Rebel Moon: Teil 1 – Kind des Feuers

Sein aktuelles Filmprojekt Rebel Moon hatte Zack Snyder (300, Watchmen) ursprünglich erfolglos als Teil des Star Wars-Universums gepitcht. Nun hofft der amerikanische Regisseur sein eigenes Franchise zu starten. Kind des Feuers, der erste von zwei bereits abgedrehten Filmen, erschien kurz vor Weihnachten 2023 bei Netflix.     

Rebel Moon: Teil 1 – Kind des Feuers (Rebel Moon – Part One: A Child of Fire)
Science-Fiction-Film USA 2023. 134 Minuten. Starttermin: 22. Dezember 2023.
Mit: Sofia Boutella, Michiel Huisman, Ed Skrein, Charlie Hunnam, Donna Bae, Staz Nair, Djimon Hounsou, Cleopatra Coleman, Anthony Hopkins, Ingvar Sigurdsson, Charlotte Maggi, Fra Fee u.v.a. Drehbuch: Zack Synder, Kurt Johnstad, Shay Hatten. Regie: Zack Snyder.



Kampf dem Imperium

Nach zahlreichen Eroberungszügen hat die Motherworld fast das gesamte Universum in einem großen Imperium vereint. Eine Zeit des Friedens stand bevor, doch der König (Cary Elwes)  wurde mitsamt seiner Familie heimtückisch ermordet und der hochdekorierte Offizier Balisarius (Fra Fee) übernahm den Thron. Mithilfe seiner großen Armee hält der Tyrann die Galaxis in seiner Hand. Auf dem Mond Veldt lebt die frühere Kämpferin Kora (Sofia Boutella) in einem kleinen Bauerndorf, welches von Sindri (Corey Stoll) geleitet wird. Wenig später taucht ein Raumkreuzer auf. Admiral Atticus Noble (Ed Skrein) und seine Truppen verlangen von den als Farmern tätigen Dorfbewohnern einen Großteil der kommenden Ernte innerhalb von zehn Wochen. Während Gunnar (Michiel Huisman) erfolglos mit Noble zu verhandeln versucht weiß Kora, dass es für das Dorf und seine Bevölkerung nur einen Ausweg gibt: Widerstand.

Die Kämpferin macht sich mit Gunnar auf den Weg in die Stadt Providence, wo man Mitstreiter für den Widerstand, etwa das gesuchte Rebellen-Geschwisterpaar Devra (Cleopatra Coleman) und Darrian Bloodaxe (Ray Fisher), sucht. Der Schmuggler Kai (Charlie Hunnam) willigt ein, bei der Suche zu helfen. Schon bald haben Kora und Gunnar im befreiten Sklaven Tarak (Staz Nair), dem in die Jahre gekommenen General Titus (Djimon Hounsou) und Nemesis (Doona Bae), einer Schwertmeisterin mit kybernetischen Armeen, bereits Freiwillige gefunden. Auf dem Planeten Sharaan soll ein Treffen mit den Bloodaxe-Geschwistern stattfinden. Doch Noble und seine Truppen sind bereits dicht auf den Fersen…

Auch wenn ich der Meinung bin, dass noch mehr austauschbare Star Wars-Produktionen zu den Dingen gehören, welche die Welt nun wirklich nicht braucht, so machte sich nach ersten Meldungen über Rebel Moon bei mir schon eine gewisse Vorfreude breit, vermutlich auch weil die Produktion von vorneherein direkt für einen Streaminganbieter gedacht war und im Kino keine Leinwände unnütz belegen würde. Diese positive Erwartungshaltung verflog allerdings als im Dezember die ersten Kritiken veröffentlicht wurden. Das Ergebnis des internationalen Rezensionsspiegels ist für einen mit großer Erwartungshaltung gestarteten ersten Film einer neuen Reihe dann doch einigermaßen verheerend. Bei Rotten Tomatoes waren nur 23 Prozent der 150 Reviews positiv, mit einer Durchschnittswertung von 4,2 von 10. Der Score bei Metacritic liegt aktuell bei 31 von 100, wobei 40 Filmkritiken vorliegen.

Auch um die hervorragende Durchschnittswertung bei den gesehenen aktuellen Filmen nicht zu versauen und weil ich dann lieber noch andere Streifen sichtete, verschob ich die Sichtung von Kind des Feuers (so der Untertitel des ersten Teils) auf Anfang 2024. So ganz katastrophal wie in manch anderer Rezension gelesen habe ich Zack Snyders neues Werk dann nicht wahrgenommen, doch muss sich sich der 57jährige schon fragen, wie man mit so wenig Substanz ein neues Franchise aufbauen will. Aber die überwiegende Substanzlosigkeit des Blockbuster-Kinos ist ja nichts Neues.  

