Freiwild – Ein Würzburg-Krimi

Fast jede größere deutsche Region (vor allem beim Tatort) hat mittlerweile ihre eigene Krimireihe. Selbst in der unterfränkischen Möchtegern-Metropole Würzburg darf so etwas nicht fehlen. Marius Joa hat sich Freiwild – Ein Würzburg-Krimi angesehen.

Freiwild – Ein Würzburg-Krimi
TV-Krimi Deutschland 2008. 89 Minuten. Erstausstrahlung: 12. April 2008.
Mit: Thomas Schmauser, Teresa Weißbach, André Jung, Lena Stolze, Tino Hillebrand, Maximilian von Pufendorf, Pegah Ferydoni, Janna Striebeck u.v.a. Regie: Manuel Siebenmann.

Tatort Unterfranken

In der Nähe von Würzburg wird im Gras eine junge Frau tot aufgefunden. Die Ermittlung von Kommissar Peter Haller (Thomas Schmauser) und seiner aufstrebenden Assistentin Sacher (Teresa Weißbach) ergeben, dass es sich bei der Toten um ein mexikanisches Au-pair-Mädchen namens Angela (Rosetta Peddone) handelt. Angela war bis zu ihrem Tod bei der Familie des lokalen Star-Architekten Max Täschner (André Jung) untergebracht. Mittlerweile ist Frau Täschner (Lena Stolze) mit dem jugendlichen Sohn Nick (Tino Hillebrand) und der kleinen Tochter ausgezogen. Als Nick von Angelas Tod erfährt, taucht er ab. Haben etwa die Täschners etwas mit dem Tod der Mexikanerin zu tun? Welche Rolle spielte Angelas Freund Fabian (Maximilian von Pufendorf), der zufällig der Neffe von Max Täschner ist?

Mit Freiwild startete der Bayerische Rundfunk am 12. April 2008 eine Reihe sogenannter bayerischer Heimat-Krimis. Der Erfolg trat ein und dank guter Quoten (ca. eine Million Zuschauer) wird die Reihe fortgesetzt. Trotz ein paar Kritikpunkten kann der Kriminalfilm aus der unterfränkischen Bezirkshauptstadt überzeugen.

Hauptfigur ist der nachdenkliche und verträumte Kommissar Peter Haller, der in seiner Freizeit in einer kleinen Kapelle Trompete spielt („Peter der Trompeter“). Obwohl Haller etwas langsam und merkwürdig wirkt, gehört er zu den besten Ermittlern im Freistaat. Er liebt seine Heimatstadt Würzburg mit ihrer Beschaulichkeit und Ruhe. Dagegen möchte seine Mitarbeiterin Birgit Sacher um der Karriere willen maximal zwei Jahre dort arbeiten. Die Grundverschiedenheit der beiden Ermittler ist eine der Stärken des Films, weil sie für interessante Szenen und nette Dialoge sorgt. Neben Teresa Weißbach (Sonnenallee) als kühler Polizistin Sacher, überzeugt vor allem Thomas Schmauser als Kommissar Haller, der eigentlich den Film fast komplett trägt.

Die Story kann auch überzeugen, wenn sie auch nichts wirklich Neues bietet. Aber vor allem die visualisierten Gedanken Hallers über mögliche Abläufe der Tat und die Rückblenden geben Freiwild einen eigenen Stil. Und es geht inhaltlich nicht nur um den Mordfall an sich, sondern auch um das Privatleben des Kommissars, der seine heimliche Liebe, die mit seinem besten Freund verheiratete Klara (Janna Striebeck) immer häufiger trifft und dadurch ins Grübeln kommt. Dem Film gelingt es auch den merkwürdigen „Charme“ der ambitionierten, aber immer noch konservativ-kleingeistigen Stadt Würzburg einzufangen.

Jetzt aber mal ein kleiner Tipp an die Beteiligten: in einem Würzburg-Krimi sollte dann doch richtiges Unterfränkisch gesprochen werden, und nicht eine Mischung aus latentem Oberfränkisch und Nürnberger Dialekt. Dieser Kritikpunkt wiegt dann doch recht schwer. Zu Beginn des Films, als Haller zur Arbeit radelt, fährt er übrigens einen ziemlichen Schmarrn zusammen, was jedem halbwegs ortskundigen Zuschauer auffallen dürfte. Solche „Fehler“ sollten eigentlich vermeidbar sein.

Wer sich dennoch auf einen eher ruhigen und wenig reißerischen Krimi (in möglicherweise vertrauter Kulisse) einlässt, der wird bei Freiwild – Ein Würzburg-Krimi auf seine Kosten kommen, auch wenn alles etwas beschaulich zugeht. Und Vorfreude auf weitere Krimis aus Unterfranken ist natürlich auch angebracht. Zunächst sind aber wohl die anderen bayerischen Regionen dran.

Fazit: Sehenswerter, interessanter Unterfranken-Krimi mit eigenem Stil und einem überzeugenden Hauptcharakter. Mit der Sprache hapert es allerdings noch gewaltig. 7 von 10 Punkten.


Kommissar Haller und Frau Sacher.

Architekt Täschner mit geistlichem Beistand.
Marius Joa, 25. Mai 2008. Bilder: Infafilm/Bayerischer Rundfunk.


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