The Spine of Night

Eine Sumpfhexe, ein alternder Wächter und eine überaus machtvolle Blume, die in falsche Hände gerät. Dies und mehr sind die Zutaten des düster-stimmungsvollen Fantasy-Animationsfilmes The Spine of Night von Philip Gelatt und Morgan Galen King.  

The Spine of Night
Fantasy/Animationsfilm USA, UK 2021. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 93 Minuten.
Originalsprecher*innen: Lucy Lawless (Tzod), Richard E. Grant (Wächter), Jordan Douglas Smith (Ghal-Sur), Alex Malcolm Mills (Uruq), Betty Gabriel (Phae-Agura) u.a. Drehbuch und Regie: Philip Gelatt und Morgan Galen King.



Die Blüte der Macht

Sumpfhexe Tzod (Stimme im Original: Lucy Lawless) ist weit in den Norden gereist um in der Totenkopfhöhle dem Wächter (Richard E. Grant) zu begegnen. Dieser hütet eine gefährliche Machtquelle: die blaue Blume. Tzod erzählt ihm, dass dieses machtvolle Gewächs bereits vor langer Zeit in falsche Hände geraten ist, dadurch für Tod und Zerstörung gesorgt hat. Der tyrannische Magier Ghal-Sur (Jordan Douglas Smith) setzt seinen gnadenlosen Eroberungszug unterdessen fort…

2013 veröffentlichten die Filmemacher Morgan Galen King und Josh Jones ihren Dark-Fantasy-Kurzfilm Exordium. Nachdem Autor, Produzent und Regisseur Philip Gelatt (The Bleeding House, Europa Report) dadurch auf King aufmerksam wurde, beschloss man gemeinsam die Geschichte auf Spielfilmlänge zu erweitern. The Spine of Night, so der Titel des abendfüllenden Werkes, wurde mit dem Rotoskopie-Verfahren erstellt. Weil insgesamt nur eine Handvoll Künstler*innen daran arbeitete zog sich der Animationsprozess über einen Zeitraum von sieben Jahren. Der fertige Film feierte seine Premiere auf dem South by Southwest Film Festival im texanischen Austin im März 2021. In Deutschland erfolgten erste Vorstellungen beim Fantasy Filmfest im Oktober und November 2021 sowie knapp ein Jahr später die Veröffentlichung im Heimkino.   

Sumpfhexe Tzod

Sowohl ästhetisch als auch hinsichtlich des Settings beziehen sich King und Gelatt natürlich auf die Arbeit des berühmten Fantasy-Künstlers Frank Frazetta (1928-2010) und besonders den von ihm gemeinsam mit Ralpb Bakshi, vor allem für seine gewagte Zeichentrick-Verfilmung von J.R.R. Tolkiens Der Herr der Ringe (1978) bekannt, geschaffenen, düsteren Fantasy-Animationsfilm Feuer und Eis (Originaltitel: Fire and Ice; 1983). Auch The Spine of Night spielt sich in einer finsteren Welt ab, welche sich zunehmend in eine postapokalyptische Richtung entwickelt, wenn der überaus mächtige böse Magier das Land mit Krieg und Zerstörung überzieht.

King und Gelatt, welche auch das Drehbuch schrieben, haben das sehr einfach gestrickte Szenario des mittlerweile über vierzig Jahre alten Vorbilds aber auf gelungene Weise weiterentwickelt. Die blaue Blume der Macht ist definitiv mehr Fluch als Segen und bringt den Menschen im Grunde nur Verderben. Neben klassischen Fantasy-Elementen herrscht hier beizeiten kosmischer Horror. Durch die Rahmenhandlung mit Tzod und dem Wächter hat die Story fast Anthologie-Charakter, wirkt am Ende erzählerisch sehr rund.   

The Spine of Night gestaltet dieses düstere Fantasymärchen nicht nur mit etwas Nacktheit und Einigem an überbordender Gewalt, sondern auch mit beeindruckenden und trotz der Ästhetik von Frazetta und Bakshi eigenwilligen gestalteten Animationen, welche das finstere Geschehen überaus gekonnt bebildern, vor allem als von den Ursprüngen der Magie erzählt wird. Mit Lucy Lawless (Xena: Die Kriegerprinzessin, Spartacus [Serie]) als Tzod, Richard E. Grant (Gosford Park, Saltburn) als Wächter sowie Patton Oswalt (King of Queens) und Joe Manganiello (True Blood) in kleineren Rollen konnte man einen teils namhafte Besetzung für die englische Originalfassung verpflichten. Das besondere albtraumhafte Feeling wird durch den eher klassischen, zur düsteren Szenerie perfekt passenden, teils epischen Score von Peter Scartabello abgerundet.  

The Spine of Night ist seit dem 30. September 2022 auf DVD und BluRay sowie als kostenpflichtiger Stream bei diversen Anbietern erhältlich. Den Kurzfilm Exordium kann man sich HIER auf Youtube kostenlos ansehen.

Fazit: Düsterer, visuell beeindruckender Zeichentrickfilm im Stile klassischer Fantasy-Ästhetik. 8 von 10 Punkten.


Der übermächtige Ghal-Sur
Wilde Menschen
Die alten Götter



Marius Joa, 9. August 2024. Bilder: Koch Films/Plaion Pictures.   


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