Knapp vier Monate nach Teil 1 ist auch schon Teil 2 von Rebel Moon, der groß angekündigten Science-Fiction-Saga von Regisseur Zack Snyder (300, Watchmen), erschienen. In Die Narbenmacherin kämpfen Antiheldin Kora und ihre Mitstreiter*innen gemeinsam mit den Bewohnern eines Dorfes gegen die übermächtigen Truppen der Motherworld.
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Rebel Moon: Teil 2 – Die Narbenmacherin (Rebel Moon: Part 2 – The Scargiver)
Science-Fiction-Film USA 2024. 122 Minuten. Starttermin: 19. April 2024.
Mit: Sofia Boutella, Michiel Huisman, Ed Skrein, Djimon Hounsou, Donna Bae, Staz Nair, Elise Duffy, Anthony Hopkins, Ingvar Sigurdsson, Charlotte Maggi, Alfonso Herrera u.v.a. Drehbuch: Zack Synder, Kurt Johnstad, Shay Hatten. Regie: Zack Snyder.
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Generisches Schlachtengetümmel
Auch mit der Hilfe ihres Gefährten Gunnar (Michiel Huisman) gelang es Kora (Sofia Boutella), die früher selbst eine gnadenlose Kommandantin des galaktischen Imperiums namens Motherworld gewesen war, eine schlagkräftige Gruppe von Kämpfer*innen zu rekrutieren, um ein Bauerndorf auf dem Mond Veldt gegen den wider Erwarten doch nicht toten Admiral Noble (Ed Skrein) und die Crew des Sternenzerstörers Dreadnought zu beschützen. Nur wenige Tage bleiben General Titus (Djimon Hounsou), Tarak (Staz Nair), Schwertkämpferin Nemesis (Doona Bae) und Soldatin Milius (Elise Duffy) gemeinsam mit Hagen (Ingvar Sigurdsson) und den Dorfbewohner*innen die von Noble geforderte Ernte einzufahren und sich kampfbereit zu machen…
Bei dem verheerenden Kritikerecho zu Rebel Moon: Teil 1 – Kind des Feuers, auch von Blogger*innen-Seite, vor dem Start bei Netflix am 22. Dezember 2023 war ich bei der Sichtung sogar teils etwas positiv überrascht, wenngleich die gelungenen Bilderwelten nicht über die generische Story und die überwiegend leblosen Figuren (in anderen Filmen nennt man sie Charaktere) hinwegtäuschen konnten. Zumindest nach meiner Beobachtung war/ist die Reaktion auf den am 19. April 2024 veröffentlichten zweiten Teil etwas besser. Doch bei Die Narbenmacherin macht sich bei mir dann die Ernüchterung breit. Denn aus meiner Sicht unterbietet Zeitlupen-Zack hier den Vorgänger leider noch.
Groß waren im Vorfeld die Ankündigungen zu Rebel Moon: Zack Snyder, der mit Watchmen (2009) nach der legendären Vorlage von Alan Moore und Dave Gibbons ja einer der besten Comic-Adaptionen aller Zeiten geschafften hatte, wollte sein eigene Weltraumsaga à la Star Wars ins Leben rufen. Die ersten Bilder und Trailer sahen auch durchaus vielversprechend aus. Doch spätestens bei Erscheinen vor Weihnachten wurde deutlich, dass der 58jährige US-Amerikaner hier zwar ein effektvolles, aber inhaltlich absolut hohles Werk geschaffen hat.
Dieser Eindruck festigt sich mit zunehmender Laufzeit bei Teil 2. Denn da Kind des Feuers noch die Ausgangssituation etablierte so verblieb noch eine Resthoffnung, dass Die Narbenmacherin das oberflächliche Szenario wenigstens etwas vertiefen könnte. Diese Hoffnung fliegt uns aber gleichermaßen um die Ohren wie die Granaten den Kämpfenden im Film. Wüsste man nicht, wer hier Regie geführt hat, so könnte man meinen der berühmt-berüchtigste Videospiele-in-Schlecht-Verfilmer Uwe Boll wäre wie die Jungfrau zum Kind plötzlich zu einem großen Budget gekommen und hätte seine „inszenatorischen Stärken“ ausgespielt. Denn genau so uninspiriert und lieblos wie Bolls aufwändige Produktionen (siehe Alone in the Dark und Schwerter des Königs – Dungeon Siege) oder seine Werke allgemein wirkt Teil 2 von Rebel Moon.
Die Figuren sind so unfassbar schlampig und flach gezeichnet, dass fast unmöglich erscheint, als Zuschauer*in eine Bindung zu ihnen aufzubauen oder gar mitzufiebern. Natürlich müssen dann auch unter den Rebellierenden ein paar ihr Leben lassen, doch hat mich das alles ziemlich kalt gelassen. Zudem wirkt die Liebesgeschichte von Kora (trotz großem körperlichen Einsatz völlig blass: Sofia Boutella) und dem vom-Dorftrottel-zum-Widerstandskämpfer-Typen Gunnar (bemüht, aber auch blass: Michiel Huisman) überaus forciert und auf mich eher peinlich.
Armselig auch, was Snyder gemeinsam mit seinen Co-Autoren Kurt Johnstad (300) und Shay Hatten (Army of the Dead) hier als Drehbuch abliefern. Das beginnt schon beim absoluten Logikfehler aus dem ersten Teil: warum braucht die technologisch hochentwickelte Motherworld, die sogar einen Toten wieder zum Leben erwecken kann, das bisschen Getreide aus einem Dorf von einem abgelegenen Mond mit vielleicht 200 Einwohnern? Um zwischenzeitlich noch das vorzutäuschen, was Snyder & Co für Tiefgang halten, und unbeholfen den Figuren noch etwas Profil anzudichten, beschert man uns eine Szene am Abend vor der großen Schlacht als jede*r des Held*innen-Ensembles die eigene Vorgeschichte kurz erzählen darf, inklusive jeweiliger Rückblende.
Dass die CGI-Effekte ordentlich aussehen und die Action überwiegend ansprechend inszeniert ist steht freilich auf der Habenseite, aber ich bin eben schon lange nicht mehr zwölf, als dass mich diese Oberflächenreize blenden könnten, auch nicht bei der Menge an Lensflare! Immerhin gestaltet sich die Angelegenheit nicht zu zäh und langweilig. Aber von einer angeblich so epischen Weltraumsaga, welche ja sehr wahrscheinlich noch weitergehen wird, darf man vor allem inhaltlich mehr erwarten. Ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass die bereits angekündigten Director’s Cut-Fassungen beider Filme diesbezüglich wirklich einen Mehrwert bieten können. Denn dazu ist die ganze „Mythologie“ zu generisch, dummdreist zusammengeklaut, wenig durchdacht und in ihrer Ausführung völlig verschenkt.
Es erscheint mir auch unbegreiflich, dass Netflix für diesen oberflächlichen Schmu tatsächlich 166 Millionen Dollar Produktionskosten (und sicherlich nochmal fast die gleiche Summe für Marketing) ausgegeben hat. Mehr als ein par Hunderttausend Öcken darf sowas im Sinne von Nachhaltigkeit und Wertschöpfung nicht kosten. Also bitte Herrn Snyder nicht wieder zu viel Geld geben, wenn er das nächste Mal erneut ein so schlechtes Skript abliefert!
Rebel Moon: Teil 2 – Die Narbenmacherin ist seit dem 19. April 2024 Teil des Angebots von Netflix.
Fazit: Trotz großer Schauwerte und effektvoller Inszenierung ein leblos-generischer Scifi-Blödbuster. 3 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 30. April 2024. Bilder: Netflix.
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