Deutschen Actionserien bringen die Fernsehzuschauer meist ein mehr oder weniger gesundes Misstrauen entgegen. Bei „GSG-9“, der neuen Sat.1-Serie, ist dies aber unbegründet. Das Team hat ein gutes Gesamtpaket zusammengestellt. Knapp 3,3 Millionen Bundesbürger sahen zu, der Marktanteil betrug zehn Prozent. Zu wenig, wie Johannes Michel findet.
GSG-9
Actionserie, Deutschland 2007.
Mit: Marc Ben Puch, Bülent Sharif, Andreas Pietschmann, Bert Böhlitz, Jorres Risse, André Hennicke, Florentine Lahme u.a.
„Auch Kommandeur Thomas Anhoff (André Hennicke) weiß: Die Balance im Team ist wie eine Lebensversicherung! Natürlich brauchen die Männer auch einen privaten „Puffer“. Familiäre Erdung ist aber nur bedingt möglich. Die strikte Geheimhaltungspflicht bedeutet für die Lebenspartner, Familien und Freunde der GSG-9-Männer ständige Ungewissheit und Angst. Immer wieder platzt der Einsatzbefehl ins Privatleben. Doch weder auf eine lange geplante Familienfeier noch auf ein romantisches Rendezvous kann im Ernstfall Rücksicht genommen werden. Jedes Mitglied der Elite-Einheit muss in jeder Situation darauf gefasst sein, sofort in einen Einsatz aufzubrechen, oft ohne genau zu wissen, wohin die Reise gehen wird …“
So bewirbt Sat.1 seine neue Actionserie „GSG-9“ im Internet. Sie soll nahe an der Realität angesiedelt sein, das meint: Keine Aktionen, die sich gegen Demokratie und Menschenrechte richten, werden von der GSG-9 durchgeführt. Für Diskussionen hatte diesbezüglich die US-amerikanische Serie 24 kürzlich gesorgt. Mit vollkommen unbekannten Schauspielern und noch dazu auf kurzfristig geändertem Sendeplatz startete „GSG-9“ am 08. März 2007. Keine guten Voraussetzungen am Anfang?
Doch. Gerade das junge und unverbrauchte Schauspielerteam spricht für die neue Serie. Bisher mussten bei deuten Actionserien oft Argumente wie „Kopie“, „zu lasch“ oder „langweilig“ ausgepackt werden, auf „GSG-9“ trifft keines zu. Die Crew leistet überzeugende Arbeit, filmt tolle Bilder aus der Hauptstadt Berlin und fesselt den Zuschauer damit an den Bildschirm. Ebenso nicht zu verachten ist, dass auch ein kleiner Blick in das Privatleben der GSG-9-Mitglieder ermöglicht wird. Glücklicherweise wird dieses Thema nicht weiter beleuchtet, so etwas ist nicht die Aufgabe einer Actionserie. Dennoch sollten die „Gefühle“ natürlich nicht zu kurz kommen.
Für die ersten Episode musste gleich mal der islamistische Terror herhalten: Ishan Hamsa will sich nach der Festnahme seines Bruders an der Elitetruppe rächen und nimmt die Schwimmmannschaft der US-Damen als Geisel. Dabei verbarrikadiert er sich in einem Berliner Hotel und bringt selbst das Kamerasystem in seine Gewalt.
Auch wenn das Thema „Islamismus“ in den Medien dauerhaft präsent ist und vielen sicher auf die Nerven geht, schaffte die erste Folge dennoch, einigermaßen sensibel damit umzugehen. Klar: Etwas weniger leicht hätten es sich die Drehbuchautoren schon machen können, das Gesamtpaket stimmte aber. Hoffen wir auf weitere ordentliche Folgen und auf gute Quoten, damit diese Serie nicht wie so manche schnell wieder aus dem Programm verschwindet.
Fazit: Deutsche Serie, der man das „Deutsche“ nicht ansieht. Weiter so. 8 von 10 Punkten.
Blutige Einsätze sind keine Seltenheit für die GSG-9.
Johannes Michel, 09. März 2007. Bilder: Sat.1
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