Beide Teile wurden zusammen von Mitte April bis Anfang Dezember 2022 an 152 Tagen gedreht, mit einem Geamtbudget von 166 Millionen US-Dollar. Wie auch schon bei seiner letzten Regie-Arbeit fungierte Snyder auch als Chef-Kameramann. In technischer Hinsicht kann das Endprodukt durchaus überzeugen, besonders durch die bildgewaltige Ästhetik zwischen Luc Bessons Das fünfte Element (1997), Denis Villeneuves Adaption von Dune (2021) und der auf der Comic-Anthologie Heavy Metal basierenden Serie Schwermetall Chronicles (2012/14). Auch das Sounddesign verstärkt die epischen Ambitionen gekonnt.

Dass sich Snyder und seine Co-Autoren Shay Hatten (John Wick) und Kurt Johnstad (300) dabei bei allerlei Vorbildern bedienen, dürfte jetzt keine große Überraschung darstellen. Eine Haufen Gesetzloser/Außenseiter*innen/legendärer Kämpfer*innen, welche ein wehrloses Dorf gegen einen übermächtigen Feind verteidigen sollen, da denkt man natürlich als erstes an Die Sieben Samurai (1954) von Akira Kurosawa und das Western-Remake Die Glorreichen Sieben (1960) von John Sturges. Bereits George Lucas bediente sich bei der Originaltrilogie von Star Wars (1977/80/83) teils bei diesen Vorbildern. Roger Cormans Sternenkrieg-Epigonen-Version Sador – Herrscher im Weltraum (1980) vereinte Western und Science-Fiction ganz eindeutig.

Auf den ersten Blick versammelt Rebel Moon hier auch eine durchaus illustre Runde und präsentiert fast beiläufig kuriose Kreaturen wie die von Jena Malone (Sucker Punch) verkörperte, an die Borgkönigin aus Star Trek erinnernde Spinnenfrau Harmada, doch im Verlauf der Handlung wird ziemlich deutlich, dass Snyder seine Figuren weitgehend mit Desinteresse behandelt.

Lediglich die von Sofia Boutella (Star Trek Beyond, Die Mumie [2017]) gespielte Protagonistin Kora bekommt eine Hintergrundgeschichte, die immerhin in mehreren Rückblenden ein wenig Gewicht erhält. Ansonsten macht das durchaus namhafte Ensemble um Charlie Hunnam (Sons of Anarchy, King Arthur: Legend of the Sword), Staz Nair (Game of Thrones) und Djimon Hounsou (Gladiator) noch das beste aus ihren flachen Charakteren. Michiel Huisman (Game of Thrones) und Doona Bae (Sense8) können als engagierter Bauer Gunnar bzw. als furiose Schwertkämpferin Nemesis immerhin etwas hervorstechen. Huismans Vorgänger bei Game of Thrones, Ed Skrein (Mona Lisa and the Bloodmoon), pendelt von seiner Physis her zwischen verhärmt und martialisch.

Damit Kind des Feuers auch halbwegs als Familienfilm durchgeht hat man diesen für die Erstveröffentlichung ordentlch gekürzt. Es nimmt den durchaus brachial inszenierten Kampfszenen natürlich an Gewicht, dass die entscheidenden Momente unsanft herausgeschnitten wurden. Ein Extended Cut mit hoher Altersfreigabe, welcher auch mehr Szenen zur dringend notwendigen Vertiefung der Figuren beinhalten wird, soll noch parallel zum Start des zweiten Teils, Die Narbenmacherin (The Scargiver) am 19. April 2024 erfolgen. Ob dadurch dann am Ende ein besserer Film herauskommt, wird sich zeigen. Ich bin trotz der inhaltlichen Dürftigkeit allerdings durchaus geneigt, die längere Fassung und Teil 2 anzuschauen. Denn ein erst wenn der komplette Zweiteiler vorliegt kann man ein abschließendes Urteil zu Rebel Moon fällen.  

Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers ist seit dem 22. Dezember 2023 Teil des Angebots von Netflix.

Fazit: Optisch durchaus beeindruckender, aber inhaltlich oberflächlicher und blutleerer Scifi-Blockbuster. 4 von 10 Punkten.     


Admiral Noble greift hart durch
Spinnenfrau Harmada greift an
Kora engagiert Schmuggler Kai



Marius Joa, 7. Januar 2024. Bilder: Netflix.


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