Game Of Thrones – Staffel 3

Wachsende Begeisterung bei Zuschauern und Kritikern sowie steigende Einschaltquoten. HBO hatte also keinen Grund, nicht weiter auf sein bestes Pferd im Stall zu setzen und orderte nach der zweiten eine dritte Staffel der hochwertigen Fantasy-Serie Game Of Thrones. Am 4. September startet diese auf TNT Serie.

 

 

9-10Game Of Thrones – Das Lied von Eis und Feuer (Game Of Thrones)
Fantasy/Drama-Serie USA 2013. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 530 Minuten.
Mit: Peter Dinklage, Nikolaj Coster-Waldau, Lena Headey, Emilia Clarke, Kit Harington, Richard Madden, Iain Glen, Michelle Fairley, Aidan Gillen, Charles Dance, Liam Cunningham, Stephen Dillane, Carice van Houten, Natalie Dormer, Isaac Hempstead-Wright, Jack Gleeson, Sophie Turner, Maisie Williams, Alfie Allen, Oona Chaplin, Conleth Hill, Sibel Kekili, Rose Leslie, John Bradley, James Cosmo, Joe Dempsie, Jerome Flynn, Rory McCann, Gwendoline Christie u.v.a. Nach der Romanreihe Das Lied von Eis und Feuer von George R. R. Martin. Adaption: David Benioff und D. B. Weiss.

Game Of Thrones 3_Soul-Poster

 

„All Men Must Die“

Durch das rechtzeitige Eintreffen von Lord Tywin (Charles Dance) und der Armee des neuen Bündnispartners Haus Tyrell konnten die Lannisters die Schlacht am Blackwater um King’s Landing gegen Stannis Baratheon (Stephen Dillane) und seine Truppen für sich entscheiden. Langsam kehrt in der Hauptstadt der Sieben Königslande wieder Normalität ein. Tyrion Lannister (Peter Dinklage) wurde als Hand des Königs, seines Neffen Joffrey (Jack Gleeson), von seinem Vater Tywin ersetzt und kuriert seine schweren Verletzungen aus, nachdem ein Ritter der Königsgarde während der Schlacht einen Mordanschlag auf ihn verübt hat. Auch für seine Verdienste bei der Verteidigung von King’s Landing fordert der oft verachtete „Gnom“ Tyrion von seinem strengen Vater einen hohen Preis, den dieser nicht zu zahlen bereit ist. Das einfache Volk der Hauptstadt darf sich auf die Hochzeit von König Joffrey mit Margaery (Natalie Dormer) freuen. Das junge Bündnis mit den Tyrells muss nämlich gestärkt werden. Sansa Stark (Sophie Turner), die Ex-Verlobte des Königs, ist erleichtert. Doch Ratsmitglied Petyr „Littlefinger“ Baelish (Aidan Gillen) hat ihr bereits zu verstehen gegeben, dass die Lösung des Heiratsversprechens nicht das Ende von Joffreys Bösartigkeiten ihr gegenüber bedeuten wird. Stattdessen macht Littlefinger ihr ein überraschendes Angebot.

König Stannis, der eigentlich rechtmäßige Erbe des Eisernen Thrones, hat sich nach seiner verheerenden Niederlage in seine Burg Dragonstone zurückgezogen und grübelt über seine düstere Zukunft, umgarnt von den Versprechungen Melisandres (Carice van Houten), der geheimnisvollern Priesterin des „Herrn des Lichts“, einer neuen, sich ausbreitenden Religion. Als Stannis’ tot geglaubter Gefolgsmann Ser Davos Seaworth (Liam Cunningham) wieder auftaucht und sich an Melisandre für den Verlust seines Sohnes rächen will, wird er als Verräter in eine Zelle gesperrt.

Game Of Thrones 3_Joff und Margaery Die Verlobten Joffrey und Margaery

Robb Stark (Richard Madden), der König des Nordens, befindet sich noch immer im Zwist mit seiner Mutter Catelyn Stark (Michelle Fairley), weil sie dem „Königsmörder“ Jaime Lannister (Nikolaj Coster-Waldau) gemeinsam mit der hünenhaften Ritterin Brienne (Gwendoline Christie) zur Flucht verholfen hat, damit dieser für die Freilassung ihrer beiden Töchter sorgt. Die zweite Stark-Tochter Arya befindet sich freilich nicht in King’s Landing, sondern trifft bei ihrer Reise durch die Flußlande mit ihren Gefährten Gendry (Joe Dempsie) und Hot Pie (Ben Hawkey) auf die „Bruderschaft ohne Banner“, eine Gruppe Desertierter und Gesetzloser. Angeführt wird die Bruderschaft von Thoros von Myr (Paul Kaye), einem Priester des „Herrn des Lichts“, sowie dem „untoten“ Berric Dondarrion (Richard Dormer). Kurz darauf nimmt die Bruderschaft einen alten Bekannten gefangen.

