Star Trek: Strange New Worlds – Staffeln 1 und 2

Nach Star Trek: Discovery gibt es seit 2022 mit Strange New Worlds ein weiteres Prequel im von Gene Roddenberry geschaffenen und aktuell von Alex Kurtzman gesteuerten Raumfahrt-Franchise. Captain Pike und seine Crew erleben unterschiedliche Abenteuer in den Weiten des Alls.

Star Trek: Strange New Worlds
Science-Fiction-Serie USA 2022/23. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 20 Folgen (Staffeln 1 und 2). Gesamtlänge: ca. 1.080 Minuten.
Mit: Anson Mount, Rebecca Romijn, Ethan Peck, Christina Chong, Celia Rose Gooding, Melissa Navia, Babs Olusanmokun, Jess Bush, Bruce Horak u.a. Nach Star Trek von Gene Roddenberry. Idee: Akiva Goldsman, Alex Kurtzman und Jenny Lumet.



Farbenfrohes, zeitgemäßes Prequel

Nachdem das Föderationsraumschiff USS Discovery in die Zukunft gereist ist, um eine übermächtige künstliche Intelligenz aus dem Verkehr zu ziehen geht auf der Enterprise unter Captain Christopher Pike (Ansons Mount) allmählich wieder alles seinen gewohnten Gang. Die teils neu zusammengewürfelte Crew um den vulkanischen Wissenschaftsoffizier Lieutenant Spock (Ethan Peck), die neue Sicherheitschefin Lieutenant La’an Noonien Singh (Christina Chong), Steuermann Lieutenant Erica Ortegas (Melissa Naevia), der fast blinde Chefingenieur Hemmer (Bruce Horak) vom Planeten Andoria und die linguistisch überaus begabte Kadettin Nyota Uuhura (Celia Rose Gooding) muss gleich eine heikle Mission ausführen, um die erste Offizierin Una Chin-Riley (Rebecca Romijn) alias Number One aus den Fängen einer neuen Spezies zu befreien. Wenig später erlebt die Enterprise-Crew eine gefährliche Begegnung mit dem reptiloiden Volk der Gorn, welche die komplette Familie von La’an Noonien-Singh getötet hat. Aufgrund einer Vision weiß Captain Pike, dass ihm eine schaurige Zukunft bevorsteht…

Ehrlich gesagt bin ich mit den neuen Star Trek-Serien ab 2017 dauerhaft nicht wirklich warm geworden. Begann Discovery noch vielversprechend und mit guten Ansätzen so brach ich wegen fortschreitendem „lazy writing“ und einer immer nervtötenderen Hauptfigur, um die sich irgendwie leider alles drehte, nach Staffel 3 ab. Auch Picard, die Serie über die späten Jahres des von Patrick Stewart gespielten Kult-Captains, krankte mit zunehmend schwachen Skripts, die an mäßige Fanfiction erinnerte. Lediglich die selbstironische, alberne Animationsserie Lower Decks konnte/kann mich gut abholen, auch weil ich hier das Gefühl habe, dass die Autor*innen Star Trek und seine lange Geschichte verstanden haben. Als dann Strange New Worlds erschien erhielt ich von mehreren Seiten die Empfehlung, die weitere Prequel-Show doch unbedingt anzusehen. Schließlich sei diese hervorragend und fühle sich wieder wie „richtiges“ Star Trek an, was immer das auch heißen mag.
Nach Sichtung der beiden ersten Staffeln mit jeweils 10 Folgen bin ich zumindest recht positiv gestimmt. Denn auch wenn die von den üblichen Verdächtigen (Alex Kurtzman, Akiva Goldsman und Jenny Lumet) geschaffene Serie jetzt nicht an die Klasse vergangener Franchise-Highlights heranreicht, so geht der Daumen eher nach oben.

Die Frage danach, ob wir unbedingt ein weiteres Prequel aus einer im Grunde schon erschöpfend erzählten Zeitspanne der Weltraumsaga benötigen, kann Strange New Worlds aus meiner Sicht nicht mit einem klaren Ja beantworten. Denn auch wenn ich die von Anson Mount (Hell On Wheels), Ethan Peck (Penny Dreadful: City of Angels) und Rebecca Romijn (X-Men-Filme) gespielten, neuen Versionen von Captain Christopher Pike, Lieutenant Spock und Number One während ihrer Screentime in der zweiten Discovery-Staffel positiv in Erinnerung hatte so würde ich noch lieber eine Show mit bisher unbehandeltdem Setting sehen. Aber die Produktion des Streaminganbieters Paramount+ macht über weite Strecken richtig Spaß.

