Mitte Januar 2021 ging es bei Netflix weiter mit den Abenteuern von Antiheldin/Prinzessin Bean und ihren Freunden in Dreamland und anderswo, im dritten Teil der von Simpsons-Erfinder Matt Groening erschaffenen Animationsserie Disenchantment.
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Disenchantment: Teil 3 (Disenchantment: Part 3)
Fantasy-Animationsserie USA 2021. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 286 Minuten. Idee: Matt Groening.
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Wenig Neues in Dreamland
Chaos in Dreamland. König Zog (Originalsprecher: John DiMaggio/deutsche Stimme: Marko Bräutigam) wurde angeschossen und liegt im Sterben. Minister Odval (Maurice LaMarche/Matthias Klages) und die Erzdruidin (Tress MacNeille/Sabine Walkenbach) nutzen die Gelegenheit, um Zogs Tochter Prinzessin Bean (Abby Jacobson/Jenny Löffler) zum Sündenbock zu machen und mit deren Halbbruder Prinz Derek (Tress MacNeille/Benjamin Kiesewetter) als Marionettenkönig eine tyrannische Theokratie zu installieren. Bean und ihre Freunde, Elf Eflo (Nat Faxon/Heiko Akrap) und Dämon Luci (Eric André/Christian Intorp), befinden sich in der Gewalt von Beans intriganter Mutter Dagmar (Sharon Horgan/Andrea Solter), die ein Volk von unterirdischen Höhlenbewohnern namens Trøgs befehligt. Mit der Hilfe eines getreuen Ritters versucht Zog, der sich von seiner schweren Verletzung erholen konnte, zu fliehen. Von der unerwartet herzlichen Art ihrer Mutter überrascht will Bean herausfinden, was Dagmar im Schilde führt…
Bean und die Meerjungfrau Mora
Teil 1 und Teil 2 der von Matt Groening erfundenen und mit Josh Weinstein entwickelten Fantasy-Comedy-Trickserie bot spaßige und absurd komische Unterhaltung, ließ aber einen echten roten Faden, welcher die einzelnen Episoden und Handlungsstränge dramaturgisch richtig zusammenhält, vermissen. Leider hat sich diese Schwäche in der dritten Runde nicht wirklich erledigt. Die Autoren von Disenchantment scheinen unentschieden darüber ob sie nun eine Serie mit in sich abgeschlossenen Episodenplots oder eine mit fortlaufenden Story Arcs schreiben wollen. Und so bietet der dritte von vier geplanten Teilen auch irgendwie beides. Wenn es gerade wieder überaus merkwürdig zugeht und es für Bean & Co keinen Ausweg zu geben scheint, dann taucht grundsätzlich fast immer die undurchsichtig-sinistere Dagmar auf.
Dass es inhaltlich immer wieder etwas holpert merkt man vor allem beim Finale von Teil 3, in welches gefühlt die Story von zwei bis drei Folgen gepackt wurde. Vielleicht bekommt man im vierten (und möglicherweise) letzten Teil dann die Hintergründe der ganzen Geschichte enthüllt. Oder die Zuschauer werden an der Nase herumgeführt und am Ende bleiben weitere Fragen offen, wie man es etwa von David Lynch kennt. Jedenfalls wäre das als Parodie gängiger Fantasy-Tropen und Erzählmuster irgendwie konsequent.
Aber dennoch funktioniert die animierte Show auf humoristischer Ebene immer noch prächtig. Ähnlich wie bei den Simpsons überzeugen die Gags durch ihre Beiläufigkeit. Positiv hervorzuheben ist auch der Dialogwitz, vor allem bei den verschiedenen Akzenten der zahlreichen Nebenfiguren. Der hochkarätige Voicecast um Abby Jacobson (Bean), Eric Andre (Luci), Nat Faxon (Elfo), John DiMaggio (Zog), Tress McNeille (Onna, Derek etc.) und Maurice LaMarche (Odval) macht erneut einen famosen Job. Nach Matt Berry (als Prinz Merkimer) stößt im dritten Jahr mit Richard Ayoade ein weiterer, früherer Hauptdarsteller aus der britischen Kultsitcom The IT Crowd hinzu. Mitreißend und überaus süffig präsentiert sich die Musik von Mark Mothersbaugh, der vor allem im Abspann ausgelassene Klänge zwischen Mittelaltermusik, Balkan Brass und Gypsy Jazz abliefert. Was der potenziell unerschöpfliche Fundus der bunten Welt von Disenchantment noch alles bereithält, werden wir wohl irgendwann in 2022 erfahren. Der Cliffhanger am Ende von Teil 3 hat es jedenfalls gehörig in sich.
Teil 3 von Disenchantment ist seit dem 15. Januar 2021 bei Netflix abrufbar.
Fazit: Disenchantment bleibt in der dritten Runde kurzweilig und spaßig, aber leider auch inhaltlich unausgegoren. 7 von 10 Punkten.
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Minister Odval wacht über den kranken König Zog
Bean ist wieder bei ihrer Mutter gelandet
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Marius Joa, 30. Dezember 2021. Bilder: Netflix.
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