Die beiden jüngsten Starks, der verkrüppelte und prophetisch begabte Bran (Isaac Hempstead-Wright) und sein kleiner Bruder Rickon (Art Parkinson) sind mit ihren Helfern zur Mauer unterwegs, nachdem sie aus ihrer halbzerstörten Heimatburg Winterfell fliehen konnten. Jenseits der Mauer ist Jon Snow (Kit Harington) zu den Wildlingen übergelaufen und wird dem „König jenseits der Mauer“ Mance Rayder (Ciarán Hinds) vorgeführt. Der schickt Jon mit Wildlingsfrau Ygritte (Rose Leslie) und einer kleinen Truppe zur Erklimmung der Mauer. Samwell Tarly (John Bradley) und die meisten anderen Brüder der Nachtwache befinden sich nach einem Angriff der weißen Wanderer wieder auf dem Rückzug.

Auf dem Kontinent Essos jenseits der Meerenge gelangt Daenerys (Emilia Clarke), die letzte aus dem alten Königsgeschlecht der Targaryens, mit ihrem kleinen Gefolge um Ser Jorah Mormont (Iain Glen), zur Stadt Astapor in der Sklavenbucht, um dort eine Armee von Eunuchensoldaten käuflich zu erwerben. Die Verhandlungen gestalten sich als schwierig, auch wenn die drei Drachen für Aufsehen sorgen…

Game Of Thrones 3_Tywin Tywin Lannister, Hand des Königs

Wer die ersten beiden Staffeln von Game Of Thrones für recht komplex hielt, der wird mit der dritten Season der TV-Adaption von Das Lied von Eis und Feuer, der erwachsenen Fantasy-Romanreihe von George R. R. Martin (ehemaliger Autor und Produzent der US-Serie Die Schöne und das Biest, 1987-90) nicht unbedingt glücklicher werden. Denn wie die Romane expandieren auch die Handlung und das Figuren-Ensemble der Fernseh-Verfilmung von HBO. Der dritte Originalband der Reihe, A Storm Of Swords (im deutschen zwei Bände: Sturm der Schwerter, Die Königin der Drachen), wurde deshalb auf zwei Staffeln aufgeteilt. Season drei deckt etwa die erste Hälfte des Buches ab, wobei die Serie ja eine flexible Adaption darstellt, so dass Elemente früher oder später eingefügt werden können.

Ursprünglich war im Gespräch, dass die Staffeln drei und vier direkt hintereinander gedreht werden. Doch diese Herangehensweise wurde schnell verworfen, weil einfach der Schreibaufwand und die notwendige Zeit die Kapazitäten des kleinen Autorenteams um David Benioff (Troja) und Daniel Brett „D. B.“ Weiss bei weitem überstiegen hätten. Ich persönlich habe damit gerechnet, dass spätestens ab der dritten Staffel die Episodenzahl auf zwölf erhöht werden würde. Doch der ohnehin schon immense Produktionsaufwand sowie ein sehr strikter Zeitplan machten dies auch nicht praktizierbar. Die Folgen 21 bis 30 wurden übrigens von Anfang Juli bis Ende November 2012 in vier verschiedenen Ländern (Nordirland, Island, Kroatien, Marokko) aufgezeichnet. Die Szene mit einem trainierten Kodiakbären aus der siebten Folge „The Bear And The Maiden Fair“ drehte man Anfang 2013 noch in Los Angeles. Das Drehbuch zu dieser Folge schrieb übrigens George R. R. Martin, der Autor der Buchvorlage.