Vom Gesamtpaket präsentiert sich Strange New Worlds als Hybrid, genau in der Mitte zwischen der farbenfrohen Ästhetik der originalen Serie Raumschiff Enterprise (1966-69) und zeitgemäßen Figuren sowie Storylines, welche das aus heutiger Sicht angestaubte Szenario modern aufbereiten. Am spannendsten erweist sich dabei die Etablierung der Reptilienwesen namens Gorn als großem Feind, vor allem wegen deren scheinbar barbarischen Angriffen und dass man innerhalb der Föderation fast gar nichts über diese Spezies weiß. Gepaart mit dem hochwertigen Inszenierungsstil der Filme von J.J. Abrams (2009-2016) und den bereits genannten neuen Serien des Franchises ergibt das spannende Science-Fiction-Unterhaltung, die wieder mehr auf abgeschlossene Episoden setzt, aber auch im Hintergrund immer durchgehende Handlungsbögen, wie die wahre Identität des zweiten Offiziers, weiterverfolgt.

Sicherheitschefin La’an Noonien-Singh

Über die ersten Folgen etablieren die Showrunner Akiva Goldsman und Henry Alonso Myers mit ihrem Drehbuch-Team die wichtigen Charaktere, von denen leider die erste Staffel nicht jede/r überlebt. Wir lernen Captain Christopher Pike näher kennen, der gerne mal für seine Crew kocht, oder die mit dem Erbe ihrer Vorfahren hadernde Sicherheitschefin La’an Noonien-Singh, verkörpert von Christina Chong (Johnny English – Jetzt erst recht). Mit Schiffsarzt Dr. M’Benga, gespielt von Babs Olusanmokun (Dune: Part One), gehört eine Nebenfigur aus der Originalserie zum Hauptcast. Celia Rose Gooding spielt eine jüngere Version der sprachbegabten Kommunikationsoffizierin Nyota Uhura während Jess Bush als jüngere Krankenschwester Christina Chapel zu sehen ist. In der Rolle des stark sehbehinderten, aber hochbegabten Aenar-Chefingenieurs Hemmer glänzt der im realen Leben ebenso fast blinde Bruce Horak.

So stimmig das Gesamtpaket überwiegend wirkt, die Plots sind teilweise etwas naiv geraten oder werden in zu kurzer Zeit abgehandelt. Auch die Ansätze, den bekannten Figuren Pike, Number One, Spock, Chapel und Uhura tiefer gehende Hintergrundgeschichten anzugedeihen funktionieren nicht immer. Irgendwie kurios, aber aus meiner Sicht etwas unter den Möglichkeiten präsentieren sich die Crossover-Folge mit Lower Decks (Staffel 2, Folge 7) und die Musical-Episode Subspace Rhapsody (Staffel 2, Folge 9), die erste dieser Art im Franchise überhaupt. Es freut mich dennoch zu hören, dass die Dreharbeiten für die dritte Staffel nach dem Ende des Schauspieler*innen-Streiks im Dezember 2023 begonnen haben. Denn Season zwei endet mit einem ziemlich fiesen Cliffhanger.                      

Die erste Staffel von Star Trek: Strange New Worlds ist seit dem 7. Dezember 2022 Teil des Angebots von Paramount+ sowie seit dem 23. August 2023 auf DVD und BluRay erhältlich. Staffel 2 der Serie ist seit dem 10. August 2023 bei Paramount+ verfügbar und seit dem 7. Dezember 2023 auf DVD bzw. BluRay erhältlich.

Fazit: Hochwertig produzierte und unterhaltsame Star Trek-Serie, inhaltlich mit etwas Luft nach oben. 7 von 10 Punkten.



Captain Pike kocht gern
Erica Ortegas steuert die Enterprise
Dr. M’Benga im Märchenland
Die Kirk-Brüder Sam und Jim



Marius Joa, 25. Februar 2024. Bilder: CBS/Paramount.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner