Im Juni 2019 kehrte mit Dark die erste deutschsprachige Netflixserie zurück. Mit der zweiten Staffel erweitert sich das Zeitreise-Szenario…
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Dark – Staffel 2
Mystery/Science-Fiction-Serie Deutschland 2019. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 450 Minuten. Erstausstrahlung: 21. Juni 2019.
Mit: Louis Hofmann, Oliver Masucci, Karoline Eichhorn, Jördis Triebel, Maja Schöne, Stephan Kampwirth, Daan Lennard Liebrenz, Andreas Pietschmann, Deborah Kaufmann, Lisa Vicari, Paul Lux, Moritz Jahn, Peter Benedict, Gina Stiebitz, Mark Waschke, Dietrich Hollinderbäumer, Carlotta von Falkenhayn, Julika Jenkins, Sylvester Groth, Christian Pätzold, u.v.a. Idee: Baran bo Odar und Jantje Friese. Regie: Baran bo Odar.
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The End is the Beginning is the End
2020. In der Kleinstadt Winden fehlt auch Monate nach deren Verschwinden weiterhin jede Spur von Mikkel (Daan Lennard Liebrenz) und seinem Vater, dem Polizisten Ulrich Nielsen (Oliver Masucci). Dessen Familie – Ehefrau Katharina (Jördis Triebel) sowie die beiden fast erwachsenen Kinder Magnus (Moritz Jahn) und Martha (Lisa Vicari) – sind am Boden zerstört. Ulrichs Kollegin Charlotte Doppler (Karoline Eichhorn) erhält bei den Ermittlungen Unterstützung durch Inspektor Clausen (Sylvester Groth), der als Leiter einer Sonderkomission fungiert. Der ältere Jonas (Andreas Pietschmann) offenbart sich seiner Mutter Hannah (Maja Schöne). Bevor das Atomkraftwerk abgeschalten werden soll versucht dessen Leiter, Aleksander Tiedemann (Peter Benedict), noch Fässer mit Atommüll zu verstecken. Magnus, Martha, die Doppler-Schwestern Franziska (Gina Stiebitz) und Elisabeth (Carlotta von Falkenhayn) sowie Bartosz Tiedemann (Paul Lux) beginnen auf eigene Faust nach den Verschwundenen zu suchen. 33 Jahre in der Zukunft landet der junge Jonas (Louis Hofmann) in einem postapokalyptischen Winden und wird von einer Gruppe Überlebender unter Führung der erwachsenen Elisabeth Doppler (Sandra Borgmann) gefangengehalten. 1987 versucht sich Mikkel an sein neues Leben mit seiner Ersatzmutter, der Krankenschwester Ines Kahnwald (Anne Ratte-Polle) zu gewöhnen. Claudia Tiedemann (Julika Jenkins) erhält Besuch von einer mysteriösen alten Frau…
Bei so vielen Figuren und einem komplexen Handlungskonstrukt wie bei der zweiten Staffel von Dark gestaltet sich eine einleitende Inhaltszusammenfassung als schwierig. Schließlich will man die Ausgangssituation und die anfänglichen Entwicklungen skizzieren, dabei aber natürlich möglichst wenig von der ausstehenden Handlung verraten. Die Serienschöpfer Baran bo Odar (Regie) und Jantja Friese (Leitung des Autorenteams) erweitern ihr Szenario nämlich um zwei weitere Zeitschauplätze, wenn nicht nur das endzeitliche 2053 sondern im Jahr 1921 auch die Anfänge der geheimnisvollen Gruppe von Zeitreisenden namens Sic Mundus gezeigt werden. Nach und nach werden einige Zusammenhänge geklärt wenngleich einige Rätsel und Geheimnisse (noch) ungelöst bleiben.
Durch die Veröffentlichung in 190 Ländern konnte sich die erste Staffel ab Dezember 2017 eine große internationale Fangemeinde erobern. Die erste deutsche Serie des Streamingdienstes Netflix dürfte also die meistgesehene TV-Produktion aus dem Land der Dichter und Denker sein. Und das obwohl die hiesige Fernsehlandschaft ja bekanntlich Genre-Stoffe meidet wie der Teufel das Weihwasser. Dark präsentiert sich in seiner zweiten Runde jedenfalls inszenatorisch genauso stark wie im ersten Jahr. Es gelingt hier nicht nur glaubhaft die verschiedenen Zeitebenen darzustellen, sondern auch die trostlos-unheilvolle Grundstimmung aufrechtzuerhalten oder bisweilen zu verstärken. Mit Sylvester Groth (Inglourious Basterds, Deutschland 83), Dietrich Hollinderbäumer (heute show) und Winfried Glatzeder (Die Legende von Paul und Paula, Tatort) erhält das weiterhin solide Ensemble prominente Neuzugänge.
Leider nutzt sich aus meiner Sicht die Wirkung des zwischen Klärung und neuen Fragen pendelnden Zeitreisegarns allmählich ab. Vielleicht liegt diese Wahrnehmung aber auch daran, dass Season 2 den „undankbaren“ Mittelteil der ganzen Geschichte bildet. Erst mit der dritten und letzten Staffel, die irgendwann 2020 (vermutlich im Sommer oder Herbst) erscheinen soll, wird sich zeigen, ob und inwieweit das ganze Konstrukt in sich schlüssig und stimmig wirkt.
Dummerweise krankt die Serie wie zuvor an überaus abgedroschenen Dialogen, etwa mit plumpen Gefasel von „Gut und Böse“ oder „Licht und Dunkelheit“. Diese Unsitte trübt das Gesamtbild schon ziemlich. Der Einsatz von Montageszenen, die mit „stimmungsvoller“ Musik unterlegt sind, wird in der zweiten Hälfte von Season 2 zudem übertrieben. Trotz dieser Schwächen freue ich mich auf die noch ausstehenden Folgen, vor allem hinsichtlich der Frage wie der Twist im Staffelfinale in das Handlungsgefüge passt.
Die zweite Staffel von Dark ist seit dem 21. Juni 2019 bei Netflix abrufbar.
Fazit: Staffel 2 verstärkt das komplexe und äußerst atmosphärisch aufgemachte Zeitreisegarn, schießt dabei aber etwas übers Ziel hinaus und liefert nicht selten völlig banale Dialoge. 7 von 10 Punkten.
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Jonas in der Zukunft
Auf der Suche nach Mikkel und Ulrich
Claudia Tiedemann auf Reisen
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