Natürlich kann selbst eine Fernsehserie mit ihrem im Vergleich zum Film größeren zeitlichen Möglichkeiten keine Buchreihe einfach „abfilmen“. Daher wurde auch im dritten Jahr die ausufernden Handlungsstränge auf ein verfilmbares Maß gestrafft und einiges vereinfacht. So vereinen sich in der Figur des Schmiedes Gendry gleich zwei Baratheon-Bastardsöhne. An anderer Stelle war es nötig, die Rollen zu erweitern, wie im Falle von Margaery Tyrell, die in den Bücher nur aus „zweiter Hand“ beschrieben wird, da sie nicht zu den Point-of-View-Charakteren gehört. In Game Of Thrones ist König Joffreys neue Verlobte eine manipulierende, junge Frau, die sich auch gern mal als „Angelina Jolie“ von Westeros inszeniert. Mit der Geschichte um Theon Greyjoy, der in der Staffel zuvor, Winterfell eroberte und die Starks quasi verriet, greift die Handlung der Serie bereits auf Band fünf der Romanreihe vor.

Insgesamt ist den Machern, trotz des immer vielschichtiger werdenden Materials, wieder ein herausragender Balanceakt zwischen werkgetreuer und im engen zeitlichen Rahmen von etwa neun Stunden pro Season machbarer Adaption gelungen. Dramaturgisch sind HBO-Serien und andere vergleichbare Produktionen des amerikanischen Bezahlfernsehens wie Mad Men oder Rom dem Kino bereits weit voraus. Doch mittlerweile kann Game Of Thrones auch bei den Produktionswerten sehr gut mithalten. Das im Vergleich zu den Vorgängerstaffeln (60 Millionen bei Nr. 1 und ca. 70 Millionen Dollar bei Nr. 2) etwas geringere Budget von etwa 50 Millionen hat lediglich zur Folge, dass es in der dritten Season keine größeren Schlachtszenen gibt. Aufgrund der fesselnden, spannenden und komplex-authentischen Handlungsstränge empfindet man dies aber nicht als Mangel. Im Gegenteil: bei den diversen einschneidenden Storyelementen wären groß angelegte Action-Sequenzen wohl eher etwas zu viel des Guten.

Wie gewohnt kommt der große Klimax der Staffel nicht in der zehnten, sondern in der neunten Folge („The Rains Of Castamere“). In Staffel eins war es Ned Starks unerwartete Hinrichtung, in der zweiten die verheerende Schlacht am Blackwater und in der dritten Season ist es ein besonders tragisches und niederschmetterndes Ereignis, das bei der Erstausstrahlung in der englischsprachigen Welt bei Buchunkundigen schon gewaltige Hysterie und Fassungslosigkeit ausgelöst hat. Folge zehn bildet wieder das Dénouement und legt den Grundstein für die nächste Staffel die seit Anfang Juli 2013 an den gewohnten Locations gedreht wird.

Der von Golden Globe- und Emmy-Gewinner Peter Dinklage alias Tyrion Lannister angeführte illustre Cast, dessen Hauptteil mittlerweile aus fast 30 Mitgliedern besteht, bekommt in Season drei prominenten Zuwachs. Ciarán Hinds, bekannt als Caesar aus Rom, spielt Mance Rayder, den „König jenseits der Mauer“, der alle Wildlingsstämme unter seiner Herrschaft vereinigt hat, und diese in die sieben Königslande führen will. Dame Diana Rigg (Mit Schirm, Charme und Melone, Im Geheimdienst Ihrer Majestät) ist in der Rolle von Margaery Tyrells listiger Großmutter Lady Oleanna zu erleben. Mit Edmure Tully (Tobias Menzies aka Brutus aus Rom) und Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russell) sind nun auch Bruder und Onkel von Catelyn Stark mit dabei, nachdem sie in den Romanen bereits früher auftauchten. Weitere wichtige Nebenrollen bekleiden Mackenzie Crook (Fluch der Karibik) als Wildling Orell und Thomas Sangster als Brans neuer Weggefährte Jojen Reed.

Fazit: Die Komplexität des Stoffes und damit die Schwierigkeiten der Adaption erhöhen sich, doch bleibt bei Staffel 3 von Game Of Thrones eigentlich alles beim Alten. Die hohe Produktionsqualität in Kinoformat, eine kunterbunte, stark aufspielende Darstellerriege (die freilich etwas dezimiert wird), die fesselnde sowie authentische Inszenierung machen HBOs Fantasy-Drama zu einer der derzeit besten Serien. 9 von 10 Punkten.

Game Of Thrones – Staffel 3; ab 4. September mittwochs 20:15 auf TNT Serie.

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Marius Joa, 1. September 2013. Bilder: HBO.


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