Season eins neben London und Paris in Wien, der Toskana und Moskau ab, so geht die Reise hier nun auch nach Amsterdam und Rom.

Die Serie nimmt auch in Staffel 2 bekannte Motive aus dem Kriminalfilm bzw. Agententhriller und setzt diese auf eher ungewöhnliche Art neu zusammen, vor allem durch die besondere Beziehung von Eve und Villanelle. Dabei gestalten die Autor*innen um Fennell (wie schon ihre Vorgänger*innen) die Handlung spannend, turbulent und gewohnt geradlinig. Die Spannung speist sich vor allem aus den nicht selten unerwarteten, teils aberwitzigen Wendungen. Die kuriosen Abenteuer von Eve, Villanelle und Co werden mit einer gehörigen Portion schwarzer Humor gewürzt, welchen man nicht immer kommen sieht.

Es geht brutal zur Sache und auch der Body Count bleibt recht hoch. Dennoch halten sich die Gewaltspitzen ziemlich in Grenzen und den Zuschauer*innen bleiben Splatter-Einlagen erspart. Das Herzstück der Serie bildet weiterhin die eigenwillige Beziehung zwischen Eve und Villanelle sowie die daraus resultierenden Konsequenzen auf das jeweilige Leben der beiden Frauen. Vor allem Eves Abstieg in dunkle Gefilde sorgt für massive Spannungen in ihrer Ehe mit dem fürsorglichen Niko, der das Verhalten seiner Gattin verständlicherweise immer weniger nachvollziehen kann. Weil der inhaltliche Fokus fast komplett auf den beiden Protagonistinnen liegt und innerhalb der gut fünfeinhalbstündigen Laufzeit der Staffel wirklich so Einiges passiert, bleiben manche Nebenfiguren recht unterentwickelt, wie Eves neue Kollegen Jess und Hugo, gespielt von Nina Sosanya (Marcella, His Dark Materials) bzw. Edward Bluemel (Sex Education).  

In Staffel 2 war für mich die musikalische Untermalung der amerikanisch-nordirischen Alternative-Band Unloved etwas präsenter. Nachdem bereits einige zuvor schon veröffentlichte Songs des aus Jade Vincent (Gesang), Keefus Ciancia (Keyboards) und David Holmes (Percussion) bestehenden Trios in Killing Eve verwendet wurden, so schrieben sie auch welche direkt für die Serie. Der süffige Retro-Cocktail zwischen klassischer Filmmusik à la Ennio Morricone und elektroakustischem Rock sowie die herrlich rauchige Femme-Fatale-Stimme Vincents sorgen für eine gekonnt ausbalancierte, düster-verspielte Atmosphäre.

Die zweite Staffel von Killing Eve ist noch bis 29. Mai 2023 kostenlos in der ZDF-Mediathek abrufbar. Außerdem gibt es die komplette Serie mit allen vier Staffeln als kostenpflichtigen Stream bei Apple TV, Magenta TV und Lionsgate+ sowie auf DVD. Ab 15. April wird die dritte Staffel in der ZDF-Mediathek veröffentlicht, gefolgt von der finalen vierten Season ab 22. April 2023.

Fazit: Killing Eve nimmt in Staffel 2 einige kuriose Wendungen und vertieft die eigenwillige Beziehung der beiden gegensätzlichen Protagonistinnen. 8 von 10 Punkten.



Eve und Carolyn
Villanelle mit neuer Rolle
Firmenerbe Aaron Peel
Niko versucht für Eve da zu sein



Marius Joa, 13. April 2023. Bilder: BBC America/Universal.


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